Punkt-zu-Punkt-Architektur für Glasfasernetze gesamtwirtschaftlich günstiger

Die um etwa 10 Prozent höheren Investitionskosten würden laut einer Studie der WIK-Consult durch den höheren Nutzen für die privaten und geschäftlichen Nutzer mehr als aufgewogen.

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Von
  • Richard Sietmann

Glasfasernetze mit einer Punkt-zu-Punkt-Architektur sind gesamtwirtschaftlich vorteilhafter als Punkt-zu-Multipunkt-Netze. Zu diesem Schluss gelangt eine Studie, die jetzt in Brüssel vorgestellt wurde und die den Einfluss konkurrierender Techniken für optische Anschlusssnetze auf die Zugangsprodukte im "Großhandelsmarkt" der Netzbetreiber untereinander und damit auf den Wettbewerb insgesamt untersuchte.

In einer Point-to-Point-Topologie (PtP) wie bei den Kupferdoppeladern des klassischen Telefonnetzes hat jeder Teilnehmer seine eigene Anschlussleitung (TAL) zur Zentrale. Diese Leitung kann von anderen Netzbetreibern im Wege der sogenannten "Entbündelung" angemietet werden, wenn sich der Kunde für einen der Wettbewerber entscheidet. In Point-to-Multipoint-Netzen (PtMP) werden dagegen die Kundenanschlüsse an einer Stelle zwischen Kunde und Zentrale zusammengefasst und danach gemeinsam zur Zentrale geführt. Solche Netze lassen sich nicht mehr auf Leitungsebene in der Zentrale entbündeln, sondern den Wettbewerbern ist dann allenfalls noch der sogenannte "Bitstromzugang" auf der Plattform der vom Eigentümer der TAL eingesetzten Netztechnik und Übertragungsprotokolle möglich.

Bei den Glasfaser-Zugangsnetzen konkurrieren das PtP-Ethernet (IEEE 802.3-2008) und die von der ITU-T standardisierte PtMP-Technik GPON (Gigabit Passive Optical Network) miteinander. GPON-Systeme werden in Deutschland vor allem von Alcatel-Lucent propagiert und von der Deutschen Telekom favorisiert; einige City-Carrier und Hersteller wie die in Hannover ansässige keymile setzen hingegen auf PtP-Ethernet.

Die Kostenanalysen, welche die WIK-Consult im Rahmen der von der Vodafone Group UK in Auftrag gegebenen Studie "Architectures and competitive models in fibre networks" durchführte, bestätigen bisherige Erkenntnisse, dass für "Fiber-to-the-Home" GPON die günstigste und PtP-Ethernet die teuere Variante darstellt. Allerdings liegen die Unterschiede – umgerechnet auf monatliche Kosten – bei weniger als 10 Prozent.

Daneben führte die WIK-Consult aber auch Modellrechnungen zu den Auswirkungen auf den Wettbewerb durch, in denen nicht nur die Netzkosten für verschiedene Architekturen berücksichtigt, sondern erstmals auch die auf Entbündelung oder Bitstromzugang beruhenden Geschäftsmodelle von Wettbewerbern vollständig abgebildet wurden. "In allen Fällen zeigt sich", fasst WIK-Geschäftsführer Karl-Heinz Neumann die Ergebnisse zusammen, "dass die auf Point-to-Point-Topologie basierenden Architekturen zu höheren gesamtwirtschaftlichen Vorteilen führen."

Die 170-seitige Studie steht auf www.wik.org zum kostenlosen Download zur Verfügung (Registrierung erforderlich). (jk)