Forscher: Handyverbot ist keine Lösung für mehr Produktivität

Ein Experiment ergab, dass Menschen auf andere Ablenkungen ausweichen, wenn sie bei der Arbeit keinen Zugriff auf ihr Smartphone haben.

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Person nutzt ein Smartphone und sitzt vor einem Computer. Daneben ist ein Stethoskop.

(Bild: TippaPatt/Shutterstock.com)

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Ein Versuch der London School of Economics and Political Science ergab, dass die Abwesenheit des Handys die effektive Arbeitszeit nicht anhebt. Vielmehr finden Menschen laut den Ergebnissen Ersatzhandlungen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, und verschaffen sich so kleinere Pausen.

Durchgeführt wurde das Experiment in einem Raum, in dem Versuchspersonen fünf Stunden lang mit ihrem Laptop arbeiten sollten. Dies geschah an zwei verschiedenen Tagen jeweils einmal. Einziger Unterschied dabei war der Ort, an dem das Handy abgelegt werden sollte. Einmal wurde es auf demselben Tisch platziert, auf dem auch gearbeitet wurde, im zweiten Fall dann auf einem separaten Tisch, der ungefähr eineinhalb Meter entfernt stand.

Beide Varianten des Aufbaus für den Raum, in dem der Versuch durchgeführt wurde.

(Bild: Maxi Heitmayer / London School of Economics and Political Science)

Lag das Handy in Reichweite auf demselben Tisch, haben die Versuchspersonen es dreimal häufiger genutzt und verbrachten doppelt so viel Zeit damit. Auf der anderen Seite verbrachten die Personen mehr Zeit am Computer, wenn das Handy weiter weg war. Allerdings blieb die Anzahl der am Computer ausgeführten Aktivitäten gleich.

Während die Probanden auf dem Smartphone gern durch Tiktok oder Instagram scrollten, nutzten sie bei erschwertem Zugriff auf das Handy oft Nachrichtenseiten oder Online-Shopping-Portale am Notebook. Chats wie Whatsapp oder Facebook Messenger wurden unabhängig vom Gerät genutzt.

Verteilung der Zeit pro Aktivität in beiden Varianten des Versuchs.

(Bild: Maxi Heitmayer / London School of Economics and Political Science)

Im Vergleich der beiden Versuchsszenarien verbrachten die Teilnehmer gleich viel Zeit mit Arbeit und Freizeitaktivitäten. Auch die Anzahl der Arbeitsaktivitäten blieb in beiden Szenarien statistisch konstant. Allerdings nutzten die Personen ihren Computer für doppelt so viele Freizeitaktivitäten, wenn das Handy weiter weg war.

Die Forscher stellten fest, dass das Handy bevorzugt für Freizeitaktivitäten genutzt wird und sich nur der Fokus für das Gerät selbst ändert. Das Notebook kommt primär dann für Freizeitaktivitäten zum Einsatz, wenn das Handy nicht zur Verfügung steht. Durchgeführt wurde der Versuch mit 28 Personen zwischen 22 und 31 Jahren.

(tlz)