Kolibri-Batterie soll eine Reichweite von über 600 Kilometer erlauben

Elektroauto fährt von München nach Berlin

Die Schlagzeile verkündet einen Durchbruch: "Weltrekord! Alltagstaugliches Elektroauto fährt mehr als 600 Kilometer ohne nachzuladen". Initiatoren sind das Technologieunternehmen DBM und der Energieversorger lekker Energie

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  • ggo
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Berlin, 26. Oktober 2010 – Die Schlagzeile verkündet nicht weniger als einen technologischen Durchbruch: "Weltrekord! Alltagstaugliches Elektroauto fährt mehr als 600 Kilometer ohne nachzuladen … "lekker Mobil" legt Strecke München – Berlin zurück".

Langer Nachtflug

Initiatoren der nächtlichen Rekordfahrt sind das Berliner Technologieunternehmen DBM und der Energieversorger lekker Energie, er heißt wirklich so. Der zu einem Elektroauto umgebaute Audi A2 habe die Strecke München-Berlin ohne "Nachtanken" erfolgreich bewältigt, das habe weltweit noch kein alltagstaugliches Auto geschafft. Damit, so lekker Energie, ist das Ziel der Bundesregierung aus dem „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“ für das Jahr 2015 bereits heute erreicht. "Wir haben mit dieser Fahrt bewiesen, dass die Leistungsfähigkeit der Kolibri-Technologie neue Maßstäbe setzt. Ein Elektroauto kann nun auch einem Benzinauto ebenbürtig sein", sagt Mirko Hannemann, Geschäftsführer der DBM Energy. Er hatte das „lekker Mobil“ nach Unternehmensangaben in der Nacht von Montag zu Dienstag von München nach Berlin gesteuert.

Rekord-Kapazität

Und wie schafft man rund 600 Kilometer mit einem Elektroauto, ohne es fast komplett mit einer Batterie vollzustopfen? Der "intelligente" Kolibri-Energiespeicher auf Lithium-Metall-Polymer-Basis sei deutlich leistungsfähiger, effizienter und leichter als andere Batterien. Nach Angaben des Pressesprechers Thomas Reckermann ist in dem Audi A2 eine Batterie verbaut, die 300 Kilogramm wiegt und dabei eine Kapazität von 100 kWh bietet, in der Tat ein hervorragender Wert für heutige Batterietechnik. Der Wirkungsgrad betrage über 97 Prozent und man könne sie praktisch leerfahren, ohne die Batterie zu schädigen. Die Zellen enthalten laut lekker Energie keine Schwermetalle, giftige Gase, Flüssigkeiten oder Säuren. Daher seien die Batterien, die rund zehn Jahre im Einsatz sein könnten, kein Sondermüll, sondern gingen ins Wertstoffrecycling. Eine weitere Besonderheit der DBM-Technologie sei die extrem kurze Ladezeit der Akkus. Wenn ausreichend Strom bereitgestellt werde, betrage die Ladezeit aktuell 20 Minuten.

Interessierte Skepsis

Audi wusste übrigens nichts von dem Projekt, sagt Reckermann, ein Sprecher der Ingolstädter zeigte sich aber durchaus aufgeschlossen für die Technik. Natürlich freue man sich, dass ein Audi dafür ausgewählt wurde. Im Übrigen beobachte man die Entwicklung aufmerksam, sehe aber für die Serienanwendung von Batterien auf Lithium-Metall-Polymer-Basis noch einige Hindernisse. Tatsächlich liegen noch keine belastbaren Informationen darüber vor, wie es um Kosten und Sicherheit der Kolibri-Batterie bestellt ist, und beides sind natürlich entscheidende Kriterien für eine Anwendung, die sich als alltagstauglich bezeichnen darf.