Amazon erkauft sich Wachstum mit hohen Kosten

Amazon puscht sein Geschäft: Um die Menschen zum Einkaufen zu bewegen, räumt der weltgrößte Einzelhändler satte Rabatte ein, gibt Millionen für Werbung aus und investiert kräftig in seine Auslieferungszentren. Was Kunden freut, kommt bei Anlegern nicht so gut an.

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  • dpa

Amazon puscht sein Geschäft: Um die Menschen zum Einkaufen zu bewegen, räumt der weltgrößte Einzelhändler satte Rabatte ein, gibt Millionen für Werbung aus und investiert kräftig in seine Auslieferungszentren. Das sorgt zwar für ein enormes Wachstum, lässt aber die Gewinne nicht so stark wachsen wie erhofft. Am Donnerstag, nach Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal, rutschte der Kurs der Aktie um fast 4 Prozent ab.

Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 39 Prozent auf 7,56 Milliarden Dollar zu, der Nettogewinn stieg um 16 Prozent auf 231 Millionen Dollar. Am Ende des laufenden Quartals, in das das wichtige Weihnachtsgeschäft fällt, könnte, wenn es ganz schlimm kommt, sogar ein Gewinnrückgang stehen. Die Prognose für den operativen Gewinn für das laufende Quartal liegt zwischen einem Rückgang um 24 Prozent und einem Zuwachs um 18 Prozent.

"Wir haben dieses Jahr zu Weihnachten die besten Preise, die größte Auswahl, die vollsten Lager und die schnellste Belieferung in unserer Geschichte", brüstete sich Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos – Aussagen, die Kunden freuen, bei Anlegern aber schlecht ankommen. Bereits im vorangegangenen Quartal hatten die Aktionäre Amazon dafür abgestraft, dass der Händler in seinem Wachstumsdrang die Kosten aus den Augen verloren hatte. Die Aktie war am Tag der Zahlenvorlage noch drastischer als jetzt eingebrochen; Beobachter sprachen damals von einem "Schlachtfest".

Unter anderem bietet Amazon die neueste Variante seines E-Book-Lesegeräts Kindle, der sich zum Verkaufsschlager entwickelte, je nach Ausführung um rund ein Viertel billiger an als den Vorgänger, obwohl das Gerät leistungsfähiger ist. Der Grund für den agressiven Preis liegt in der starken Konkurrenz durch Apples Tablet-Computer iPad und das Lesegerät nook der führenden US-Buchhandelskette Barnes & Noble. Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass sich der Buchhändler mit dem Discountriesen Wal- Mart verbündet hat und dieser auch bald den nook anbietet. Die zweite große US-Buchhandelskette Borders greift zusätzlich mit dem Kobo zum Kampfpreis von 129,99 Dollar an.

Auch bei Elektronikartikeln vom Fernseher bis zum Staubsauger dreht Amazon an der Preisschraube. Damit macht Amazon mittlerweile mehr Geld als mit Büchern, CDs und DVDs. Schärfster Rivale ist hier der Online-Marktplatz eBay. Nicht zuletzt durch die satten Rabatte war Amazon dem Konkurrenten ein ums andere Mal davongezogen. Um magere 3 Prozent war eBays Marktplatz im vergangenen Quartal gewachsen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Amazon
in US-Dollar
Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
1/00 574 Mio. -308,4 Mio.
2/00 577,9 Mio. -317,18 Mio.
3/00 638 Mio. -240,5 Mio.
4/00 972,4 Mio. -545,1 Mio.
1/01 700 Mio. -234 Mio.
2/01 668 Mio. -168,4 Mio.
3/01 639 Mio. -170 Mio.
4/01 1.120 Mio. 5,09 Mio.
1/02 874,4 Mio. -23,2 Mio.
2/02 806 Mio. -93,6 Mio.
3/02 851 Mio. -35,1 Mio.
4/02 1.400 Mio. 2,6 Mio.
1/03 1.080 Mio. -10,0 Mio.
2/03 1.100 Mio. -43,0 Mio.
3/03 1.130 Mio. 15,6 Mio.
4/03 1.945 Mio. 73,6 Mio.
1/04 1.530 Mio. 111,0 Mio.
2/04 1.390 Mio. 76,0 Mio.
3/04 1.460 Mio. 54,1 Mio.
4/04 2.541 Mio. 346,7 Mio.
1/05 1.900 Mio. 78,0 Mio.
2/05 1.750 Mio. 52 Mio.
3/05 1.860 Mio. 30 Mio.
4/05 2.977 Mio. 199 Mio.
1/06 2.280 Mio. 51 Mio.
2/06 2.139 Mio. 22 Mio.
3/06 2.307 Mio. 19 Mio.
4/06 3.986 Mio. 98 Mio.
1/07 3.015 Mio. 111 Mio.
2/07 2.886 Mio. 78 Mio.
3/07 3.262 Mio. 80 Mio.
4/07 5.673 Mio. 207 Mio.
1/08 4.135 Mio. 143 Mio.
2/08 4.063 Mio. 158 Mio.
3/08 4.264 Mio. 118 Mio.
4/08 6.704 Mio. 225 Mio.
1/09 4.900 Mio. 177 Mio.
2/09 4.651 Mio. 142 Mio.
3/09 5.449 Mio. 199 Mio.
4/09 9.519 Mio 384 Mio.
1/10 7.131 Mio. 299 Mio.
2/10 6.566 Mio. 207 Mio.
3/10 7.560 Mio. 231 Mio.

(jk)