Hauptentwicklungsphase des Linux-Kernel 2.6.38 abgeschlossen

Der Kernel 2.6.38 enthält neben dem die Interaktivität verbessernden "Wunderpatch" zahlreiche Verbesserungen an Grafiktreibern. Neu sind auch die Transparent Huge Pages, Optimierungen am VFS und XZ-Unterstützung für SquashFS.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Genau 14 Tage nach der Freigabe der Linux-Version 2.6.37 hat Linus Torvalds die erste Vorabversion des Ende März oder Anfang April erwarteten Kernels 2.6.38 freigegeben. Mit ihr endet wie üblich das am Anfang des Entwicklungszyklus gelegene Merge Window – die ungefähr zwei Wochen lange Phase direkt nach der Freigabe einer neuen Kernel-Version, in der Torvalds das Gros der Änderungen für den Nachfolger in das Quellcodeverwaltungssystem des Hauptentwicklungszweigs integriert.

Unter den knapp 7600 vorgenommenen Commits finden sich wie üblich wieder zahlreiche, von denen über kurz oder lang auch Anwender profitieren, die sich mit dem Kern ihrer Linux-Distribution normalerweise nicht weiter auseinandersetzen. Dazu zählen etwa die bereits erwähnten, auch die als "Wunderpatch" bekannt gewordenen Änderungen, die in bestimmten Situationen für eine andere Verteilung der Prozessorzeit sorgen, was die Reaktionsgeschwindigkeit von Desktop-Anwendungen deutlich steigern kann.

Torvalds hat die Auto-Gruppierung in der Freigabe-Mail sogar explizit hervorgehoben. Das gilt auch für einige schon seit Längerem entwickelten Patches zum Verbessern der Skalierbarkeit des VFS (Virtual File System), die bei 2.6.38 nun einzogen, nachdem sie bei 2.6.36 und 2.6.37 noch außen vor geblieben waren.

Eingezogen sind auch die Patches zur Unterstützung der Grafikkerne der von AMD unter dem Oberbegriff Fusion vermarkteten Bobcat-Prozessoren; die DRM-Radeon-Treiber sprechen zudem nun einige der 2D- und 3D-Beschleunigungsfunktionen der Grafikchips an, die auf den Radeon-HD-Modellen 62xx bis 68xx sitzen. Der Nouveau-DRM-Treiber bietet experimentelle und noch rudimentäre 3D-Unterstützung für die Fermi-Chips vieler aktueller GeForce-Grafikkarten der 400er-Serie, ist dazu aber auf eine proprietäre Firmware angewiesen. Der Treiber für Grafikchips von Intel nutzt die Stromsparfunktionen der Grafikchips besser, die in Core-i-Prozessoren stecken.

Die Live-Medien von Distributionen dürften in Zukunft vielleicht ein paar Programme mehr mitbringen, da das von ihnen vielfach eingesetzte SquashFS ab 2.6.38 nun auch das aus LZMA hervorgegangene Kompressionsformat XZ unterstützt, das für hohe Packdichten bekannt ist. Die neuen und in Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 6 bereits genutzten Transparent Hugepages sollten Workloads beschleunigen, die von der Nutzung großer Speicherseiten profitieren – etwa Virtualisierung. Nicht eingezogen sind jedoch die Backends für den Dom0-Betrieb von Xen, sodass wohl erst Kernel 2.6.39 in der Lage sein wird, von Haus aus als Xen-Host zu arbeiten.

Wie immer gab es zahlreiche neue und überarbeitete Treiber – erstmals dabei ist etwa der Treiber rtl8192ce für WLAN-Chips von Realtek. Das Kernel-Log in c't und auf heise open wird in den kommenden Wochen detailliert über diese und zahlreiche andere Neuerungen berichten. (thl)