Microsofts "Heiliger Krieg" gegen Netscape

Das US-Justizministerium (DOJ -- Department of Justice) veröffentlicht brisante Auszüge aus Microsofts Hauspost.

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Von
  • Egbert Meyer

Das US-Justizministerium (DOJ -- Department of Justice) veröffentlicht brisante Auszüge aus Microsofts Hauspost. Justizministerin Janet Reno baut ihre Anti-Trust-Klage gegen Microsoft unter anderem auf interne Schriftstücke und EMails auf, die im Führungsstab des Softwareriesen kursierten. In einem 71seitigen Support Document will die Behörde beweisen, daß Microsoft seit drei Jahren einen zielgerichteten "Krieg" gegen den Konkurrenten Netscape führt. Im Mai 1995 erkannte Bill Gates die Gefahren, die "dem Betriebssystem Memphis" (Codename für Windows 95) von plattformübergreifenden Technologien wie Web-Clients und Java drohte, heißt es in der Dokumentation. Microsoft habe deshalb unter dem Codenamen "Jihad" (Heiliger Krieg) die Entwicklung des Internet Explorer vorangetrieben und den eigenen Browser trotz millionenschweren Entwicklungsaufwands kostenlos verteilen lassen. Microsoft-Vize Paul Maritz begründetet das teure Softwaregeschenk gegenüber der New York Times mit den Worten: "Wir wollen [Netscape] die Luft abdrehen".

Weitere Schriftstücke aus Redmond legen nahe, daß Microsoft auch versucht hat, Java durch "Verunreinigung des Java-Markts" zu eliminieren ("kill cross-plattform Java by grow[ing] the polluted Java market"). Fußnote 57 des DOJ-Documents erläutert den etwas dunklen Sinn des Begriffs "Verunreinigung". Demnach hat sich Redmond auf einen Plan verständigt, Java mit windows-spezifischen Funktionen ("windows specific stuff") zu verwässern. Die Taktik firmierte intern unter dem Begriff "Pollution" (Verunreinigung). (em)