Patent-Experte: Android-Code verstößt gegen Oracles Rechte

Florian Müller, Gründer der NoSoftwarePatents-Kampagne, hat sich den zur Diskussion stehenden Android-Code des Oracle-Google-Streits genauer angeschaut und über 40 Fälle finden können, bei denen Google ohne Erlaubnis Oracles Java-Code genutzt habe.

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Von
  • Alexander Neumann

Um die Auseinandersetzung zwischen Oracle und Google zu Patentverletzungen durch das mobile Betriebssystem Android war es in letzter Zeit ruhig geworden. Neuen Wind in die Geschichte hat nun Florian Müller, Gründer der NoSoftwarePatents-Kampagne, gebracht. Er hat 43 Fälle aufgezeigt, bei denen es den Anschein hat, dass Google Oracles Java-Code ohne Erlaubnis in den jüngeren Versionen des Betriebssystems (Versionen 2.2, 2.3) kopiert habe.

Nach einer genauen Untersuchung des Android-Codes hat Müller sechs Dateien – zusätzlich zu einer von Oracle in der Klage vorgebrachten – gefunden, die nahezu identisch mit Oracles Java-Code seien. Weitere 37 enthielten darüber hinaus Hinweise darauf, dass der Code Eigentum von Sun sei. Auch die originale Version der PolicyNodeImpl.java-Klassenbibliothek, die sich in redigierter Form in der Anlage J von Oracles Klageschrift findet, enthalte einen "Proprietary/Confidential"-Vermerk und die Aufforderung, die Dateien nicht zu verteilen, schreibt Müller in einem ausführlichen Blog-Eintrag.

Oracle war durch die Übernahme Suns vor rund einem Jahr in die Rolle des Stammhalters der Programmiersprache Java gelangt und hatte Google im August des letzten Jahres verklagt, weil der Internetkonzern mit dem in Androids Dalvik Virtual Machine zu findenden Java-Code gegen Patent- und Urheberrechte verstoßen haben soll. Ende Oktober war der Konzern dann konkreter geworden und hatte aufgezeigt, wo Google Zeile für Zeile Code kopiert haben soll. Er sprach davon, dass nahezu ein Drittel der Android-APIs Derivate von Oracles Java-APIs seien.

Egal, was Google sage, die Hinweise auf das Urheberrecht seien alles andere als eine Erlaubnis, den Java-Code unter der Apache Software Licence neu zu lizenzieren, schreibt Müller. Unter dieser Lizenz wird das Android-System zur Verfügung gestellt, Oracle hingegen bietet Java unter der GPL (GNU General Public License) an. Gegenwind erfährt Müller von Ed Burnette, einem bekannten Java-Entwickler und Blogger der US-amerikanischen Nachrichtenseite ZDnet. Dieser hat sich Müllers Herausstellungen angeschaut und merkt dazu an, dass die Dateien Testcode seien und nicht in Geräten ausgeliefert würden. Auch habe Google die Dateien zum einen Ende Oktober 2010 und zum anderen in diesem Januar beseitigt.

Ungeachtet der Tatsache, ob der Code beseitigt wurde oder nicht, dürfte das an der Ausgangslage eines Urheberrechtsverstoßes nichts ändern. Sollte das für die Verhandlung zuständige Gericht befinden, dass Google gegen Oracles Rechte verstoßen hat, könnte das unter anderem dazu führen, dass Oracle eine Lizenzgebühr für jedes Android-Gerät einfordert. (ane)