Maßarbeit

Sparsame Dual-Cores, rasante Sechskerner, flinke SSDs, riesige Festplatten und potente Grafikkarten – die aktuelle PC-Technik hat viel zu bieten. Die Kunst ist es, einen Rechner zu finden, der genau zu den eigenen Bedürfnissen passt und dennoch wenig kostet.

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Von
  • Benjamin Benz
Inhaltsverzeichnis

Nach wie vor spricht viel für den klassischen Desktop-PC: Selbst ein günstiger Vertreter der Mittelklasse hängt fast jedes Notebook locker ab – ganz egal, ob es dabei um die schiere Rechenleistung des Prozessors oder die Framerate im 3D-Spiel geht. Große Musiksammlungen oder Video-Archive passen auf die Festplatte, und wenn es doch mal eng wird, ist mit wenigen Handgriffen eine zusätzliche eingebaut. Wer Bilder bearbeitet oder (HD-)Videos schneidet, kann seine Arbeitsfläche über mehrere Displays ausdehnen und hat vielfältige Anschlussmöglichkeiten für Scanner, Drucker, Grafiktabletts, Backup-Medien und Co.

So vielfältig die Einsatzzwecke sind, so unübersichtlich sind leider auch die Angebote vom Discounter über den Fachhandel bis zum Online-Versender. Mitunter lassen sich Ladenhüter und Auslaufmodelle mit Uralt-Technik nur anhand einzelner Buchstaben im Produktnamen von Schnäppchen mit modernem Innenleben unterscheiden. Wir weisen einen Weg durch den Angebotsdschungel und zeigen, welche Komponenten bei einem neuen PC unentbehrlich sind.

Der Gretchenfrage „Kaufen oder Warten“ geht der folgende Artikel ab Seite 138 nach und zeigt, was die Hersteller für die kommenden Monate in petto haben und wo noch Kinderkrankheiten lauern. Das gilt sowohl für den PC von der Stange als auch den Eigenbau. Dafür stellen wir ab Seite 148 ein paar Bauvorschläge und Variationen derselben vor. Hier reicht die Bandbreite vom Büro-Rechner, der im Leerlauf weniger als 30 Watt verheizt, bis hin zum High-End-PC für Videoschnitt oder Spiele. Welche Grafikkarten sich für letzteren besonders eignen, beschreibt der Artikel ab Seite 144.

Bevor es um sinnvolle PC-Konfigurationen für spezielle Zwecke geht, ein paar systematische Entscheidungshilfen: Das Rückgrat jedes PC bildet das Mainboard. Hier sollte man auf einen aktuellen Chipsatz sowie moderne Fassungen für Arbeitsspeicher und Prozessor achten. Bei letzteren haben die beiden großen CPU-Hersteller AMD und Intel unlängst Generationswechsel abgeschlossen. Tauchen in den technischen Daten oder der Beschreibung eines vermeintlichen Schnäppchens Bezeichnungen (für die CPU-Fassung) wie „AM2“, „AM2+“ oder LGA775 auf, so stammt das Gerät nicht aus der aktuellen Generation. Selbiges gilt ebenfalls, wenn noch DDR2-Arbeitsspeicher oder Prozessoren der Baureihen Core 2 Duo und Core 2 Quad auftauchen.

Die schicken Solid-State Disks sind pro Gigabyte noch so teuer, dass sie zwar als schnelles Boot-Laufwerk, nicht aber für das Datenarchiv taugen.

Intels aktuelle CPUs passen in die Fassung LGA1156 (für einige teure Exemplare: LGA1366) und tragen ein „Core i“ im Namen. AMD nennt die aktuelle Fassung AM3 und die Chips Phenom II oder Athlon II. Etwas unübersichtlicher ist es bei den jeweiligen Billigbaureihen Pentium, Celeron und Sempron [1] – aber in dieser Liga spielt Performance ohnehin nur die zweite Geige, auf die CPU-Generation kommt es nicht so sehr an.

Bei gleicher Taktfrequenz ist der Phenom seinem kleinen Bruder Athlon und ein Core i5 einem Core i3 überlegen. Wiederum bei gleicher Taktfrequenz und Kernzahl rechnen AMD-Prozessoren etwas langsamer als die von Intel. Letztere sind aber auch teurer. Apropos Taktfrequenz: Diese liegt derzeit zwischen 2,8 und 3,5 GHz, sollte allerdings nicht mehr als alleiniges Kriterium dienen. So steckt ein moderner 2,8-GHz-Prozessor einen uralten Pentium 4 locker in die Tasche, auch wenn der Methusalem nominell höher taktet.

