BKA bastelt an Datenbank für Netzermittlungen

Mit der Einrichtung spezieller Einheiten für Cyberkriminalität bei Landesdienststellen, Bundesgrenzschutz und Zoll steige der Koordinationsbedarf, meinte der Leiter der anlassunabhängigen Internet-Streifen beim BKA.

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Von
  • Monika Ermert

Das Bundeskriminalamt (BKA) arbeitet an einer zentralen Datenbank für Netzermittlungen, um Überschneidungen zu verhindern. Wolfgang Schreiber vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden, Leiter der Netzstreifen der ZaRD-Gruppe (Zentrale anlassunabhängige Recherche in Datennetzen), sagte bei der Cybercrime-Konferenz des Europarates, mit der Einrichtung spezieller Einheiten für Cyberkriminalität bei Landesdienststellen, Bundesgrenzschutz und Zoll gebe es immer mehr Koordinationsbedarf. Doppelte Ermittlungen zu gemeldeten Webseiten machten kaum Sinn, daher sollen in der Datenbank laufende und abgeschlossene Ermittlungen voraussichtlich mit URL oder IP-Adressen verzeichnet und für die betreffenden Dienststellen zugänglich sein. Personenbezogene Daten soll die Datenbank, für deren Struktur es einen ersten Entwurf gibt, nicht enthalten, versicherte Schreiber. Die Entwicklung der Datenbank gehe auf einen Beschluss der Innenministerkonferenz zurück, betonte er; wenn möglich wolle man die neue Datenbank-Idee auch international entwickeln.

Beim BKA bearbeiten derzeit rund 60 Ermittler, Wissenschaftler und Ingenieure das Thema Cyberkriminialität. Das ZaRD hat nach Angaben von Schreiber im vergangenen Jahr 600 Fälle an die zuständigen Landesdienststellen und ausländische Kollegen weitergegeben, 60 Prozent entfielen auf das Thema Kinderpornographie. Bei einem Drittel der Fälle führte die Spur zu deutschen Verdächtigen. Die anlassunabhängigen Streifen des BKA im Netz werden immer wieder kritisiert: Die Kompetenz fürs Streifegehen im Netz liegt streng genommen bei den Landesdienststellen; der Einsatz verdeckter Mittel oder gar technischer Gimmicks wie trojanischer Pferde sei seiner Dienststelle dagegen verwehrt, erklärte Schreiber.

Während die Schweizer Polizei nach Angaben des Schweizer Juristen Christian Schwarzenegger kürzlich ein in Entwicklung befindliches Tool für das Ausspähen des Rechners eines Verdächtigen übers Netz vorgestellt hatte, wiesen Schreiber und sein britischer Kollege darauf hin, dass solche Spyware von einem klugen Hacker auch "umgedreht" und gegen die Ermittler verwendet werden könnte. Allerdings werde der Einsatz solcher Mittel bei den Ermittlern in allen Länder heftig diskutiert. Henrik Kaspersen, Verhandlungsleiter bei der Abfassung der Cybercrime-Konvention des Europarates, meinte: "Wir brauchen technisches Wissen und Spezialeinheiten. Wie die Streife auf der Straße brauchen wir die Streife im Netz. Wenn man das Internet sich selbst überlässt, meinen die Leute, dass sie dort tun können, was sie wollen." Die Streifengänge und Gerichtsurteile könnten sich dagegen positiv auswirken. (Monika Ermert) / (jk)