PC-Hersteller: Weihnachten ohne Vista tut weh

PC-Hersteller fürchten Kaufzurückhaltung wegen des auf Januar verschobenen Relases des XP-Nachfolgers. Dabei hätte die Branche einen kleinen Schub bitter nötig.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 537 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Hersteller von PCs freuen sich in diesem Jahr nicht besonders auf das Weihnachtsgeschäft. Die üblicherweise starken Umsätze vor den Feiertagen könnten unter der Verschiebung des neuen Microsoft-Betriebssystems auf einen Januartermin leiden. Wer mit einem PC-Kauf zu Weihnachten liebäugelt, könnte noch warten wollen, bis ein paar Wochen später der Rechner auch mit Vista zu haben ist. Auch das eilig eingeführte Gutscheinprogramm für ein späteres Upgrade überzeugt nicht jeden.

Die Branche will mit attraktiven Angeboten gegensteuern. Außerdem muss sie zusehen, dass die noch mit Windows XP ausgelieferten Maschinen bis Januar über den Ladentisch gegangen sind. Neben extra großen Festplatten, breiteren Displays oder anderen Hardware-Upgrades geht das vor allem über den Preis. Marktforscher, die den amerikanischen PC-Markt beobachten, notieren einen spürbaren Rutsch unter die 1000-Dollar-Grenze. Das Weihnachtsgeschäft, so beschreibt es das Wall Street Journal, gleicht einem Räumungsverkauf. Alles muss raus.

Der Rückenwind durch das Vista-Release bleibt zu einem denkbar unglücklichen Zeitpunkt aus. Der Markt ist jüngsten Zahlen der Marktforscher von Gartner zufolge rückläufig. Im dritten Quartal ging der Absatz allein in den USA um zwei Prozent zurück. Insgesamt wächst der Markt zwar weiter, die Hersteller müssen das Wachstum mit Preisverfall und weniger Umsatz teuer bezahlen. Die ohnehin nicht besonders üppigen Margen der Branche geraten so weiter unter Druck.

Auch in Deutschland schaut die Branche auf Weihnachten. Für das Herbstquartal registrierte Gartner im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegene Absatzzahlen. "Nach der Flaute in der ersten Hälfte des Jahres zeigt der Gesamtmarkt endlich wieder Wachstum", freut sich Gartner-Analystin Meike Escherich. 2,18 Millionen PCs gingen hierzulande über den Ladentisch, mehr als die Hälfte davon Notebooks.

Insgesamt wächst der deutsche PC-Markt aber weniger stark als der EU-Durchschnitt. "Viele Hersteller hoffen jetzt, dass Dual Core, Entertainment PCs und Microsoft Vista Gutscheine die Nachfrage weiter antreiben werden", erklärt die Gartner-Analystin. Sie erwartet zum Jahresendquartal einen Preisverfall von 10 Prozent. Ob die im Januar anstehende Mehrwertsteuererhöhung da als zusätzlicher Impuls für das Weihnachstgeschäft funktioniere, bleibe dahingestellt, meinte die Marktforscherin.

Ein bisschen frischen Wind könnte die Branche hierzulande aber brauchen. Marktführer Fujitsu-Siemens büßte nach den Gartner-Zahlen sechs Prozent seines Marktanteils ein und verkaufte im dritten Quartal über 100.000 Geräte weniger als noch im letzten Jahr. Die Marktforscher malen ein düsteres Bild von der Zukunft der Münchner: Sie halten es für "nicht unwahrscheinlich", dass dem Hersteller, der als einziger noch in Deutschland produziert, erneuter Arbeitsplatzabbau oder gar Werksschließungen drohen. (vbr)