ICANN gibt grünes Licht für Rotlicht-Adresszone im Netz

Gegen zahlreiche Widerstände beschließt die Internet-Verwaltung ICANN die Einführung der Toplevel Domain .xxx für pornographische Inhalte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 261 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Der Vorstand der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat sich am Freitag in San Francisco für die Zulassung der Rotlicht-Adresszone ".xxx" entschieden. Nach fast achtjähriger Auseinandersetzung mit Regierungen und Gerichten zog die private Netzverwaltung damit einen vorläufigen Schlussstrich unter das Thema. Die Toplevel Domain (TLD) soll nun in die Rootzone eingetragen und eine mögliche Wahlheimat für pornographische Inhalte im Netz werden.

Die Einführung der Rotlichtzone im Netz werde zweifellos zu Filtermaßnahmen in verschiedenen Ländern führen, warnte ICANN-Vorstandsmitglied Georg Sadowsky. Sadowsky hatte zusammen mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern gegen die Zulassung gestimmt, neun hatten die Zulassung befürwortet. Vier ICANN-Direktoren enthielten sich wegen verschiedener Interessenkonflikte. "Wir wissen zwar alle, dass schon heute gefiltert wird, die Schaffung von .xxx wäre aber der erste Akt des Vorstands, der direkt zum Einsatz von Filtern ermutigt", warnte Sadowsky.

Der Regierungsbeirat der ICANN verwies in seiner Entschließung in San Francisco auf die Möglichkeit entsprechender Schritte "einiger Regierungen". Ein Sprecher der Saudi-Arabischen Botschaft bestätigte auf Nachfragen der Washington Post, dass man .xxx auf jeden Fall ausfiltern werde. Eine Reihe von US-Anbietern pornographischer Inhalte im Netz hatte sich unter anderem wegen einer möglichen "Verbannung" ihrer Inhalte in die Rotlichtzone bis zuletzt vehement gegen .xxx gewehrt.

Der Chef der US National Telecommunications and Information Administration (NTIA), Larry Strickling, kritisierte die Entscheidung laut US-Medien, weil "der Rat der Regierungen" nicht stärker berücksichtigt wurde. Das Votum für .xxx könnte nach Ansicht von Vorstandsmitglied Katim Touray, IT-Berater aus Gambia, das Klima zwischen Vorstand und ICANN vergiften. Eine Abkehr der Regierungen vom ICANN-Modell ist laut Touray die einzige echte Gefahr für die Selbstverwaltung. (ad)