1,1 Prozent aller Websites sind pornographisch

Nach einer vom US-Justizministerium in Auftrag gegebenen Analyse von Suchanfragen funktionieren Filter nur mangelhaft.

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Von
  • Florian Rötzer

Nach einer US-Justizministerium in Auftrag gegebenen Analyse von Websites, die von den Suchmaschinen Google und MSN indexiert werden, haben 1,1 Prozent aller Websites explizit pornographische Inhalte. Die von Philip Stark, einem Statistikprofessor an der University of California, Berkeley, durchgeführte Analyse wurde am Montag einem Gericht in Philadelphia vorgestellt, vor dem die Klage von Bürgerrechtsorganisationen gegen den 1998 vom Kongress verabschiedeten, vom damaligen Präsidenten Clinton unterzeichneten, aber bislang nicht in Kraft getretenen Child Online Protection Act (COPA) verhandelt wird. Dabei geht es darum, ob Filter ausreichen, Minderjährige vor pornographischen Inhalten zu schützen, oder ob, wie vom US-Justizministerium gefordert, Anbieter durch das Gesetz gezwungen werden sollen, das Alter der Internetnutzer zu überprüfen.

Der Supreme Court hatte das Gesetz, das Minderjährige vor anstößigen Inhalten schützen soll und Verstöße von kommerziellen Anbietern mit hohen Strafen ahndet, aufgrund von Verfassungsbedenken vorerst gekippt, aber wieder an das Bezirksgericht zur weiteren Überprüfung von Fakten zurück überwiesen. Für die Bürgerrechtsorganisationen wie die American Civil Liberties Union (ACLU) stellt das Gesetz einen Eingriff in die Meinungsfreiheit dar. Damit könnte, so ein Argument, etwa auch die Veröffentlichung der Folterbilder von Abu Ghraib verhindert werden. Das US-Justizministerium hatte die statistische Analyse beauftragt, um zu demonstrieren, dass Filter alleine nicht zum Schutz von Minderjährigen ausreichen.

Für die Analyse hatte das Ministerium letztes Jahr Suchmaschinenbetreiber, Internetprovider und Filteranbieter aufgefordert, Daten ihrer Kunden zu übermitteln. Während die meisten Unternehmen dies ohne öffentlichen Widerspruch machten, erregte die Weigerung Googles Anfang des Jahres Aufsehen. Das Justizministerium zog vor das Gericht. Geteilten Erfolg hatte Google insoweit, als keine individuellen Suchanfragen und statt der geforderten Millionen Adressen nur eine Zufallsstichprobe von 50.000 im Volltextindex verzeichneten Adressen dem Justizministerium übergeben werden mussten.

Das Ergebnis der statistischen Auswertung dürfte keiner der Parteien wirkliche Vorteile der Argumentation bieten. Von den von Google und MSN indexierten Websites werden von Filtern zwischen 8,8 und 60,2 Prozent nicht blockiert, dafür aber zwischen 0,4 und 23,6 Prozent von Websites ohne pornographische Inhalte. Von den pornographischen Websites stammen bei Google 44,2 Prozent und bei MSN 56,7 Prozent aus den USA. Insgesamt gebe es, so schätzt Stark aufgrund der Zahlen, weltweit über 260 Millionen Webseiten mit pornographischen Inhalten. 6 Prozent der Suchanfragen liefern mindestens eine Porno-Webseite, 1,7 Prozent aller Suchergebnisse sind pornographisch.

Für Catherine Crump von ACLU stärkt das Ergebnis den Widerstand gegen COPA. Wenn Filter eingesetzt werden, sei die Wahrscheinlichkeit, auf pornographische Seiten zu kommen, "extreme niedrig", zudem würde das Gesetz die Hälfte der Anbieter, sowieso nicht erfassen, da sie im Ausland angesiedelt seien. Stark hingegen schrieb, dass "eine große Menge sexuell expliziter Inhalte von den Filtern nicht blockiert" werde. Das Justizministerium hat die Studie noch nicht kommentiert. (fr)