Jeder dritte Jugendliche sah schon Gewalt oder Porno auf Handy

Auf den Mediatagen Nord wurde eine Studie präsentiert, nach der viele Jugendliche schon einmal auf einem Handy mit solchen Filmen konfrontiert wurden. Teilnehmer einer Expertenrunde traten für mehr Förderung von Medienkompetenz ein.

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Etwa jeder dritte Jugendliche hat einer neuen Studie zufolge bereits einmal ein Gewalt- oder Pornovideo auf einem Handy gesehen. Das sagte die Stuttgarter Medienforscherin Petra Grimm zu ihrer Untersuchung für die Unabhängige Landesanstalt für Rundfunk und neue Medien (ULR) in Kiel. Sie stellte anlässlich der Kieler Mediatage Nord in ihrem Referat "Handys erst ab 18? Pornographie und Gewalt auf Mobiltelefonen" erste Ergebnisse vor. Eine Expertenrunde lehnte jedoch ein Handyverbot für Minderjährige ab. Das Handy sei mittlerweile fester Bestandteil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, betonte Grimm: "Es wird von ihnen als Teil ihres Körpers empfunden. Für sie ist es wie ein Tagebuch, das anderen nicht zugänglich sein sollte."

Als Motiv, solche Videos auf dem Handy zu haben und Mitschülern zu zeigen, vermuten laut Studie die befragten 12- bis 19-Jährigen "Angeben", "Mitreden können" und "Cool sein". Beim "Happy slapping" verprügeln manche Jugendliche andere, nehmen dies mit dem Kamerahandy auf, verschicken die Aufnahmen an andere oder stellen sie ins Internet, erläuterte Grimm. Solchem Handeln sei mit Verboten nicht beizukommen, meint Christa Limmer, Leiterin der Aktion Kinder- und Jugendschutz der Landesarbeitsstelle Schleswig-Holstein. "Es müssen klare Grenzen gezogen und Gespräche gesucht werden", so Limmer.

Martin Pinkerneil, Leiter des Kölner Projekts handysektor.de wundert es nicht, dass Kinder und Jugendliche ausprobieren, was mit den neuen Medien alles möglich ist. Als "Digital Natives" seien sie mit diesen modernen Technologien aufgewachsen. Er empfiehlt, Handys bereits seitens der Hersteller oder Diensteanbieter kinder- und jugendgerecht zu konfigurieren. Lothar Jene, stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), meint unisono: "Wir müssen nur ein Glied in der Kette überzeugen, die Verbreitung von Gewalt und Pornographie bei Kindern und Jugendlichen über Internet und Handys zu unterbrechen."

ULR-Justiziar Wolfgang Bauchrowitz sieht als effektivste Prävention gegen die Verbreitung von Gewalt- und Pornovideos auf den Handys die Vermittlung von Medienkompetenz. Im Podium fand seine Äußerung uneingeschränkte Unterstützung, dass die Kinder befähigt werden müssten, Medieninhalte gezielt auszuwählen und sich bewusst gegen gefährdende Inhalte zu entscheiden. "Dazu gehört auch, dass wir unsere Kinder dazu erziehen, Nein zur Gewalt zu sagen, denn wer dies tut, den können auch gewalthaltige Inhalte nicht reizen oder gar provozieren." (anw)