FAQ: 3-TByte-Festplatten

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Boi Feddern
Inhaltsverzeichnis

Wo liegen die Tücken im Umgang mit 3-TByte-Festplatten?

Bei 2 Terabyte – genauer 2 · 240 Byte – gibt es in der PC-Architektur wieder einmal eine unsichtbare Grenze: Ältere Mainboard-BIOSse, aber auch die Firmware und Treiber vieler Serial-ATA-Hostadapter oder USB-Bridge-Chips in externen Festplattengehäusen rechnen intern noch mit 32-bittigen Sektornummern, womit sie höchstens 232 Sektoren à 512 Byte verwalten können. Auch die bisherige MBR-Partitionstabelle (Master Boot Record) enthält nur 32-bittige Felder für die Sektornummern und stößt deshalb bei 2 TByte an ihre Grenzen. Anders ausgedrückt: Nur wenn BIOS, Betriebssystem und Treiber mitspielen, kann man mehr als 2 TByte große Einzellaufwerke mit voller Kapazität am PC nutzen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich eine 3-TByte-Festplatte als Zweitlaufwerk am PC nachrüsten lässt?

Grundvoraussetzung ist zunächst ein kompatibler Hostadapter. An Mainboards mit aktuellen Chipsätzen von AMD und Intel funktionieren 3-TByte-Festplatten mittlerweile an den im Chipsatz integrierten Onboard-SATA-Schnittstellen, sofern man aktuelle Chipsatztreiber verwendet. Intels Treiberpaket namens Rapid Storage Technology (RST) hat den Umgang mit Festplatten jenseits von 2 Terabyte etwa erst mit der kürzlich veröffentlichen Version 10.1.0.1008 gelernt (siehe c’t-Link). Auch der Standard-AHCI-Treiber von Windows 7 (msahci.sys) kann 3-TByte-Festplatten korrekt ansprechen. An älteren Systemen, die eine 3-TByte-Platte nicht mit voller Kapazität erkennen, hilft ein separater Hostadapter. Die Firma Western Digital liefert ihr erstes 3-TByte-Laufwerk im Paket mit einem 3-TByte-kompatiblen Hostadapter für PCI-Express-x1-Slots von Highpoint (Rocket 620), der auch einzeln im Handel erhältlich ist.

Um eine 3-TByte-Platte mit voller Größe formatieren zu können, braucht man darüber hinaus ein hinreichend aktuelles Betriebssystem, das Festplatten als GPT-Datenträger einrichten kann. Das sogenannte GUID-Partitionierungsschema, das mit seinen 64-bittigen Sektornummern auch Exabytes an Festplattenspeicher verwalten kann, beherrschen neuere Windows-Versionen (7, Vista, Server 2008/2003 SP1), Linux sowie Mac OS X, XP aber nicht.

Kann man auf einer 3-TByte-Platte auch das Betriebssystem installieren?

Prinzipiell ja. Neben den Bedingungen, die für den Einsatz einer 3-TByte-Platte als Zweitlaufwerk im PC gelten, gibt es aber leider weitere Einschränkungen. Von GPT-Datenträgern starten nur die 64-Bit-Versionen von Vista und Windows 7 – allerdings nur dann, wenn das Mainboard anstelle des herkömmlichen PC-BIOS eine UEFI-2.0-Firmware zum Booten nutzt. Bislang unterstützen aber erst einige wenige, nagelneue PC-Mainboards und Notebooks UEFI. Linux startet derweil auch ohne UEFI von GPT-Datenträgern – sofern man einen GPT-kompatiblen Bootloader wie Grub2 verwendet. Apple-Computer nutzen schon seit Längerem eine spezielle EFI-Implementierung – nicht UEFI –, dank der sich Mac OS X auch von mehr als 2 TByte großen Festplatten starten lässt.

Ich habe kein UEFI-System und möchte die 3-TByte-Platte auch nicht als GPT-Datenträger einrichten. Kann ich trotzdem die volle Kapazität meiner 3-TByte-Platte nutzen?

Auch das ist in Ausnahmefällen an bestimmten Mainboards und unter einigen Betriebssystemen möglich. Vorausgesetzt, Sie schließen die Platte an einem kompatiblen Hostadapter samt „Größer-als-2-TByte“-Treibern an, können Sie beispielsweise an Mainboards der Firma Asus die 3-TByte-Platte als MBR-Datenträger einrichten und die Speicherkapazität der Bootpartition auf 2 TByte beschränken. Mit dem kostenlosen Asus-Tool DiskUnlocker (siehe c’t-Link) lässt sich anschließend der oberhalb von 2 TByte liegende Speicherbereich der Festplatte als zweites virtuelles Laufwerk unter Windows einrichten und formatieren wie eine herkömmliche Platte auch. Den Einsatz des Tools sollte man sich aber gut überlegen, denn eine mit dem Asus-Tool eingerichtete Festplatte lässt sich dann ausschließlich an Systemen mit installiertem Disk Unlocker nutzen.

Unter Linux lassen sich bis zu 4 TByte große Festplatten mit MBR partitionieren. Um dann auch davon booten zu können, müssen allerdings Root- und gegebenenfalls Bootpartition unterhalb der 2-TByte-Grenze enden und die Datenpartition, die den Speicherbereich jenseits von 2 TByte umfasst, vor der 2-TByte-Grenze beginnen. Da manche Linux-Distributionen aber ohnehin auch an Systemen ohne UEFI von GPT-Datenträgern starten, lohnen derartige Verrenkungen nur, wenn man Linux und Windows parallel nutzen möchte. Unter Windows lässt sich dann allerdings nur der Speicherbereich der Platte unterhalb 2 TByte nutzen. Da ein solches Layout Imager und Backup-Programme verwirren kann, sollte man es nur wählen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.

Bestimmte externe 3-TByte-Platten von Seagate (FreeAgent GoFlex) und Western Digital (My Book Essential) lassen sich dank eines anderen technischen Kniffs auch unter XP mit voller Kapazität nutzen. Sie melden sich über ihre USB- oder FireWire-Schnittstelle nicht wie üblich mit 512-Byte-Sektoren, sondern mit 4-KByte-Sektoren am System an. Auf diesem Wege lässt sich die 2-TByte-Beschränkung des MBR umgehen. Doch auch dieser Trick hat Nachteile: Programme, die low-level auf die Platte zugreifen – etwa Formatierungs-Tools –, funktionieren auf den Platten möglicherweise nicht. Auch als Boot-Datenträger eignen sie sich nicht.

Kann ich eine 3-TByte-Platte auch in ein Festplattengehäuse schrauben sowie mein NAS oder Festplatten-Receiver damit aufrüsten?

Wahrscheinlich nicht. Die meisten Geräte können mit derart großen Einzelfestplatten bislang noch nichts anfangen. Nur einige wenige NAS-Leergehäuse unterstützen bereits 3-TByte-Laufwerke. Achten Sie in jedem Fall vor dem Kauf darauf, ob der Hersteller Kompatibilität verspricht. Andernfalls weichen Sie besser auf ein vorkonfiguriertes Gerät aus, in dem eine 3-TByte-Platte ab Werk bereits drinsteckt.

www.ct.de/1105164 (boi)