Luftakrobatik

Mit einem kostenlosen Update bringt Apple seinem mobilen Betriebssystem unter anderem bei drahtlos zu drucken.

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Von
  • Leo Becker

AirPrint ermöglicht es, bestimmte Inhalte wie Texte oder Bilder von einem iOS-Gerät per WLAN an einen Drucker zu senden. Entwickler können AirPrint in eigene Apps integrieren und so ebenfalls eine Option zum drahtlosen Drucken bereitstellen. Vorerst bleibt das jedoch auf bestimmte ePrint-Modelle von HP beschränkt. Ursprünglich sollte AirPrint auch die durch einen Rechner im lokalen Netzwerk freigegebenen Drucker ansprechen können, doch Apple strich diese Funktion kurzfristig wieder aus Mac OS X 10.6.5 respektive aus iTunes 10.1 für Windows. Ob und wann sie nachgeliefert wird, ist derzeit unklar.

AirPlay streamt Musik, Fotos und Filme drahtlos auf andere Geräte im WLAN.

Unter dem Begriff AirPlay fasst Apple die neuen Streaming-Möglichkeiten in iOS 4.2 zusammen: Ein iPhone, iPad oder iPod touch kann Musik, Videos und Fotos drahtlos an einen geeigneten Empfänger im selben WLAN übertragen, beispielsweise an Lautsprecher, die an einer AirPort-Express-Basisstation angeschlossen sind, oder an einen AirPlay-fähigen Empfänger. Denon und Marantz beabsichtigen, kostenpflichtige Firmware-Updates für bestimmte Produkte anzubieten. Einen akkubetriebenen AirPlay-Lautsprecher will iHome ins Programm aufnehmen. Apps, die zum Abspielen von Audioinhalten auf die in iOS enthaltenen Funktionen zurückgreifen, beherrschen AirPlay automatisch.

Videos und Fotos lassen sich ausschließlich an die zweite Generation des Apple TV streamen. Ob anderen Apps das Videostreaming erlaubt ist, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest. Sicher ist hingegen, dass das iPhone 3G sowie die zweite iPod-touch-Generation AirPrint und AirPlay nicht nutzen können.

Musiker dürfte freuen, dass Apple mit iOS 4.2 weitreichende MIDI-Unterstützung bietet. Die MIDI-Befehle werden sowohl per USB ausgegeben – Voraussetzung dafür ist der Einsatz des iPad-Camera-Connection-Kit – oder aber per WLAN übertragen. Apple verwendet dafür angeblich seine eigene Implementierung – inwiefern diese von dritter Seite genutzt werden kann, ist noch offen.

Auf dem iPhone 4 stehen neue SMS-Benachrichtigungstöne zur Wahl. Auf Wunsch erhält jeder Kontakt einen eigenen. Selbsterstellte Klänge lassen sich aber nach wie vor nicht nutzen.

Safari erlaubt ab iOS 4.2 das Suchen nach Begriffen innerhalb geöffneter Seiten. Außerdem behob Apple etliche Bugs (darunter die fehlerhaften wiederkehrenden Alarme rund um eine Zeitumstellung) und schloss eine Reihe an Sicherheitslücken wie den trotz gesetzter Passcode-Sperre möglichen Zugriff auf die Telefon-App mit komplettem Adressbuch.

Mit iOS 4.2 halten einige Funktionen Einzug auf dem iPad, die das iPhone und der iPod touch bereits seit iOS 4 beherrschen. Die Wichtigste: Multitasking, für Apps auf bestimmte Anwendungsszenarien beschränkt. Sie können im Hintergrund etwa Musik abspielen, Navigationsanweisungen erteilen, das Hochladen von Dateien abschließen oder VoIP-Verbindungen aufrechterhalten. Zweifaches Drücken der Home-Taste ruft den App-Switcher hervor, mit dem man zwischen den zuletzt benutzten Programmen wechselt oder solche beendet. Diese reaktivieren sich dort, wo sie zuletzt stehen geblieben sind – sofern die Apps das vorsehen.

Die Mail-App verfügt nun wie auf dem iPhone über eine Inbox, welche die Posteingänge aller E-Mail-Konten auf Wunsch bündelt. An eine bestimmte Adresse gerichtete E-Mails lassen sich in Ordner eines anderen E-Mail-Kontos verschieben. Außerdem kann man Mails automatisch in Threads gruppieren und Fotoanhänge vor dem Versenden verkleinern lassen.

Die mit iOS 4 eingeführten App-Ordner sind nun auch auf dem iPad anzutreffen. Zieht man das Icon einer App auf das einer anderen, erstellt iOS einen neuen Ordner und schlägt eine passende Kategorie aus dem App Store als Namen vor. Ein Ordner fasst auf dem iPad 20 Apps, auf iPhone wie iPod touch sind es maximal zwölf.

Apples Game Center erlaubt gemeinsames Spielen übers Internet und Wetteifern in Ranglisten, sofern die App-Entwickler das vorsehen. Mit iOS 4.2 stellt das iPad außerdem erstmals iAd-Werbung dar. Die Plattform soll übrigens demnächst in Europa starten.

Die Notizen-App synchronisiert jetzt auch das iPad drahtlos mit der Mail-Anwendung von Mac OS X über IMAPund ermöglicht eine Auswahl der Notizschrift. Die Rechtschreibüberprüfung lässt sich systemweit deaktivieren und etliche Sprachen wie Tastaturen stehen zur Wahl. Neu ist obendrein die Option einer alphanumerischen Codesperre anstelle der üblichen vier Ziffern.

Inwieweit Apps auf den Aufenthaltsort des Benutzers zurückgreifen, lässt sich in den Einstellungen besser kontrollieren. Jede Positionsabfrage wird in der Statusleiste durch ein Kompassnadel-Icon signalisiert. Entwickler haben die Möglichkeit, „lokale Benachrichtigungen“ in ihre Apps zu integrieren – beispielsweise um den Nutzer auf einen anstehenden Termin oder eine zu erledigende Aufgabe hinzuweisen. Ein eigener Server und der Umweg über Apples Push-Benachrichtigungsdienst ist dafür nicht erforderlich.

Zu den weiteren Neuerungen aus iOS 4.x, die das iPad erst jetzt erreichen, zählt die umfassendere Unterstützung des AVRCP-Bluetooth-Profils – damit ist zum Beispiel ein Vor- und Zurückspringen zwischen Musiktiteln per Bluetooth-Kopfhörer möglich.

Mit iOS 4.2 hält auch der App-Switcher Einzug auf dem iPad.

Mit iOS 4.2 wird der Schalter über den Lautstärketasten zum Stummschalter – so wie beim iPhone. Um den Bildschirm auf das Hoch- oder Querformat zu fixieren, muss der Anwender nach dem Update einen Button bemühen (im App-Switcher nach rechts wischen).

Zur Installation und Synchronisation ist iTunes 10.1 (siehe c’t-Link) erforderlich. Auf der ersten Generation von iPhone und iPod touch läuft iOS 4.x nicht mehr.

www.ct.de/1025034 (se)