Studie: Onshore-Wind kann Kernenergie ersetzen

In Deutschland gibt es genügend verfügbare und geeignete Flächen, um pro Jahr rund 390 Terawattstunden Windstrom zu erzeugen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Bundesverband Windenergie (BWE) heute im Rahmen der Hannover Messe vorgelegt hat.

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In Deutschland gibt es genügend verfügbare und geeignete Flächen, um pro Jahr rund 390 Terawattstunden Windstrom zu erzeugen. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES), die der Bundesverband Windenergie (BWE) heute im Rahmen der Hannover Messe vorgelegt hat.

Laut der Studie kann man auf 2 Prozent der Fläche Deutschlands bei einer Installation von 3-Megawatt-Anlagen mit einer durchschnittlichen Masthöhe von 100 Metern rund 198 Gigawatt Windstrom installieren. Das würde bei knapp 2000 Stunden durchschnittlicher Nutzungsdauer pro Jahr einen Ertrag von 390 Terawattstunden ergeben. „Bei einem gegenwärtigen Jahresstromverbrauch von etwa 600 Terawattstunden kann die Windenergie an Land bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs bereitstellen. Das zeigt: Die Erneuerbaren Energien können die Atomenergie mühelos ersetzen“, fasste BWE-Präsident Hermann Albers das Ergebnis der Studie vor dem Hintergrund der aktuellen Atomdebatte zusammen. Zurzeit sind in Deutschland etwa 27 Gigawatt Windstrom-Leistung an Land installiert.

Aufgabe der Studie war es unter anderem, zu überprüfen, ob in Deutschland tatsächlich mindestens 2 Prozent der Landfläche für eine sinnvolle Windenergienutzung zur Verfügung stünden, erläuterte IWES-Leiter Professor Kurt Rohrig. „Bislang hat man lediglich geschätzt, dass sich auf dieser Fläche rund 100 Gigawatt Windstrom bereitstellen lassen“. Das IWES hat nun laut Rohrig auf der Basis vorhandener GIS-Daten ausgewertet, welche Flächen in Deutschland für Windenergie nutzbar, bedingt nutzbar oder überhaupt nicht brauchbar wären – das sind laut der Studie sogar knapp 8 Prozent. Nehme man noch Wälder und Schutzgebiete hinzu, komme man sogar auf rund 22 Prozent aller Flächen in Deutschland, erklärte Rohrig.

Anschließend simulierten die Forscher unter Berücksichtigung gemessener Windverhältnisse und technischer Randbedingungen, welche Erträge sich auf diesen Flächen realisieren ließen. Selbst wenn man wie bisher angenommen nur 2 Prozent der Flächen nutzen würde, käme man auf rund 198 Gigawatt installierbarer Leistung, erklärte Rohrig. Dabei ist – wenig erstaunlich – das Potenzial in den Bundesländern am größten, in denen die Windenergie heute am schlechtesten ausgebaut ist. So könnte Bayern etwa 80 Terawattstunden Windenergie pro Jahr liefern, Baden-Württemberg noch 45.

Dies allerdings nur unter optimierten Bedingungen, denn die Forscher rechneten mit 3-Megawatt-Anlagen und mit einer Masthöhe von rund 100 Metern. Für Standorte, an denen solche Anlagen weniger als 1600 Stunden pro Jahr wirtschaftlich liefen, erhöhten sie die virtuellen Masten sogar auf 140 Meter. Für den BWE ergibt sich aus den Berechnungen denn auch die klare politische Forderung, dass die derzeit existierenden Höhenbeschränkungen für Windenergieanlagen „unbedingt beseitigt“ werden müssten. „Das ist volkswirtschaftlich eine äußerst sinnvolle Maßnahme, um die Effizienz der Anlagen voll ausschöpfen zu können“, erklärte Albers. Wieviel Onshore-Windstrom sich ernten ließe, wenn sich diese Forderungen nicht durchsetzen lassen, hat das IWES nicht berechnet. Rohrig schätzt aber, dass es rund 20 Prozent weniger wären, als in der Studie ausgewiesen. (wst)