Einstein@home-Teilnehmer finden Pulsar

Computer von zwei Teilnehmern des Distributed-Computing-Projekts haben in den Daten des Arecibo-Radioteleskops den Pulsar PSR J2007+2722 entdeckt.

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Schöner Erfolg für das Distributed-Computing-Projekt Einstein@home, bei dem Freiwillige ihre Computer in den Dienst der Wissenschaft stellen: Die Analyse von Daten des Radioteleskops des Arecibo-Observatoriums enttarnte den neuen Pulsar PSR J2007+2722. Es handelt sich um einen ungefähr 17.000 Lichtjahre entfernten Neutronenstern in der Milchstraße im Sternbild Vulpecula (Füchschen). Zu verdanken ist die Entdeckung Daniel Gebhardt von der Universität Mainz und Chris und Helen Colvin aus Ames, Iowa.

Mehrere hunderttausend Rechner in aller Welt analysieren Daten für Einstein@home. Ein Drittel der Rechenzeit von Einstein@home wird seit März 2009 für die Suche nach Pulsaren in den Daten des Radioteleskops Arecibo investiert. Über 200 Pulsare wurden bislang in den Daten "wiederentdeckt". Nun wurde erstmals ein neuer aufgespürt. Wie die Suche in den Daten des Teleskops funktioniert, haben die Wissenschaftler auf Einstein@ home Arecibo Pulsar Suche dokumentiert. Auf einer Boinc-Team-Page steht auch eine 3D-Visualisierungssoftware (PulsatingScience) für Windows, Mac-OS und Linux zum Download zur Verfügung steht, mit der man interaktiv Pulsare in Doppelsystemen simulieren kann.

Über die Entdeckung des neuen Pulsars berichtet in Science Express ein Forscherteam, zu dem unter anderem Benjamin Knispel und Prof. Dr. Bruce Allen, Leiter des Projekts Einstein@Home und Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) sowie Adjunct Professor of Physics an der University of Wisconsin. Die AEI-Astronomen suchen unter anderem mit riesigen Detektoren nach Gravitationswellen, interessieren sich aber auch für das neu entdeckte, besondere Objekt: Anders als die meisten Pulsare, die schnell und mit sich zeitlich kaum ändernder Frequenz rotieren, ist PSR J2007+2722 ein Einzelgänger, besitzt also keinen ihn umkreisenden Begleitstern. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um einen "Recycled"-Pulsar – einen Neutronenstern, der zunächst von seinem engen Nachbarstern noch Masse und Drehimpuls aufgenommen hatte, dann aber seinen Begleiter verloren hat. Allerdings können die Wissenschaftler nicht ausschließen, dass PSR J2007+2722 ein sehr junger Pulsar mit einem ungewöhnlich niedrigen Magnetfeld ist.

Prof. Jim Cordes, Astronom an der Cornell University, hebt hervor: "Dieses Objekt ist äußerst interessant für das Verständnis der grundlegenden Physik von Neutronensternen und deren Entstehung. Seine Entdeckung erforderte ein komplexes System, das Arecibo Teleskop und Rechnerresourcen am AEI, am Cornell Center for Advanced Computing sowie an der University of Wisconsin, um die Daten an die freiwilligen Teilnehmer von Einstein@Home weltweit verteilen zu können." (ciw)