Microsoft verstärkt sein Engagement in Lateinamerika

Auf dem "Microsoft Government Leaders Forum — Americas" legte Bill Gates die Grundlagen seiner Zukunftsperspektive dar. Ein Seitenhieb richtete sich dabei gegen das Projekt "One Laptop per Child".

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In seiner Eröffnungsrede zum Microsoft Government Leaders Forum Americas in Washington, D.C., hat Bill Gates seine Vorstellungen darüber dargelegt, wie Informationstechnologie die Verwaltungen und das Verhältnis der Bürger zu ihnen und die Kommunikation als solche wandelt. Zum Einstieg schilderte er seiner Meinung nach wichtige Aspekte: Die Entwicklung mobiler Kommunikationsgeräte hin zu einer Art "digitaler Brieftasche", die neben ihren Grundfunktionen künftig auch zur Navigation sowie Sprach- und Bilderkennung dienen, und den Stellenwert der Software-Entwicklung für die Reduktion von Komplexität.

Microsoft hat in den vergangenen Jahren seinen Forschungsetat auf 6 Milliarden US-Dollar jährlich aufgestockt, erläuterte Gates. Ein großer Teil der Arbeit sei "unsichtbar", etwa 30 Prozent dienten der Verbesserung der Sicherheit. Auch hätten sich in den vergangenen Jahren die Speicherkapazitäten enorm vergrößert, sodass es heute auch dank der geringen Kosten im Vergleich zu früher eher denkbar sei, große Datenmengen wie zum Beispiel Videos digital zu archivieren und anderen zugänglich zu machen, wie zum Beispiel Lehrgangsfilme.

Nicht in dem Transkript seiner Keynote enthalten ist eine Äußerung Gates' auf dem Treffen, die in diesen Zusammenhang passt. US-amerikanische Medien sprechen von einem Seitenhieb auf den 100-Dollar-Laptop der Initiative Onle Laptop per Child (OLPC): "Das Letzte, was wir für einen gemeinsam genutzten Computer brauchen, ist ein Gerät ohne Festplatte und mit einem kleinen grünen Bildschirm." Demnach bezeichnete Gates den Kostenanteil der Hardware als gering, der größere Teil der Ausgaben entstehe durch Netzwerkverbindung, Anwendungen und Support.

Das OLPC-Projekt hatte sich für Linux als Betriebssystem für den 100-Dollar-Laptop entschieden. Microsofts CTO Craig Mundie war in den vergangenen Monaten hingegen davon ausgegangen, Smartphones würden sich besser für Entwicklungsländer eigenen. Nach allem, was in jüngster Zeit bekannt wurde, ist auch denkbar, Microsoft hielte die nun zur CeBIT vorgestellten Ultra Mobile PCs für geeigneter.

Vor den 200 Vertretern aus Regierungen, Unternehmen und Bildungsinstitutionen aus Nord- und Lateinamerika betonte Gates die große Bedeutung der Digitalisierung von Inhalten für den Verwaltungs-, vor allem aber auch für den Bildungssektor. Die Nutzung von mobilen Computern wie Tablet-PCs oder von – nach Gates' Vorstellungen kostengünstigeren Ultra Mobil PCs – werde das Bildungswesen, die Art zu lernen und die Interaktion zwischen den Beteiligten, verändern. Solcherlei werde derzeit in Projekten wie der Philadelphia School of the Future erkundet. Nebenher betätigten sich die Schüler dort auch als "Pioniere", da sie für die Authentifizierung auf ihren Geräten keine Passwörter benötigten, sondern stattdessen Smart Cards verwendeten.

Auf der Konferenz hat der Softwarekonzern Pläne angekündigt, seine Initiative "Partnerschaft für den Zugang zu Technologie" zu "formalisieren". Sie ist dafür gedacht, Behörden und lokalen Unternehmen in unterentwickelten Ländern und Regionen zu helfen. Public-private Partnerships seien weltweit wichtig für die Bewältigung der Herausforderungen für die Regierungen und die Bürger. Im Rahmen der Microsoft-Initiative gibt es laut der zuständigen Managerin Gerri Elliott bereits in einigen lateinamerikanischen Ländern Vorzeigeprojekte. In Mexiko werde beispielsweise in Zusammenarbeit mit Hardware-Herstellern, Internet-Providern und Baufirmen ein Programm zur "Mikrofinanzierung" für Eigenheime inklusive PCs angeboten.

Aus Bill Gates' Sicht geht es insgesamt darum, eine "Non-textbook World" zu schaffen und ein papierloses Rechtssystem. Der Dialog mit den Regierungen und Behörden in Nord- und Lateinamerika soll dazu verhelfen, ein besseres Gesundheitssystem zu schaffen, weniger Fehler zu machen, Kosten zu reduzieren und Ressourcen effektiver einzusetzen. Speziell in Lateinamerika, wo Microsoft bereits viel investiert habe, sieht Gates gute Wachstumsperspektiven. (anw)