Wechsel an der Wikimedia-Spitze

Der Vorstand der Wikimedia Foundation strukturiert sich um. Den Vorsitz übernimmt die französische Agrarökonomin Florence Nibart-Devouard. Wikimedia-Gründer Jimmy Wales bleibt im Wikimedia-Kuratorium.

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Von
  • Torsten Kleinz

Der Vorstand der Wikimedia Foundation strukturiert sich um. Den Vorsitz übernimmt die französische Agrarökonomin Florence Nibart-Devouard. Wikimedia-Gründer Jimmy Wales bleibt im Wikimedia-Kuratorium. Die Stiftung mit Sitz in Florida ist Träger der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia und einiger Schwesterprojekte.

Nibart-Devouard gehörte 2002 zu den ersten Autoren in der französischen Wikipedia, ist aber auch in der englischen Version der Online-Enzyklopädie aktiv. Im Jahr 2004 wurde sie als Vertreterin der Community in das höchste Gremium der Wikimedia gewählt. Die Mutter von drei Kindern lebt in der Nähe von Clermont-Ferrand.

Jimmy Wales hatte die Wikimedia Foundation 2003 gegründet. Vorher fungierte die ebenfalls von Wales gegründete Firma Bomis als Träger des Freiwilligen-Projekts. Im fünfköpfigen Vorstand, dem Wikimedia-Kuratorium, sitzen zwei User-Vertreter, die von der Community gewählt wurden, und zwei Mitglieder, die von Jimmy Wales bestimmt wurden. Wales selbst bleibt Mitglied des Vorstands und bekommt den Titel "Chairman Emeritus".

Neuer Vize ist Tim Shell, der jetzige Vorstandsvorsitzende von Bomis; Schatzmeister ist Michael Davis. Der im September neu in den Wikimedia-Vorstand gewählte Erik Möller bekommt den Posten des "Executive Secretary".

Die Wahl fand in Frankfurt statt, wo der Verein Wikimedia Deutschland seit Oktober eine eigene Geschäftsstelle betreibt. Mittlerweile gibt es sieben lokale Wikimedia-Organisationen, die mit der Stiftung in Florida zusammenarbeiten und die Verbreitung freien Wissens in den jeweiligen Ländern fördern sollen. Parallel zur Wahl fand in Frankfurt eine Klausurtagung von 21 Wikimedia-Vertretern statt, die über die strategische Neuausrichtung berieten. Ergebnis der Sitzung: Wikimedia will sich straffer organisieren, die Organisation stärken und Bündnisse mit anderen Institutionen schließen. Auch eine Vergrößerung des Wikimedia-Vorstands steht auf der Prioritätenliste.

Die Umorganisation der Wikimedia Foundation steht schon länger auf der Agenda. So wurde in diesem Jahr der Rechtsanwalt Brad Patrick als Interims-CEO angestellt und die Gründung von lokalen Wikimedia-Vereinen vorangetrieben; dazu wurden neue Kommitees gegründet, die effektiver arbeiten sollen als zuvor.

Im Gespräch mit der c't hatte Wales bereits im Frühjahr angekündigt, dass er sich aus der organisatorischen Arbeit zurückziehen wolle, um sich mehr den Richtungsentscheidungen zu widmen. Auf der Wikimedia-Mailingliste definiert er seine neue Rolle so: "Ich versuche mich mehr auf das zu konzentrieren, was ich am besten kann. Ich will daran arbeiten die Wikimedia gemäß meiner Vision in eine Art Rotes Kreuz für Informationen zu verwandeln". (Torsten Kleinz) (gr)