Die Neuerungen von Ubuntu 11.04

Bei Ubuntu 11.04 steht mit dem neuen Standard-Desktop Unity die Erprobung neuer Techniken im Vordergrund. Das bedeutet für bisherige Ubuntu-Nutzer zwar eine Umstellung, dafür wird Ubuntu 11.04 aber auf allen Geräten einheitlich bedient.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 115 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Seit 2004 veröffentlicht Canonical im Halbjahres-Rhythmus neue Versionen der vor allem bei Anwendern beliebten Linux-Distribution Ubuntu. Bei manchen Versionen, allen voran die alle zwei Jahre veröffentlichten mit Long Term Support (LTS), war die Stabilität das wichtigste kriterium. Um aber auch schnell auf neue Entwicklungen und Trends reagieren zu können, gibt es auch Versionen, bei denen die Erprobung neuer Techniken im Mittelpunkt steht. Ubuntu 11.04 mit Unity als neuen Standard-Desktop ist ein solcher Versuchsballon.

Der Ubuntu-Installer Ubiquity wurde weiter vereinfacht.

Die Installation von Ubuntu 11.04 wurde noch einmal vereinfacht. Eingangs zeigt Ubiquity in einem Kurzabriss die für die Installation nötigen Voraussetzungen wie genügend Festplattenspeicher und eine Internetverbindung, falls gleich Updates eingespielt werden sollen. Auch die Auswahl, wohin Ubuntu installiert werden soll und was mit bereits vorhandenen Betriebssystemen passiert, wurde vereinfacht. So genügt ein Klick auf "Parallelinstallation", um Ubuntu parallel zu einem anderen Linux-System auf der gleichen Festplatte zu installieren, eine manuelle Anpassung der Partitionierung ist nur noch selten nötig – wenn auch weiterhin möglich. Als Standard-Dateisystem verwendet Ubuntu 11.04 übrigens weiterhin Ext4. Btrfs, das ursprünglich schon bei Ubuntu 10.10 neues Standard-Dateisystem werden sollte, muss man bei Bedarf weiterhin von Hand ausgewählen.

Ganz haben die Canonical-Entwickler den Spielraum für Optimierungen noch nicht ausgenutzt. So fragt Ubiquity noch immer nach dem konkreten Tastatur-Layout, anstatt die Standardbelegung aus der Ländereinstellung zu entnehmen und weitere Tastaturbelegungen in einem Untermenü oder Experten-Fenster zu verstecken.

Wie schon bei Ubuntu 10.10 beginnt Ubiquity auch bei Version 11.04 unmittelbar nach der Partitionierung im Hintergrund damit, das Grundsystem zu installieren, während der Anwender noch damit beschäftigt ist, die Benutzerdaten einzugeben. Die automatische Suche nach Updates und die Installation nicht freier Software wie dem Fluendo-Media-Player runden die gelungene Installation ab.

Unity ist der neue Standard-Desktop von Ubuntu 11.04.

Die augenfälligste Neuerung von Ubuntu 11.04 ist der neue Unity-Desktop. Das von Canonical selbst entwickelte Unity kam zuvor nur bei Ubuntus Netbook Remix zum Einsatz, der auf Netbooks und Tablet-PCs optimiert war. Ab Ubuntu 11.04 ist Unity der Standard-Desktop auf allen Geräten, womit die Notwendigkeit einer speziellen Netbook-Edition entfällt. Somit lässt sich Ubuntu 11.04 auch auf allen Geräten gleich bedienen, was Ubuntu-Anwender freuen dürfte

Allerdings benötigt Unity einen Grafik-Chip mit 3D-Hardwarebeschleunigung, auf Systemen ohne 3D-Unterstützung schaltet Ubuntu automatisch auf den aus früheren Versionen bekannten Gnome-2-Desktop zurück. Die Ankündigung von Unity als neuen Standard-Desktop sorgte Ende 2010 für einigen Aufruhr in der Ubuntu-Community, hatte man doch eigentlich erwartet, dass Canonical auf Gnome 3 und die Gnome-Shell wechselt. Gnome 3 gehört jedoch nicht zum Paketumfang von Ubuntu 11.04, lässt sich aber immerhin aus den PPA-Repositories nachinstallieren.

Die Bedienung von Unity unterscheidet sich stark vom althergebrachten Gnome-2-Desktop aus früheren Ubuntu-Versionen. Die Kernelemente von Unity sind der Launcher auf der linken Seite des Bildschirms sowie das Dash, der entweder über das Ubuntu-Logo in der oberen Leiste oder über die Windows-Taste (Super-Taste) aufgerufen wird. Unity ist darauf ausgelegt, dass Anwender im Alltag immer die gleichen Programme benutzen. Diese Programme lassen sich im Launcher ablegen und darüber leicht starten, zudem zeigt der Launcher gerade laufende Anwendungen durch eine Hervorhebung des Icons an. Seltener benötigte Programme startet man über das Dash. Auch dieser bietet zunächst nur die vermeintlich wichtigsten Anwendungen wie den Browser, das E-Mail-Programm und den Musik-Player an. Über zum Teil einwenig umständlich zu erreichende Untermenüs kann man jedoch alle installierten Anwendungen starten, zudem bietet das Dash an, zusätzliche Programme aus den Ubuntu-Repositories nachinstallieren.

Für die Konfiguration von Unity muss zunächst der CompizConfig Settings Manager (ccsm) nachinstalliert werden, er fehlt im Standard-Software-Umfang. Tiefgreifendere Änderungen muss man zudem umständlich über den GConf-Editor oder den DConf-Editor vornehmen. Benutzerfreundlich ist das nicht.

Mit wenigen Mausklicks wechselt man zum klassischen Gnome-Desktop.

Wem Unity nicht gefällt, der kann entweder beim Login von Hand den Gnome-2-Dekstop auswählen oder Gnome 2 als neuen Standard-Desktop festlegen. Dazu öffnet man im Dash die Anwendungsgruppe System, startet das Programm "Anmeldebildschirm" und entsperrt die Einstellungen. Anschließend wählt man den Ubuntu-Classic-Desktop und schließen den Dialog. Die Einstellungen werden beim nächsten Login wirksam.