Drillisch macht Mobilcom weiter Ärger

Mobilfunkanbieter Drillisch will die Branche konsolidieren und kann sich dafür eine Partnerschaft mit Mobilcom vorstellen, allerdings ohne Freenet. Dafür legt sich der Drillisch-Chef mit Mobilcom-Vorstand Eckhard Spoerr an, der andere Pläne hat.

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Mobilcom/Freenet-Chef Eckhard Spoerr und Paschalis Choulidis, der Vorstandssprecher des Mobilfunk-Serviceproviders Drillisch, werden wohl keine guten Freunde mehr. Die beiden Manager sind sich in wesentlichen strategischen Fragen alles andere als einig: Spoerr will sein Baby Freenet mit der Mobilcom, die bereits die Mehrheit an dem DSL-Anbieter hält, fusionieren und überlegt, die Festnetzaktivitäten des Konzerns auszubauen. Der Drillisch-Mann dagegen möchte die Fusion am liebsten verhindern und die großen Serviceprovider unter dem Mobilcom-Dach einigen. Jetzt droht er Spoerr, der an Ärger mit Aktionären inzwischen gewöhnt sein dürfte, mit einer außerordentlichen Hauptversammlung.

Choulidis nutzt dafür das nicht ganz kleines Mobilcom-Aktienpaket als Hebel, das Drillisch kontrolliert. Offiziell sind es inzwischen knapp über zehn Prozent, die das verhältnismäßig kleine Unternehmen an dem Kommunikationsriesen hält. Berichte über einen möglichen Ausbau der Beteiligung auf bis zu 20 Prozent hat Choulidis bisher nicht kommentiert; manche munkeln bereits, dass Drillisch längst soweit sei. Choulidis will die Konsolidierung der Serviceprovider-Branche vorantreiben, die das Geschäft der Wiederverkäufer auf einem nahezu gesättigten Handymarkt noch einmal beflügeln könnte. Auch hat er es auf den Verlustvortrag von Mobilcom abgesehen, mit dem sich seine Gewinne steuergünstig und äußerst börsenfreundlich verrechnen ließen. Eine Übernahme kommt nicht in Frage, die mit etwa 180 Millionen Euro notierte Drillisch AG dürfte sich am Milliarden-Monster Mobilcom die Zähne ausbeißen.

Das Aktienpaket reicht aber zumindest für ein paar Nadelstiche, die auch Spoerr zu spüren bekommt. Für den Mobilcom-Chef ist das reines Balzverhalten. "Die wollen, dass wir sie übernhemen", sagte er der Welt, will Drillisch diesen Gefallen aber nicht tun. Lieber schaut er sich nach Übernahmekandidaten im Festnetzbereich um. Auch darum geht es bei dem Streit: So meinen Kritiker der lange geplanten und immer noch von Streitigkeiten blockierten Fusion, mit der verpassten Übernahme des AOL-Zugangsgeschäfts sei der Festnetz-Zug für Freenet abgefahren, die weiteren Wachstumsmöglichkeiten für den DSL-Anbieter eher gering. So agitiert Choulidis gegen ein Zusammengehen von Mobilcom und Freenet, weil es einen späteren Verkauf der Festnetzsparte erschweren würde.

Der Drillisch-Chef will jetzt vom Mobilcom-Vorstand ein paar Fragen beantwortet haben. Er will vor allem wissen, ob die Fusion weiter verfolgt werden sollte und ob dies aus Aktionärssicht noch sinnvoll sei, erklärte er gegenüber dem Handelsblatt und droht damit, eine außerordentliche Hauptversammlung anzustrengen, sollten seine Fragen nicht beantwortet werden. Mobilcom will die Anfragen wie die eines jeden Aktionärs beantworten und bemüht sich auch sonst, das ganze möglichst nach Routine aussehen zu lassen. Die Büdelsdorfer machen sich auch keine Sorgen, dass Choulidids demnächst einen eigenen Kandidaten im Aufsichtsrat des Unternehmens platzieren kann und hoffen auf das Amtsgericht Kiel. Das soll in dieser Woche über den vakanten Sitz im Aufsichtsgremium entscheiden. (vbr)