Multi-Dienstleister

Die Fähigkeiten von aktuellen Netzwerkspeichern reichen weit über die eines reinen Datenlagers hinaus. Mit Zusatzfunktionen wie Medien- und Webserver, Maildienst oder Virenscanner machen sie vollwertigen Heimservern Konkurrenz. Mit Software-Add-ons sind bessere Geräte zudem um nahezu jede beliebige Anwendung erweiterbar.

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Zentraler Speicherplatz im lokalen Netz ist längst nicht mehr nur für Unternehmen unverzichtbar, auch in der Familie oder Studenten-WG geht es kaum noch ohne: Sei es, um Daten untereinander auszutauschen oder Backups, Filme und Musik so abzulegen, dass verschiedene Anwender mit unterschiedlichen Rechten darauf zugreifen können. Ein herkömmlicher rund um die Uhr laufender Server wäre für solche privaten Zwecke überdimensioniert. Er macht Lärm, verbraucht viel Strom und ist kompliziert zu verwalten. Anders sieht es mit NAS (Network Attached Storage) aus. Dabei handelt es sich um kompakte, leicht konfigurierbare Speicherboxen, die mit wenig Rechenleistung auskommen und somit energiesparender als ein ausgewachsener PC oder Server arbeiten. Das riesige NAS-Angebot reicht von einfachen Netzwerkfestplatten der 100-Euro-Klasse bis hin zu Multi-Terabyte-RAID-Systemen.

Weil ein Netzwerkspeicher permanent läuft, liegt es nahe, ihn neben der simplen Datenspeicherung noch weitere Dinge gleich mit erledigen zu lassen. Anders als der Router ist er nicht Angriffen aus dem Internet ausgesetzt und kann so recht gefahrlos noch zusätzliche Aufgaben übernehmen: etwa die eines UPnP-AV-Medienservers, der Filme und Musik über einen Streaming-Client an Fernseher und das Internetradio liefert, oder die eines Printerservers, der USB-Drucker für mehrere Anwender im Netzwerk freigibt. Einige Hersteller haben die Firmware ihrer Geräte für Fremdprogramme geöffnet, sodass man das NAS über den ab Werk vorgesehenen Funktionsumfang hinaus per Add-on theoretisch um jede beliebige Anwendung erweitern kann. Mit ein paar Mausklicks ist dann etwa ein Streamripper installiert, der das NAS zum Aufnahmegerät für Internetradiosendungen umfunktioniert. Eine Telefonanlagensoftware dient als VoIP-Anrufbeantworter, und Webcam-Bilder erlauben aus der Ferne einen Blick ins Heim.

Erweitern lassen sich jedoch nur NAS-Geräte, die die nötigen Hardware-Reserven dafür mitbringen. In billigen Netzwerkfestplatten stecken etwa oft nur einfache SATA-LAN-Chips. Damit arbeiten sie zwar so stromsparend wie eine herkömmliche USB-Platte, lassen sich aber trotz Gigabit-Ethernet-Schnittstelle kaum schneller als mit Fast-Ethernet-Tempo (12,5 MByte/s) befüllen. Für Erweiterungen über die Grundfunktionen (SMB-Dateizugriff, Medien- und Druckerserver) hinaus ist die Hardware zu schlapp.

Erst in der Preisklasse ab 250 Euro aufwärts finden Sie Geräte mit erweiterbarer Firmware. Sie arbeiten mit Mikrocontrollern der Gigahertz-Klasse, deren Leistungspotenzial bereits für recht ordentliche Transferraten reicht (siehe Tabelle auf S. 110 in c't 20/10). Auch der Funktionsumfang ab Werk ist bei diesen Geräten dann schon etwas üppiger. Eine Ausnahme stellt der mittlerweile veraltete Raidsonic-Netzwerkspeicher IB-NAS4220-B dar, den es mit erweiterbarer Firmware, allerdings auch recht spartanischem Grundfunktionsumfang und lahmem Tempo schon für rund 100 Euro zu kaufen gibt – aber nur noch in Restbeständen [1].

Erweiterbar und richtig schnell sind erst NAS-Geräte, die mehr als 400 Euro kosten. Im Prinzip handelt es sich bei diesen Geräten um komplette Mini-PCs. Unter dem Deckel steckt Standard-PC-Hardware – heute zumeist ein Board mit Atom-Prozessor von Intel –, womit sie (außer im RAID 5) bis zu 100 MByte/s erreichen können. Stärkere Mobilprozessoren oder leistungsstarke Dual-Core-CPUs treiben die Performance sogar in Richtung des Limits von Gigabit-Ethernet (125 MByte/s) – aber auch den Stromverbrauch in die Höhe. Wers schnell und billig mag, könnte da versucht sein, den NAS-Eigenbau in Angriff zu nehmen. Einen Bauvorschlag für einen solchen Server finden Sie im Artikel auf Seite 116.

Das Betriebssystem eines NAS entscheidet sowohl über den grundsätzlichen Funktionsumfang als auch die Erweiterungsmöglichkeiten. Auf den meisten Geräten installieren die Hersteller ein Linux. Der Vorteil: Das quelloffene Betriebssystem kostet keine Lizenzgebühren und lässt sich so anpassen, dass es auch auf schwachbrüstigen Embedded-CPUs läuft. Eine Alternative hierzu ist der Windows Home Server (WHS). Weil ein x86-Prozessor hier Pflicht ist, fallen die Performanceunterschiede zwischen einzelnen WHS-Geräten deutlich geringer aus: Alle arbeiten schnell. Bei der neuen, von Grund auf renovierten Version des WHS, die es bereits in einer Beta-Version zu bestaunen gibt, erhöhen sich die Systemanforderungen künftig auf eine x86-CPU mit 64-Bit-Erweiterung sowie 2 GByte RAM. Unsere Erfahrungen mit Windows Home Server 2008 R2 beschreiben wir ab Seite 112.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 20/2010.

Mehr Infos

Netzspeicher mit Extras

Artikel zum Thema "Netzspeicher mit Extras" finden Sie in c't 20/2010:

(boi)