Daimler will Brennstoffzellen selbst fertigen

Daimler will Brennstoffzellen-Stacks für Elektro-Autos künftig selbst in Serie fertigen. Im kanadischen Vancouver sollen Entwicklung und Produktion der Brennstoffzellen-Technik gebündelt werden.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Daimler AG plant Brennstoffzellen-Stacks für Automobile künftig selbst in Serie zu fertigen und kündigt den Aufbau einer eigenen Fabrik im kanadischen Vancouver an. In der Metropolregion im Südwesten Kanadas will der Autobauer in den kommenden Jahren die Entwicklung und Produktion der wichtigsten Komponenten für Brennstoffzellen bündeln.

Für Automobile gebaute Brennstoffzellen-Einheit des kanadischen Anbieters Ballard Power

(Bild: Ballatd Power)

Die Standortentscheidung sei die "logische Konsequenz von Daimlers erfolgreicher Zusammenarbeit mit Partnern am Standort Vancouver", teilte das Unternehmen weiter mit. Mit der "Automotive Fuel Cell Cooperation" (AFCC) befindet sich in Burnaby östlich von Vancouver bereits ein auf die Entwicklung von Auto-Brennstoffzellen spezialisiertes Gemeinschaftsunternehmen, das im Februar 2008 gegründet wurde. Neben dem Mehrheitseigner Daimler (50,1 Prozent) besitzt der US-Autoriese Ford 30 Prozent. Die übrigen Anteile hält der gleichfalls in Burnaby ansässige Brennstoffzellen-Spezialist Ballard Power.

Daimler will die Produktionsanlagen bis Anfang 2012 errichten und nach Probeläufen ab 2013 die Serienproduktion der "nächsten Generation" von Stacks aufnehmen. In diesen sind mehrere Brennstoffzellen zusammengefasst, die den nötigen Strom für den Elektroantrieb des Wagens produzieren. Wegen ihrer kompakteren Bauweise sollen sich die Stacks auch für den Einsatz in Limousinen wie etwa der Mercedes-Benz C- oder E-Klasse eignen, die bislang ausschließlich mit Verbrennungsmotor angeboten werden.

Einem Daimler-Sprecher zufolge übernimmt das Joint-Venture AFCC die Rolle eines Entwicklungsdienstleisters. Dort wurde auch der Stack entwickelt, der in den aktuellen Brennstoffzellen-Fahrzeugen von Mercedes-Benz eingesetzt wird. Hierbei handelt es sich zum einen um den Kompaktwagen B-Klasse F-Cell, in dessen "Sandwichboden" der Stromerzeuger untergebracht ist, sowie um den Stadtbus Citaro FuelCell-Hybrid, von dem einige Exemplare unter anderem in Hamburg im Einsatz sind. Ziel sei es, die gesamte Wertschöpfungskette für den Stack von der Materialforschung über Entwicklung bis hin zur Produktion unter Serienbedingungen abzudecken, teilte der Konzern weiter mit.

Mit der B-Klasse F-Cell produziert Mercedes-Benz seit Ende 2009 ein Brennstoffzellenauto unter Serienbedingungen – allerdings in bescheidenen Stückzahlen. Die Fahrzeuge werden von handverlesenen Kunden in Europa und den USA im Alltagsbetrieb eingesetzt. Derzeit sollen drei Fahrzeuge auf einer rund 30.000 Kilometer langen Tour rund um den Globus die Alltagstauglichkeit der Brennstoffzellentechnologie unter Beweis stellen. Kritiker der Technologie führen indes an, dass es bislang erstens kein ausreichendes Netz von Tankstellen gibt, die den zum Betrieb der Brennstoffzellen erforderlichen Wasserstoff anbieten, und stellen zweitens infrage, wie es um die Umweltbilanz der Wasserstoff-Erzeugung im großen Stil bestellt ist. (ssu)