Eolas-Patent: Gnadenfrist für ActiveX-Controls im Internet Explorer

Microsoft setzt bei Bedarf die Anpassung des Internet Explorer aus, mit der die Verletzung des Eolas-Patents zum Einbetten von Plug-ins oder Applets in Webseiten ausgeräumt werden soll.

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Von
  • Herbert Braun

Hersteller von Online-Anwendungen bekommen von Microsoft eine zweimonatige Gnadenfrist für die Umstellung auf die geänderte Einbettung von ActiveX-Anwendungen im Internet Explorer. Nachdem Microsoft einen Patentstreit gegen Eolas Technologies verloren hat, dürfen ActiveX-Controls nicht mehr automatisch mit dem Laden der Seite aktiv werden, sondern erfordern Anwender-Interaktion. Die Mehrzahl der installierten Internet Explorer werden ab dem 11. April umgestellt: Das an diesem Tag veröffentlichte Sicherheits-Update soll auch den Umgang mit ActiveX-Controls ändern.

Microsoft-Manager Michael Wallent zufolge haben die meisten Anwendungsentwickler die Zeit seit Dezember, als die Konsequenzen des Patentstreits deutlich wurden, gut genutzt. Eine Minderheit von Entwicklern reagierte jedoch nicht rechtzeitig. Daher bringt Microsoft ein optionales Browser-Update in Umlauf, das die Umstellung vorübergehend deaktiviert. Das für Juni geplante Sicherheits-Update wird die Auto-Aktivierung von ActiveX-Anwendungen jedoch endgültig abstellen. Für die Nutzer macht die Umstellung keinen großen Unterschied: Als Aktivierung zählt bereits das Anklicken einer Anwendung.

Die Firma Eolas wurde 1994 von Michael Doyle gegründet, damals Professor an der University of California. Die Hochschule ist auch an der Klage gegen Microsoft beteiligt, da die Firma einen Spinoff der Uni darstellt. In dem 1999 entfachten juristischen Streit mit Microsoft hatte der Konzern zuletzt Ende Oktober 2005 eine Schlappe erlitten. Im August 2003 war Microsoft bereits wegen Verletzung des Eolas-Patents zu einer Schadensersatzzahlung von 521 Millionen Dollar verurteilt worden. Nach Meinung von Eolas sind nach einigem juristischen Hin und Her jetzt alle Fragen über die verursachten Schäden und die Verwendung des Patents geklärt. Nun gehe es in dem Verfahren nur noch um die Gültigkeit des Patents. Und da scheint Eolas ebenfalls gute Karten zu haben: Microsofts Versuch, das Patent beim US-Patentamt anzufechten, ist Ende September gescheitert: Die US-Behörde sah nicht genügend Hinweise auf Prior Art, also auf den Einsatz der in der Patentschrift beschriebenen Technik schon vor Beantragung des Patents am 17. Oktober 1994.

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