Boulevardzeitung will leichtbekleidete Mädchen in den App Store klagen

Eine dänische Boulevardzeitung droht Apple mit rechtlichen Schritten, nachdem das blatteigene unbekleidete Seite-9-Mädchen zur Ablehnung der iPad-App führte. Barbusige Damen sind allerdings längst im App Store vertreten.

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Von
  • Leo Becker

Nach Angabe des dänischen Ekstra Bladet will Apple die iPad-App der Boulevardzeitung nicht in den App Store lassen, da diese "anstößige Inhalte" aufweisen soll – in der Publikation findet sich traditionell eine nackte oder leichtbekleidete Dame auf Seite 9. Auf diese Seite will Chefredakteur Poul Madsen das Ekstra Bladet in der iPad-App alleredings nicht verzichten; das “Side 9 Pigen” sei Teil der “Seele” der Boulevardzeitung, sagte er der dänischen Tageszeitung Politiken.

Entsprechend bezeichnet Madsen die Ablehnung seiner iPad-App durch Apple als Zensur: "Wir können nicht akzeptieren, dass sich Zensur durch die Hintertür einschleicht", betont Madsen gegenüber Politiken. Das Seite-9-Mädchen stehe für die freie Meinungsäußerung in Dänemark, so der Ekstra-Bladet-Chefredakteur, und deshalb werde er sich mit diesem Fall an den Gerichtshof der Europäischen Union wenden, falls kein Dialog mit Apple möglich sei.

Anne-Marie Dohm, Rektorin der "Danish School of Media and Journalism", hält Madsens Standpunkt für Unsinn. Seiner Argumentation zufolge müsse Madsen wohl auch glauben, dass ein Kioskbesitzer, der keine pornografischen Magazine anbietet, die Meinungsfreiheit beschneidet, so Dohm gegenüber Politiken. "Es geht hier nicht um Pressefreiheit oder kritischen Journalismus".

Die dänische Boulevardzeitung ist längst nicht die erste Publikation, die kleidungsarme Frauen in den App Store bringen möchte – sowohl die Bild wie die Sun zeigen täglich Seite-1- respektive Seite-3-Mädchen in ihren iOS-Apps. Während die Bild diese anfangs im Brustbereich “blitzte”, verzichtet die Boulevardzeitung des Springer-Verlags längst auf diese Praxis und ist weiterhin im App Store vertreten – inzwischen auch mit einer eigenen iPad-Version, zu deren Kauf iPad-Besitzer gedrängt werden, wenn sie bild.de mit dem Standard-Browser Safari aufrufen. Mit einem Alternativbrowser, der das Verändern der Browser-ID erlaubt (wie beispielsweise iCab Mobile), ist es allerdings kein Problem, weiterhin auf die Seite der Boulevardzeitung komplett zuzugreifen. (lbe)