Yahoo weiter unter Druck

"Ein solides Quartal", urteilt Konzernchefin Carol Bartz über die Geschäfte von Yahoo im dritten Quartal. Allerdings scheint der Rivale Google übermächtig. Bei Suchanzeigen verliert Yahoo weiter, bei Werbebannern holt Google auf.

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Von
  • Jürgen Kuri

Licht und Schatten bei Yahoo: Im dritten Quartal hat der Web-Pionier zwar seinen Gewinn dank des Verkaufs einer Tochterfirma, Einsparungen und der Suchmaschinen-Kooperation mit Microsoft mehr als verdoppelt. Doch das grundlegende Geschäft lahmt. Ein ums andere Mal setzte der Rivale Google dem Unternehmen zu. Der Yahoo-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich um 2 Prozent auf 1,601 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs blieb der Umsatz gleich.

Werbung ist die wichtigste Einnahmequelle für Yahoo. Auf der einen Seite sind das Textanzeigen, die passend zu Suchergebnissen erscheinen. Hier hat Google schon seit Langem die Nase vorn. Auf der anderen Seite sind das die Werbebanner, bisher eine Domäne von Yahoo. Doch Google holt auch hier auf, wie die letzte Zwischenbilanz gezeigt hatte: Display-Werbung trage inzwischen 2,5 Milliarden Dollar im Jahr zum Geschäft bei, hieß es von Google bei der Vorlage der Quartalsbilanz.

Konzernchefin Carol Bartz betonte aber, Yahoo habe ein solides Quartal gehabt mit guten Wachstum beim Geschäft mit Werbebannern: Immerhin konnte Yahoo hier im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 17 Prozent zulegen. Die Umsätze mit Suchanzeigen dagegen sanken um 7 Prozent. Die Traffic Traffic Acquisition Costs (TAC), Einnahmen, die Yahoo über Partner-Websites erzielt und an die Werbepartner weiterleitet, lagen bei 476 Millionen US-Dollar.

Yahoo konnte seinen Netto-Gewinn durch den Verkaufserlös des Stellenportals HotJobs um 113 Prozent auf 396 Millionen Dollar hochschrauben. Der operative Gewinn stieg um 107 Proeznt auf 189 Millionen US-Dollar. Auch die Zusammenarbeit mit Microsoft bei der Internetsuche trug ihren Teil zum Gewinnsprung bei; der große Partner tritt in Vorleistung. Die Anleger waren vom Gewinn positiv überrascht und ließen die Aktie nachbörslich leicht steigen.

Bartz, die trotz schwachem Umsatzwachstums ihre Strategie in der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen entschieden verteidigte, hatte rund 2000 Stellen abgebaut und sich mit dem Softwaregiganten verbündet. Yahoo nutzt seit einigen Wochen in den USA und Kanada Microsofts Suchmaschine Bing und wird im Gegenzug die Werbung vermarkten. Bald sollen alle Suchanfragen über die Microsoft-Server laufen. Die Zusammenarbeit schreite planmäßig voran, sagte Bartz. Der Software-Konzern und der Portalbetreiber hatten sich im Juli 2009 auf die Kooperation geeinigt. Zuvor hatte Microsoft über viele Monate hinweg erfolglos versucht, Yahoo ganz zu schlucken. Das scheiterte am Widerstand des damaligen Managements um Firmengründer Jerry Yang.

Nach US-Medienberichten erwägt inzwischen der Rivale AOL, gemeinsam mit Finanzinvestoren ein Angebot für Yahoo vorzulegen – oder, falls das scheitern sollte, sich umgekehrt von Yahoo schlucken zu lassen. Das soll mehr Werbekunden anlocken und eine starke Gegenmacht zu Google bilden. Yahoos Kapital sind die weltweit 600 Millionen Kunden, die unter anderem den E-Mail-Dienst nutzen. Aber selbst zusammen spielen die beiden großen, alten Namen des Internets in einer ganz anderen Liga als Google. Der Suchmaschinenprimus wuchs zuletzt rasant und erzielte bei einem Umsatz von 7,3 Milliarden Dollar einen Gewinn von unterm Strich knapp 2,2 Milliarden Dollar. Auf Fragen nach den Übernahmegerüchten verweigerte Bartz eine Stellungnahme. Es sei verlockend, zu erzählen, was sie wirklich darüber denke, aber das ist mir als Yahoo-Chefin schlicht nicht erlaubt, erklärte sie laut dem Wall Street Journal und betonte: "Wir mögen unsere Strategie. Wir mögen unseren Fortschritt. Und darauf konzentrieren wir uns."

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 758,0 Mio. 101,00 Mio.
2/04 832,3 Mio.
(609 Mio. ohne TAC)
112,5 Mio.
3/04 906,7 Mio.
(655 Mio. ohne TAC)
253,3 Mio.
4/04 1077,7 Mio.
(785 Mio. ohne TAC)
372,5 Mio.
1/05 1173,7 Mio.
(821 Mio. ohne TAC)
204,6 Mio.
2/05 1253 Mio.
(875 Mio. ohne TAC)
192 Mio.
3/05 1329 Mio.
(932 Mio. ohne TAC)
253,8 Mio.
4/05 1501 Mio.
(1068 Mio. ohne TAC)
683 Mio.
1/06 1567 Mio.
(1088 Mio. ohne TAC)
159,9 Mio.
2/06 1576 Mio.
(1123 Mio. ohne TAC)
164 Mio.
3/06 1580 Mio.
(1121 Mio. ohne TAC)
158 Mio.
4/06 1702 Mio.
(1228 Mio. ohne TAC)
269 Mio.
1/07 1672 Mio.
(1183 Mio. ohne TAC)
142 Mio.
2/07 1698 Mio.
(1244 Mio. ohne TAC)
161 Mio.
3/07 1768 Mio.
(1283 Mio. ohne TAC)
151 Mio.
4/07 1832 Mio.
(1403 Mio. ohne TAC)
206 Mio.
1/08 1817 Mio.
(1352 Mio. ohne TAC)
542 Mio.
2/08 1798 Mio.
(1346 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/08 1787 Mio.
(1325 Mio. ohne TAC)
54 Mio.
4/08 1806 Mio.
(1375 Mio. ohne TAC)
-303 Mio.
1/09 1580 Mio.
(1156 Mio. ohne TAC)
118 Mio.
2/09 1571 Mio.
(1136 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/09 1575 Mio.
(1131 Mio. ohne TAC)
186 Mio.
4/09 1732 Mio.
(1258 Mio. ohne TAC)
153 Mio.
1/10 1597 Mio.
(1130 Mio. ohne TAC)
310 Mio.
2/10 1601 Mio.
(1128 Mio. ohne TAC)
216 Mio.
3/10 1601 Mio.
(1125 Mio. ohne TAC)
396 Mio.
TAC (Traffic Acquisition Costs): Die an Partnerunternehmen weitergereichten Umsätze.

(jk)