Die Neuerungen von Linux 2.6.35

Unterstützung für die Stromsparmechanismen von AMD-Grafikchips, auf Mehrkernprozessoren optimierter Netzwerk-Code, Funktionen zum Defragmentieren des Arbeitsspeichers und verbesserte Unterstützung für die Stromspar- und Turbo-Funktionen moderner Prozessoren sind einige der Neuerungen, mit der die neue Kernel-Version besticht.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Nach knapp zweieinhalb Monaten Entwicklung hat Linus Torvalds den Linux-Kernel 2.6.35 freigegeben. Genau wie andere aus dem Hauptentwicklungszweig von Linux hervorgegangene Versionen enthält auch der Nachfolger des Mitte Mai erschienenen Linux 2.6.34 wieder zahlreiche Verbesserungen.

So kann der Kernel nun zahlreiche Stromsparfunktionen von Radeon-Grafikchips oder die H264-Decodierfunktionen im Intel-Ironlake-Treiber nutzen. Das Btrfs-Dateisystem beherrscht Direct I/O und soll nicht mehr ins Straucheln geraten, wenn der Speicherplatz ausgeht. Mehr Netzwerkdurchsatz und geringere Latenzen auf Mehrkern-Systemen versprechen einige von Google eingebrachter Verbesserungen.

Hinzu kommen Optimierungen am Code für die Stromsparfunktionen moderner Prozessoren und volle Unterstützung für die Turbo-Core-Funktion von AMDs jungen Sechkern-CPUs. Neu sind auch Tracing-Schnittstellten für den KVM-Hypervisor, ein weiteres Programm zur Kernel-Konfiguration und Funktionen zum Defragmentieren des Arbeitsspeichers. Und wie immer gibt es hunderte neuer oder überarbeitete Treiber – darunter ausgebaute Unterstützung für USB 3.0 oder Verbesserungen am WLAN-Treiber ath_5k, die die Übertragungsraten steigern.

Das folgende Kernel-Log bietet einen Überblick über diese und zahlreiche weitere Neuerungen von Linux 2.6.35. Die sind letzten Endes für alle Linux-Anwender von Bedeutung, da zukünftige Linux-Distributionen auf Kernel 2.6.35 oder dessen Nachfolger aufsetzen werden und so für eine Verbreitung der Verbesserungen sorgen. Am Ende des Artikels wagen wir zudem einen Ausblick auf die Neuerungen, die einige Entwickler zur Aufnahme bei Linux 2.6.36 vorbereitet haben.

Die bei Linux 2.6.34 eingebrachte, aber dort noch rudimentäre Unterstützung für die Stromsparfunktionen von Radeon-Grafikchips haben die Kernel-Hacker bei 2.6.35 erheblich ausgebaut und optimiert. Wie aggressiv der Treiber Strom zu sparen versucht, lässt sich über /sys/class/drm/card0/device/power_method beeinflussen. Das Schreiben von "dynpm" in diese Datei aktiviert etwa das vollautomatische dynamische Power-Management. Alternativ kann man "profile" hineinschreiben und anschließend via /sys/class/drm/card0/device/power_profile
eines von vier Profilen festlegen: "default" sorgt für Standard-Takte bei GPU und Speicher, "low" aktiviert einen stromsparenden Modus, "high" eine performante Einstellung und "auto" schaltet abhängig von der Stromversorgung automatisch zwischen "low" und "high" um.

Der Treiber für die meisten integrierten Grafikkerne in Intel-Chipsätzen bringt nun alle Grundlagen (u. a. den Bit Stream Decoder Ring Buffer) zur Nutzung der H264-Decodierfunktionen mit, die die mit Grafikkern ausgestatteten Ironlake-CPUs bieten. Um diese nutzen zu können, wird auch neue Userland-Software wie die libva sowie eine diese Bibliothek verwendende Player-Software benötigt; weitere Details und Download-Links für die benötigte Software finden sich auf einer von Intel betreuten Webseite. Neu ist auch die Unterstützung für Memory Self-Refresh im Treiber für Ironlake-Prozessoren, die laut Tests des Entwicklers die Leistungsaufnahme auf einem Test-Notebook um ein Watt reduziert habe.