Telekom will Diensteanbieter zur Kasse bitten

René Obermann bezieht Stellung in der Debatte um Netzneutralität. Diensteanbieter müssten für die Sicherheit und Qualität, die das Telekomnetz biete, am Ende auch angemessen zahlen, sagte der Vorstandschef.

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Die Deutsche Telekom will Anbieter von datenintensiven Diensten wie Google und Apple künftig stärker zur Kasse bitten, auch im mobilen Internet. "Ein gut gemachtes Netzangebot ist am Ende auch kostenpflichtig", sagte Telekom-Chef René Obermann einem dpa-Bericht zufolge dem Manager Magazin. Wenn die Telekom besondere Netzsicherheit oder höchste Übertragungsqualität zum Beispiel für Musik oder Video biete, müsse dies "auch differenziert bepreist werden". Entsprechende Diskussionen mit Diensteanbietern wie Google seien angestoßen. Obermann verband damit "neue Geschäftsmodelle für das mobile Internet".

Damit bezieht auch die Telekom in der auf beiden Seiten des Atlantiks heftig geführten Debatte um die Netzneutralität eindeutig Position. Als einer der ersten Vertreter eines großen europäischen Carriers hatte sich Anfang des Jahres Telefónica-Chef César Alierta aus der Deckung gewagt. "Die Suchmaschinen nutzen unser Netz, ohne dass sie irgendetwas dafür bezahlen", sagte er einer spanischen Zeitung. Das könne so nicht weitergehen.

Die Politik in den USA und Europa neigt derzeit dazu, die Neutralität der Netze zur Not auch regulatorisch zu gewährleisten. Die US-Regierung und die zuständige Aufsichtsbehörde FCC wollen Neutralitätsprinzipien festschreiben, stoßen dabei aber auf Widerstand. Auch die EU-Kommission hat sich zu den Prinzipien der Netzneutralität bekannt.

Dagegen beanspruchen die großen Netzbetreiber das Recht, die mit substanziellen Investitionen erweiterten Netzkapazitäten auch angemessen verwerten zu können. Wenn Diensteanbieter wie Google auf den Netzen der Carrier hohe Margen erwirtschaften, wollen die daran mitverdienen.

Kritiker warnen unterdessen davor, die Netze allein den Prinzipien des Marktes zu unterwerfen. Damit könnten große Diensteanbieter bevorzugt werden, die sich die teureren Datenautobahnen leisten können. Weniger finanzstarke Anbieter erhielten so erst gar keine Chance, sich im Markt zu etablieren. Das könne auch zu Nachteilen für die Verbraucher führen. (vbr)