Stevie Wonder fordert Urheberrechtsausnahmen für Blinde

Zu Beginn der WIPO-Generalversammlung hat der Musiker ein technisches Protokoll zum Austausch und zur Umwandlung von geschützten Werken gefordert, das Blinden und Sehbehinderten die Teilnahme am kulturellen Leben erleichtert.

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Von
  • Monika Ermert

Der bekannte US-amerikanische Musiker Stevie Wonder hat an die Mitgliedsstaaten der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO) appelliert, den Zugang für Sehbehinderte und Blinde durch Ausnahmen vom Urheberrecht zu verbessern. Zum Auftakt der diesjährigen WIPO-Jahresversammlung sagte (PDF-Dokument) der selbst blinde Wonder, der Schutz von Autoren und Kreativen sei wichtig. Es sei aber ein einfach zu handhabendes technisches Protokoll zur Umwandlung von urheberrechtlich geschützten Werken nötig, das den mindestens 300 Millionen Blinden und Sehbehinderten die Teilnahme am kulturellen Leben erleichtere. Wonder verwies auf bereits der WIPO vorliegende Vorschläge für die Einrichtung einer Clearingstelle: "Bitte vollenden sie diese Arbeiten. Ansonsten muss ich ein Lied darüber machen, was sie nicht getan haben."

Seit einem scheinbaren Durchbruch im vergangenen Jahr ringen die Mitgliedsländer in der WIPO um einen neuen internationalen Vertrag, der den Zugang zu urheberrechtlich geschütztem Material erleichtern soll, indem für Blinde geeignete Versionen geschaffen werden. In Europa sind nur 5 Prozent aller Bücher in für Sehbehinderte geeigneten Formaten erhältlich, weltweit liegt diese Zahl sogar bei nur 1 Prozent. EU-Kommissar Michel Barnier hatte kurz vor der WIPO-Jahrestagung die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen der Europäischen Blindenunion, dem Europäischen Verband für Legasthenie und dem Verband Europäischer Verleger verkündet. Der Verlegerverband begrüßte das nicht-verbindliche Abkommen als den richtigen, auf einen Konsens zwischen den Interessengruppen zielenden Weg. Die Europäische Blindenunion hofft, dass die EU-Mitgliedsstaaten auch die von der Weltblindenunion unterstützte WIPO-Blindenschranke unterstützen werden.

Die WIPO-Generalversammlung diskutiert noch bis zum 29. September über das neue Budget und ihre strategische Ausrichtung. WIPO-Generalsekretär Francis Gurry sagte, trotz der Schwierigkeiten des langsam reagierenden, multilateralen Verhandlungssystems seien Fortschritte bei Urheberrechtsschranken für Blinde, bei neuen globalen Regeln für Rundfunkunternehmen, beim Schutz traditionellen Wissens und auch beim Schutz von Marken im Internet möglich. Entwicklungen wie die fern der WIPO stattfindenden Verhandlungen für das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) werden als Abkehr vom multilateralen System verstanden. (anw)