Kanadischer Polizist verklagt YouTube und 25 User

Der als "Officer Bubbles" bekannt gewordene Polizist verlangt 1,25 Millionen kanadischer Dollar Schadenersatz: Er fühlt sich durch Zeichentrickfilme sowie dazu gepostete Userkommentare böswillig verunglimpft. Im Rahmen der G20-Proteste hatte er einer Frau mit Verhaftung und strafrechtlicher Verfolgung gedroht, weil sie Seifenblasen geblasen hatte.

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Constable Adam Josephs des Toronto Police Service hat YouTube sowie 25 YouTube-Nutzer auf Schadenersatz und Strafschadenersatz verklagt (CV 10 410890, Ontario Superior Court of Justice). Der als "Officer Bubbles" bekannt gewordene Polizist verlangt 1,25 Millionen kanadischer Dollar (880.000 Euro) zuzüglich Zinsen, Gebühren, Steuern und was immer das Gericht als gerecht erachtet. Der Mann fühlt sich durch Zeichentrickfilme sowie dazu gepostete Userkommentare böswillig verunglimpft und möchte entschädigt werden. YouTube soll außerdem die Identität der User preisgeben, damit er gegen diese vorgehen kann.

Aus dem Bubbles-Video: Nach dem "Seifenblasen-Vorfall" wird die Demonstrantin dann doch noch festgenommen

(Bild: YouTube)

Josephs war im Juni im Rahmen der G20-Proteste im Einsatz gewesen. Dabei hatte er einer Frau mit Verhaftung und strafrechtlicher Verfolgung gedroht, weil sie Seifenblasen geblasen hatte. Der Vorfall wurde auf Video festgehalten. "Wenn mich eine Seifenblase berührt, werde ich sie wegen tätlichen Angriffs verhaften", kündigte der Polizeibeamte barsch an. "Dies ist eine vorsätzliche Tat, ich werde sie verhaften!" Sie würde in Handschellen gelegt werden, hieß es gegenüber der Frau weiter. Die sichtlich geschockte Demonstrantin räumte daraufhin ihr Seifenblasen-Röhrchen weg. Sie wurde Minuten später mit einer anderen Begründung festgenommen und weggeführt.

Die Journalisten, die den Vorfall aufgenommen hatten, konzentrierten sich in ihrer Berichterstattung auf wesentlich schwerwiegendere Vorfälle bei den G20-Protesten, stellten das Video aber schließlich als Bonusmaterial auf YouTube online. Der Beitrag über "Officer Bubbles" wurde zum Hit und inspirierte den YouTube-Nutzer ThePMOCanada zu acht Zeichentrickfilmen. Dafür zeichnete er eine Constable Adam Josephs ähnlich sehende Figur bei einer Reihe zweifelhafter Amtshandlungen, die auf Vorwürfe gegen unterschiedliche Polizisten anspielen. Eine Reihe anderer YouTube-User hinterließ zu diesen Zeichentrickfilmen Kommentare, die für Josephs wenig schmeichelhaft ausfielen.

Während der reale Vorfall nach wie vor auf YouTube zu sehen ist, wurden die Zeichentrickfilme samt Kommentaren inzwischen gelöscht – mittlerweile hat Officer Bubbles aber sogar einen eigenen Kanal auf Youtube. Dennoch können die aus Sicht des Beamten besonders abträglichen Meinungsäußerungen weiterhin online gelesen werden. Denn in der Klageschrift des Staatsdieners werden die Inhalte der Trickfilme sowie alle inkriminierten Kommentare wiedergegeben.

Die Polizei von Toronto kommentierte die Klage auf Anfrage von heise online nicht, da es sich um eine Privatsache von Constable Adam Josephs handle. Auch der Vorfall beim G20-Protesten wird nicht kommentiert. Das viel diskutierte Vorgehen der Polizei von Toronto vom Juni ist Gegenstand dreier laufender Untersuchungen. Die Exekutive sei stolz darauf, dass es keine Todesfälle und keine Verletzten gegeben habe. Dies sei nicht bei allen G20-Gipfel so gewesen, so der Sprecher. Der berühmt gewordene Constable verrichtet nach Angaben der Polizeibehörde nach wie vor den gleichen Dienst wie vor dem G20-Gipfel. (jk)