Prozessorgesteuerter Geldautomat aus dem Kombinat

Die Idee für eine Bankmaschine hatte ein US-Erfinder bereits 1939. Durchsetzen konnte sich das Konzept allerdings erst sehr viel später. Heute sind die "Automated Teller Machines" aus dem Bankalltag nicht mehr wegzudenken.

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Der Geldautomat hat den Bankkassierer weitgehend verdrängt und ist längst aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Geschichte der heute auf PC-Basis aufgebauten Automaten reicht bis weit ins letzte Jahrhundert zurück. Die Idee für eine Maschine für Bankgeschäfte wird dem US-Erfinder Luther George Simjian zugeschrieben. Der Sohn türkisch-armenischer Eltern hatte 1939 bei der heutigen Citibank in New York sechs Monate lang einen ersten Automaten getestet – mit zunächst wenig Erfolg: Interesse an der anonymen Geldquelle zeigten der Überlieferung zufolge damals nur ein paar Spieler und Prostituierte.

ATM-Konzeptstudie von Diebold, Mitte der 1960er Jahre.

(Bild: Diebold)

Erst Ende der 1960er-Jahre gab es die ersten regulären "ATM" (Automated Teller Machine) in Deutschland, Großbritannien und den USA. In Deutschland begann die Geschichte automatischer Geldausgabe 1968. Die Kreissparkasse Tübingen führte damals eine Mischung aus Tresor und Roboter ein: Unter Einschub einer Plastikkarte und Einsatz eines Tresorschlüssels konnten ausgewählte Kunden zuvor bezogene Lochkarten gegen jeweils 100 DM eintauschen.

Zehn Jahre später, im Dezember 1978, führte die Kreissparkasse Köln den ersten Geldautomaten mit Karte und Code ein. Doch auch hier waren die zugelassenen Nutzer zunächst handverlesen. Bis 1983 gab es zudem nach 22 Uhr kein Geld. Der Erfolg kam nur langsam, 1982 gab es BRD-weit erst 134 Automaten. Heute gibt es deutschlandweit über 50.000 Geldautomaten. In der DDR wurde Mitte der 1980er-Jahre ein mikroprozessorgesteuerter Geldausgabeautomat vom VEB Kombinat Nagema entwickelt.

In Österreich gibt es die "Bankomat" genannten Maschinen nunmehr seit drei Jahrzehnten. Am gestrigen Mittwoch vor 30 Jahren wurde in der Wiener Schottengasse der erste moderne österreichische Geldausgabeautomat in Betrieb genommen. Noch im selben Jahr 1980 wurden weitere 34 Geräte in Österreich errichtet. Damals ging man von einem österreichweiten Bedarf von 300 bis 400 Bankomaten aus, heute sind es insgesamt 7.650 Apparate.

Bei der ersten Generation der Bankomaten handelte es sich noch nicht um PCs, sondern um IBM-3624-Maschinen, die mit IBM-eigener Firmware und IBM-Prozessoren liefen. Sie hatten keinen Monitor, sondern ein zweizeiliges Display unter einem Sehschlitz. Sie waren bis Mitte der 1990er im Einsatz. Anfang der 1990er-Jahre gesellten sich Geräte auf PC-Basis hinzu: IBM 4731 und Bull 24100. Sie liefen zunächst unter MS-DOS.

1994 wurden in Österreich als erstem europäischen Land nach Dänemark Chipkarten eingeführt. Dies gab den Anstoß zur Umstellung der Bankomaten auf das OS/2-Betriebssystem. OS/2 wurde auf den dann aktuellen Geldausgabegeräten IBM 478x und Bull 34001 bis 2003 genutzt. Die entsprechenden Geschäftssparten von IBM und Bull gingen in der Firma Diebold auf, die heute neben Wincor Nixdorf und NCR die österreichischen Bankomaten liefert. Als Betriebssystem kommt eine abgespeckte Variante von Windows XP zum Einsatz. (vbr)