Gericht verweigert die Suche nach tausenden Bitcoins auf MĂĽllhalde in Wales

Eine 2013 entsorgte Festplatte enthält angeblich die Schlüssel für Bitcoins im Wert von fast 750 Millionen Euro. Doch die Ausgrabungen werden nicht stattfinden.

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MĂĽllhalde mit Elektroschrott

Symbolbild einer MĂĽllhalde

(Bild: Morten B/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer

Ein britisches Gericht hat die mittlerweile 11-jährige Suche nach einer weggeworfenen Festplatte mit Schlüsseln für 8000 Bitcoins beendet, bevor die Ausgrabungen auf der betroffenen Müllhalde in Wales beginnen können. Die Gemeinde als Betreiber der Mülldeponie hatte sich bislang einer Suche nach der Festplatte verweigert, doch der ehemalige Besitzer wollte sie gerichtlich dazu zwingen. Jetzt ist er wohl endgültig gescheitert, die Bitcoins im aktuellen Wert von rund 748 Millionen Euro zurückzuerlangen.

Der Waliser James Howells hatte nach eigenen Angaben bereits 2009, also in der Frühzeit des Bitcoins, mit dem Mining begonnen. Den fürs Mining genutzten Laptop hatte Howells irgendwann zerlegt und die Komponenten verkauft; die Festplatte mit den Schlüsseln kam in die Schublade – bis sie bei einem Umzug 2013 versehentlich in den Müll geriet. Seitdem ersucht der Mann eine Erlaubnis der walisischen Stadt Newport, die Festplatte wieder auszugraben.

Doch der Jäger des verlorenen Bitcoin-Schatzes darf auf der Müllkippe nicht ausgraben, denn die Kommune weigert sich. Generell sei es Privatpersonen verboten, die Deponie zu betreten, und bei einer derartigen, mit hohen Kosten verbundenen Schatzsuche seien erhebliche Konsequenzen für die Umwelt zu befürchten. Selbst Versprechungen Howells, die Ausgrabungen mithilfe von Investoren zu finanzieren und der Stadt einen Anteil des Bitcoin-Schatzes zu überlassen, haben die Kommune nicht umgestimmt. Deshalb zog der Bitcoin-Wegschmeißer vor Gericht und forderte eine präzise Suche auf der Müllhalde.

Doch dort ist der Mann jetzt wohl endgültig gescheitert. Denn das hohe Gericht in Cardiff unter Richter Keyser hat Ende letzter Woche entschieden, das Verfahren mangels Erfolgsaussichten nicht zuzulassen (Verfahrensnummer BL-2024-CDF-000009). Ausgrabungen auf der Mülldeponie würden laut Gerichtsentscheid schädliche Substanzen freisetzen und Anwohner gefährden, mit "potenziell schwerwiegende Risiken, die Fragen der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt aufwerfen".

Der Richter beruft sich auf das britische Gesetz zur Kontrolle der Umweltverschmutzung von 1974. Demnach soll "Alles, was der Behörde von einer anderen Person im Zuge der Nutzung der Einrichtungen übergeben wird, Eigentum der Behörde" werden. Howells argumentiert, dass damit aber nicht zwingend das frühere Eigentumsrecht aufgegeben wird, die Festplatte also auch noch ihm gehöre. Der Richter widerspricht und erklärt: "Die Worte 'gehören der Behörde' sind vollständig und uneingeschränkt".

James Howells ist enttäuscht von dieser Entscheidung. "Die Abweisung des Falls bei der frühesten Anhörung ermöglicht mir nicht einmal, mich zu erklären oder in irgendeiner Form Gerechtigkeit zu erlangen", sagte er laut BBC. "Es gab so viel mehr, was in einem ordentlichen Prozess hätte erklärt werden können, und das hatte ich erwartet. Es geht nicht um Gier, ich teile gerne den Erlös, aber niemand in einer Machtposition will ein anständiges Gespräch mit mir führen... Dieses Urteil hat mir alles genommen und mich mit nichts zurückgelassen. Es ist das große britische Unrechtssystem, das wieder zuschlägt."

Ob die Notebook-Festplatte nach zehn Jahren im Müll ausreichend restauriert werden kann, um auf die Bitcoin-Schlüssel zugreifen zu können, bleibt also offen. Howells selbst zeigte sich in der Vergangenheit in diesem Punkt optimistisch. Zwar räumte er laut einem Artikel im New Yorker aus dem Jahr 2021 ein, dass die Festplatte durch das Einschichten von Erde und anderem Müll einer gewissen Verdichtung ausgesetzt gewesen sein muss. Howells geht aber trotzdem davon aus, dass die Platte dabei wahrscheinlich nicht zerbrochen und der Inhalt der Festplatte dadurch nicht zerstört worden ist.

(fds)