Illegale Downloads: Raubkopierer, das sind immer nur die anderen

Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Webnutzer kein besonders ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein haben, wenn es um die Nutzung von Raubkopien geht. Gutheißen wollen sie das nicht, aber auch selbst nicht die Finger davon lassen.

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Von
  • Marzena Sicking

In der aktuellen Studie "Digitale Mentalität von Webaktiven" des Institut für Strategieentwicklung IFSE äußern 81 Prozent der Befragten die Meinung, dass „die illegale gewerbliche Nutzung von urheberrechtlich geschützten Inhalten (…) bestraft werden (sollte).“ Die Business Software Alliance wertet dies als Bestätigung ihrer Aufklärungs- und Strafverfolgungsmaßnahmen in Deutschland: "Illegal eingesetzte Software zum gewerblichen Gebrauch wird immer weniger als Kavaliersdelikt toleriert."

Ganz so einfach ist es aber nicht. Denn die Befragten verurteilen zwar die Nutzung von illegaler Software im gewerblichen Umfeld, bei sich selbst sind sie aber deutlich großzügiger. Denn wie die weiteren Ergebnisse der Studie zeigen, ist der Anteil illegaler Kopien bei den "Webaktiven" zwischen 14 und 64 nach wie vor sehr hoch. Bei Software gaben ein Prozent der Befragten an, sämtliche Anwendungen illegal kopiert zu haben, weitere 11 Prozent haben sich "einen Großteil" der Programme auf diesem Wege beschafft, 44 Prozent "einen kleinen Teil. Zusammengerechnet bedeutet das, dass von den aktiven Internetnutzern nur 44 Prozent keine illegal kopierte Software benutzen. Die anderen 46 Prozent fehlen Handel und Herstellern beim Umsatz.

Drei Viertel der Webaktiven sagen außerdem, dass es sie stört, wenn sie als "Raubkopierer" bezeichnet werden. Auch die Werbekampagnen der BSA gegen das unerlaubte Kopieren von Musik und Filmen werden von drei Viertel der Befragten abgelehnt. Hier scheint die Mentalität vorzuherrschen, dass Raubkopierer nur die sind, die in großem Stil mit illegaler Software hantieren. Der eigene illegale Download wird wohl eher als Kavaliersdelikt betrachtet.

Interessant sind die Gründe, die die Webnutzer für ihre illegalen Downloads angeben. Jeweils etwa elf Prozent sagen, dass ihnen die Preise zu hoch sind bzw. ihr Einkommen nicht ausreicht um diese bezahlen zu können und sie der Ansicht sind, dass die Industrie zuviel daran verdient (bzw. im Falle von Musikdownloads die Künstler zuwenig). 23 Prozent begründen den illegalen Download mit der besseren Funktionalität der illegalen Plattformen, 28 Prozent mit der gestiegenen Verfügbarkeit der illegalen Inhalte und 33 Prozent mit der "Verbesserung der technsichen Ausstattung".

35 Prozent der Webaktiven haben allerdings ein mulmiges Gefühl und befürchten, erwischt zu werden, wenn sie privat urheberrechtlich geschützte Inhalte illegal nutzen. Die Mehrheit hat keine Angst, erwischt zu werden. Beides hängt nach Angaben des IFSE sowohl mit Kenntnissen wie Nachvollziehbarkeit des Urheberrechts zusammen. Immerhin, es besteht Hoffnung, denn der Trend ist rückläufig: 45 Prozent der Befragten gaben an, der Umfang ihrer illegalen Downloads sei in den letzten drei Jahren gesunken. Nur bei 18 Prozent ist er in diesem Zeitraum weiter angestiegen. (masi)