"W.T.F.": CIA und NSA reagieren auf Wikileaks

Während Experten und Analysten 2011 schon als Jahr des "Cyberkriegs" ausrufen, ziehen die US-Geheimdienste ihre Konsequenzen aus den Veröffentlichungen von Wikileaks. Die CIA hat nun eine eigene Task-Force für die Whistleblower.

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Von
  • Detlef Borchers

Der US-Militärnachrichtendienst National Security Agency (NSA), der für die Überwachung der elektronischen Kommunikation zuständig ist, zieht Konsequenzen aus den Wikileaks-Veröffentlichungen: "Wir nehmen an, dass es auch bei uns Vorfälle dieser Art geben kann", erklärte Debora Plunkett, Leiterin der NSA-Abteilung für Abwehr, auf dem Cybersecurity Forum der Zeitschrift The Atlantic in Washington. Die NSA arbeite ab sofort unter der Prämisse, dass die eigene Organisation bereits kompromittiert wurde.

Damit rüstet sich der Geheimdienst für das nächste Jahr, über das sich die Prognostiker und Analysten in einem Punkt einig sind: 2011 wird das Jahr des Cyberkriegs. Es wird an allen Fronten "gekämpft" und "verteidigt". Invasionen werden vorbereitet oder vereitelt. Nach den Sprengköpfen von Stuxnet, den Angriffen einer "Iranischen Cyber-Armee" auf China oder den vermuteten Attacken von chinesischen Staatsfirmen kommen diese Prognosen wenig überraschend. Schwer haben es da Experten, die vor Übertreibungen warnen. Zu ihnen gehört Bruce Schneier, der in seiner Rede auf einer Tagung des Institute for European Affairs davor warnte, militärische Begriffe allzu leichtfertig zu verwenden.

Plunkett erläuterte auf der Atlantic-Veranstaltung, dass die NSA sich nicht länger allein auf die Abwehr von Attacken konzentriere. "Wir müssen davon ausgehen, dass die wirklich raffinierten Attacken auf uns in unserem Netzwerk nicht bemerkt werden." Als Abwehrmöglichkeit nannte sie die Entwicklung besserer Sensoren, die an vielen Stellen des IT-Systems nach Unregelmäßigkeiten fahnden und drastische Beschränkungen der Zugriffsrechte. Das SIPRNET, das vom US-amerikanischen Außen- und Verteidigungsministerium genutzt werde, sei mit 2,5 Millionen Zugriffsberechtigten kein sicheres Netz im eigentlichen Sinne, erklärte Plunkett.

Aus dem SIPRNET sind aller Wahrscheinlichkeit nach die US-Depeschen abgezweigt worden, mit denen Wikileaks derzeit für Schlagzeilen sorgt. Auf die Frage von Teilnehmern des Cybersecurity-Forums, ob die NSA auch von Wikileaks-Veröffentlichungen betroffen sei, verweigerte Plunkett die Auskunft. Unklar ist auch, inwieweit andere Behörden betroffen sind. Nach einem Bericht der Washington Post hat die für die Auslandsspionage zuständige Central Intelligence Agency (CIA) eine Wikileaks Task Force eingerichtet, die sich mit der möglichen Enttarnung von Agenten befassen soll. Die Task-Force sei im CIA-Hauptquartier hauptsächlich unter einem "allzu passenden" Kürzel bekannt: W.T.F. (vbr)