Ich klaue nicht, versprochen!

Eine Web-Kampagne versucht, Hollywood zur nutzerfreundlichen Vermarktung seiner Waren zu bewegen: Vom sofortigen Download bis zum Ende der Kopierschutzgängelei. Es wäre schön, wenn das klappt.

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Wer heute im Netz auf legalem Wege Filme betrachten will, ist meist schlechter dran als Piraten: Während die ihre illegale Gratisware in HD-Auflösung mit zig Untertiteln, Tonspuren und Extras ungeschützt verbreiten, binden Videoload, iTunes und Co. Nutzer an bestimmte Geräte oder Formate, nerven mit manchmal schlechter Qualität und schränken die Nutzbarkeit gekaufter Inhalte künstlich ein. Schuld daran sind die Filmstudios, die eifersüchtig jeden Schritt der Vermarktung überwachen.

Die Kampagne "Don't Make Me Steal", übersetzt etwa: "Bitte zwinge mich nicht, zu stehlen", versucht nun, gegen diese jahrelangen Nervereien anzukämpfen. Bei der Kampagne versprechen die Unterzeichner, dass sie nie mehr illegal einen Film herunterladen, wenn fünf Problembereiche angegangen werden: Preise, Sprachen, Bequemlichkeit, Auswahl und Erscheinungsdatum sowie Rechte.

Die Vorschläge klingen für entnervte Kinofreunde anfangs wie ein Traum, sollten aber eigentlich selbstverständlich sein. Da geht es etwa darum, dass ein Film in jeder Sprache, in der er produziert wurde (inklusive Original und Dubbing), verfügbar ist. Oder dass bezahlte Inhalte sofort genutzt werden können und dass keine nervige Anti-Piraterie-Werbung mehr läuft. Offene Metadaten sollten in diesem Zeitalter außerdem eine Selbstverständlichkeit sein und Filme endlich weltweit zur gleichen Zeit erscheinen.

"Don't Make Me Steal" fordert außerdem eine Ausweitung bestehender Angebote: "Ich kann mir fast jeden Film herunterladen, der jemals produziert wurde." Der wohl wichtigste Punkt ist aber der Bereich Rechte: Hier fordert die Kampagne ein Ende störender Kopierschutzverfahren, die sowieso vor allem nur ehrliche Käufer treffen.

Die Sache hat ihren Charme, weil die Aktivisten und die mittlerweile deutlich vierstellige Anzahl an Unterstützern den Studios etwas versprechen, das sie gerne hätten: weniger Piraterie bei gleichzeitig höherem Umsatz. Ob das ausreicht, ihnen die aktuellen Flausen auszutreiben, ist eine andere Frage.

Zu sehr scheint sich Hollywood an die nervigen Warnvorspänne, die sowieso nur ehrliche Kunden zu sehen bekommen, gewöhnt zu haben. Oder an Kopierschutzformate, die autistisch auch dann noch weiterverwendet werden, wenn sie schon eine Woche nach Einführung geknackt wurden. Ganz abgesehen von der Marktabschottung mit unterschiedlichen Erscheinungsterminen in aller Welt, die den globalisierten Planeten ebenso ignorieren wie das Internet.

Ja, als Filmfan hat man es manchmal nicht leicht. Vielleicht hilft ja der Wink mit dem Geldbeutel. Und genau das tut "Don't Make Me Steal". Das ist doch ein Anfang. (bsc)