Deutlich interessanter ist derzeit die Frage nach der Anzahl der Prozessorkerne: Single-Cores gehören zum alten Eisen; ein Doppelkern (Core i3, Phenom II X2, Athlon II X2) sollte es beim Neukauf auf jeden Fall sein. Dual-Core-CPUs zeichnen sich im Vergleich zu ähnlich teuren Multi-Cores durch hohe Taktfrequenz und niedrigen Stromverbrauch aus. Mit den meisten Standard-Software-Paketen liefern sie bereits ordentliche Performance. Nur wenn das Anwendungsprogramm wirklich viel zu rechnen hat und auf Quad-Cores optimiert ist, lohnen mehr CPU-Kerne. Die im Vergleich zu den Dual-Cores niedrigere nominelle Taktfrequenz der Intel-Quad-Cores sollte indes nicht abschrecken. Treffen sie – wie leider allzu oft – auf schlecht optimierte Software, legen sie einen Teil der Kerne schlafen und takten den Rest hoch (Turbo Boost). Das AMD-Äquivalent heißt Turbo-Core, taucht allerdings bisher fast nur beim Phenom II X6 mit sechs Kernen auf.

64-bittig arbeiten die beschriebenen Prozessoren alle und können – im Zusammenspiel mit den 64-Bit-Versionen von Windows sowie Linux – auch mehr als 4 GByte Arbeitsspeicher verwalten und vollständig ansprechen. Da die Speicherpreise schon das ganze letzte Jahr sehr hoch liegen, stecken in den meisten Rechnern trotzdem nur 2 bis 4 GByte. Läuft der Speicher häufig voll, so kann man später leicht nachrüsten [2].

Anhand dieser Vorgaben lässt sich leicht ein imaginärer Basis-PC zusammenstellen, dessen Performance im heimischen Büro bereits eine gute Figur abgeben würde: Die Rechenarbeit übernimmt ein günstiger Doppelkernprozessor (90 Euro bei Intel, 50 Euro bei AMD). Dazu kommen 2 GByte DDR3-Arbeitsspeicher, die als Kit aus zwei PC3-10600-Modulen für 32 Euro über die Ladentheke gehen. Die Grafikausgabe erledigen Prozessor (Intel) respektive Chipsatz (AMD) vortrefflich – solange es nicht um anspruchsvolle 3D-Spiele oder mehr als zwei Displays geht. All diese Komponenten verbindet das Mainboard. Hier verbuchen AMD-Systeme einen weiteren Preisvorteil von rund 30 Euro.

Nur Intels Doppelkerne haben einen integrierten Grafikkern. Sechs Kerne gibt es nur in teuren LGA1366-Systemen.

Nun fehlt noch der Massenspeicher. Das beste Preis/Leistungsverhältnis bieten derzeit Festplatten mit 1 TByte Kapazität. Ein Laufwerk mit 7200 U/min und 32 MByte Cache kostet weniger als 50 Euro. Bei unter 5 Cent pro Gigabyte für Festplattenplatz schwindet die Bedeutung von optischen Laufwerken drastisch. Der DVD-Brenner für 20 Euro reicht, um der Oma ab und zu ein paar Fotos zu schicken. Veranschlagt man noch einmal 45 Euro für ein einfaches Gehäuse mit integriertem Netzteil und 75 Euro für eine System Builder Edition von Windows 7 Home Premium 64 Bit, so stehen unterm Strich 319 Euro für einen billigen AMD-PC und 389 Euro für einen mit Intel-Hardware.

Diese Überschlagsrechnung basiert auf den mittleren Straßenpreisen in Internet-Preissuchmaschinen und liefert eine grobe Einschätzung dessen, was ein einfacher PC mit aktueller Technik kosten darf. Der Preis eines Komplett-Rechners kann davon allerdings nach oben oder unten abweichen, je nachdem in welchen Stückzahlen der Hersteller einkauft und was er an (Software-)Dreingaben beipackt. Dennoch sollten bei Schnäppchen deutlich unterhalb der genannten Preise alle Alarmglocken schrillen: Entweder handelt es sich um PCs ohne Betriebssystem oder um veraltete oder lahme Technik. Insbesondere Intels Atom-Prozessoren ziehen nicht die Wurst vom Brot und geraten bereits bei der Wiedergabe von HD-Videos ins Stocken.

Auch wenn ein solches Basis-Gerät in puncto Performance bereits so manchem Oberliga-Notebook Paroli bieten kann, so lohnt es doch, an der ein oder anderen Stelle ein paar Euro mehr zu investieren: Ein leises, effizientes „80-Plus“-Netzteil senkt die elektrische Leistungsaufnahme. Rund 30 bis 45 Watt im Leerlauf und weniger als 100 Watt unter Volllast sind Stand der Technik. Bei acht Betriebsstunden an 200 Tagen im Jahr fallen so 10 bis 15 Euro für die PC-Stromversorgung an. Das Display fehlt in dieser Rechnung übrigens noch.

Die bisher diskutierten Basiskonfigurationen passen selbstverständlich nicht für jeden Zweck, lassen sich aber anpassen. Wer die Bedürfnisse der von ihm eingesetzten Programme kennt, kommt bereits mit wenigen gezielt investierten Zusatz-Euro zu einer Traum-Konfiguration. Erfüllt kein PC von der Stange die Wünsche, so kann man ihn auch bauen (lassen).

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 25/2010.

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(bbe)