Die .eu-Domain startet weitgehend reibungslos

Große wie kleine Registrare meldeten einen technisch problemlosen Start des allgemeinen Registrierungsverfahrens für .eu-Domains. Mit dem heutigen Freitag beginnt die so genannte Landrush-Phase, in der die Registrierung der .eu-Domains allen offen steht.

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Von
  • Monika Ermert

Große wie kleine Registrare meldeten heute schon kurz nach elf Uhr einen guten Start des allgemeinen Registrierungsverfahrens für .eu-Domains – zumindest, was die Technik betrifft. Probleme kommen auf die .eu-Registry Eurid aber möglicherweise noch wegen Mehrfachakkreditierungen, Markengrabbing und umstrittenen Markenrechtsentscheidungen zu .eu-Registrierungen zu.

Mit dem heutigen Freitag startete die so genannte Landrush-Phase, in der die Registrierung der .eu-Domains allen offen steht. Zuvor wurden in der ersten Sunrise-Phase nur Registrierwünsche von öffentlichen Einrichtungen – etwa Bundes- sowie Landesbehörden – und eingetragenen Markeninhabern berücksichtigt. In der Sunrise-Phase 2, die bis zum gestrigen Donnerstag dauerte, konnten auch Inhaber von Firmen- oder anderen rechtlich geschützten Namen .eu-Domains vorregistrieren.

"Nach der unerfreulich großen Zahl von Mehrfach-Akkreditierungen hätten wir mit einer deutlich schlechteren Performance und einer schlechteren Registrierungsquote gerechnet", sagte Markus Fischer, Sprecher bei der Dortmunder Knipp Media and Communicatons GmbH. Fünf IP-Adressen bekamen die Registrare, um ihre Domains ins System bei Eurid zu schicken. Mit allen können sie dauerhaft versuchen, ins System zu kommen, allerdings erlaubt das Registry-System nur eine Verbindung pro Registrar zu einer bestimmten Zeit.

Nachdem ein Registrierungsantrag anfänglich 10 Sekunden gedauert habe, seien um 11:15 Uhr bereits nur noch 3 Sekunden notwendig gewesen, hieß es bei Knipp. Auch mit der Erfolgsquote war man bei dem Dienstleister zufrieden. "Keinerlei technische Probleme beim Start", meldete auch InternetWire aus München. Allerdings sollen die whois-Server der .eu-Registry Eurid unter der Last schwer geächzt haben.

Nach nur 17 Minuten fertig mit der Eintragung aller aufgelaufenen Vorregistrierungen war die Wuppertaler TAL. Geschäftsführer Matthias Klaus lobte, die Einlieferung sei im Prinzip genauso schnell erfolgt wie in den vorherigen Sunrise-Phasen. Der whois-Server sei derzeit etwas überlastet, aber per Webinterface können TAL-Kunden schon nach ihrer Domain fragen. Es sei angesichts der Geschwindigkeit schwer vorstellbar, dass Eurid tatsächlich nur 60 bis 80 Registrierungen pro Sekunde akzeptiert habe, sagte auch Kurt Jaeger, Geschäftsführer der Stuttgarter LF.net.

Nachdem die Warteschlangen der kleinen Registrare abgearbeitet sind, dürfen die großen Provider noch eine Weile damit beschäftigt sein, ihre Vorregistrierungen vollends einzuschleusen. Bei Strato rechnet man mit Rückmeldungen an die Kunden, ob sie ihre .eu-Domain bekommen haben, zum Wochenanfang.

Eine Million oder mehr Registrierungen könnten bis morgen bereits in der neuen Zone sein, rechneten Unternehmen wie Strato oder Schlund/1&1. Strato setzt auf die Attraktivität der .eu-Domain für Kunden aus den Ländern, in denen die Domain-Registrierung nach wie vor mit viel Papierkrieg verbunden ist. Das gilt für .eu zumindest bei der heute gestarteten allgemeinen Registrierphase nicht. Laut EU-Kommission gingen in der ersten Stunde nach Eröffnung der Registrierung um 11 Uhr mehr als 300.000 Registrierungen ein. Der größte Andrang für die .eu-Domain sei aus Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Belgien gekommen.

Trotz der detaillierten Vorschriften für die Domain gab es im Lauf der zwei hoch komplizierten Sunrise-Phasen Unmut über Umgehungsstrategien beim Markengrabbing und zuletzt bei der Umgehung der Regel, die nur eine Akkreditierung pro Registrar zuließ. Zuletzt wurde am gestrigen Donnerstag in einem über eine Mailingliste der .eu-Registrare verbreiteten Protestschreiben Eurid sogar aufgefordert, den heutigen Start von .eu zu stoppen, falls man wegen der teilweise hundertfachen Mehrfachakkreditierung kein wirklich faires Verfahren mehr garantieren könne. Eurid wird sogar die Verletzung der eigenen Bestimmungen vorgeworfen. Wie viele Registrare diesen Protestbrief noch an Eurid geschickt haben, ist nicht bekannt. (Monika Ermert) / (jk)