Erfolgreiche Trennung von Cassini und Huygens

Heute Nacht um 3 Uhr MEZ trennte sich -- 1,2 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt -- die europäische Sonde Huygens erfolgreich von ihrem amerikanischen Mutterschiff Cassini und machte sich auf den Weg zum Saturn-Mond Titan.

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Von
  • Andreas Stiller

Heute Nacht um 3 Uhr MEZ trennte sich -- 1,2 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt -- die europäische Sonde Huygens erfolgreich von ihrem amerikanischen Mutterschiff Cassini und machte sich auf den Weg zum Saturn-Mond Titan. Erst einige Stunden später, um 7.24pm Ortszeit (4:24 MEZ), empfing die NASA/JPL in Kalifornien das erlösende Signal, dass die Trennung geklappt hat. Cassini musste nach der Trennung zunächst die Hauptantenne Richtung Erde ausrichten und dann brauchte das Signal 67 Minuten, bis es auf der Erde ankam. In Verlauf des Tages erwarte man noch weitere Informationen zur Trennung, insbesondere ein paar Bilder.

Huygens ist nun 22 Tage unterwegs, bis sie am 14. Januar um 10:06 die Atmosphäre des Titan erreicht, Fallschirme ausklinkt und eine Landung versucht. Den Zeitplan scheinen die Projektpartner NASA, ESA und ASI nach der Unterprüfung der letzten Daten und Titan-Bilder noch einmal überarbeitet zu haben, denn ursprünglich ging man von einer Trennung um 5:08 MEZ und einer Ankunft auf dem Titan um 11:15 aus.

Cassini muss nun den Kollisionskurs Richtung Titan verlassen -- das Ausweichmanöver ist für den 28.ten Dezember vorgesehen -- und wird dann die Antenne für den Empfang der Huygens-Daten ausrichten. Mit großer Spannung schauen die Forscher nun der Ankunft der Sonde auf dem Titan entgegen. Wird die Kommunikation zwischen Huygens und Cassini klappen? Hier hat man im Vorfeld ein drohendes Desaster durch Änderung des Flugbahnen vor drei Jahren gerade noch mal ausbügeln können -- der italienische Hersteller des Kommunikationssystems hatte zwar nicht bei den Trägerfrequenzen (rund 2 GHz), aber beim hochpräzisen Timing des mit etwa 8 Kbit/s arbeitenden Dekoders schlichtweg den Dopplereffekt vergessen. Schließlich jagt Huygens mit 21.000 km/h (1/50 Promille der Lichtgeschwindigkeit) durchs All. Bei der neuen Bahn ist die maximale Differenzgeschwindigkeit und mithin der Dopplereffekt kleiner, sodass diesbezügliche keine Kommunikationsprobleme mehr zu erwarten sind. Wie das mit Turbulenzen und anderen Unwägbarkeiten beim Eintritt in die Atmosphäre aussehen wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Etwa 2,5 Stunden dauert nach dem Erreichen der Titan-Atmosphäre die Mission. Das Huygens Atmospheric Structure Instrument Package (HASI) wird Temperaturen und Druckprofile messen, Wind und Turbulenzen charakterisieren, wozu ein Doppler-Wind-Experiment (DWE) genaue Daten liefern soll. Ein Gas-Chromatograph-Massenspektrometer (GCMS) will die Atmosphäre chemisch analysieren und nach Aerosolen soll der Aerosol Collector and Pyrolyser (ACP) fahnden. Den Hauptanteil der mit maximal 8 Kbit/s leider sehr beschränkten Bandbreite wird das Descent Imager/Spectral radiometer (DISR) in Anspruch nehmen, das in verschiedenen Spektralbereichen von IR bis UV Bilder aufnehmen und analysieren soll. Eine Animation bei der ESA zeigt die einzelnen Phasen der Landung. Sollte Huygens die Oberfläche, fest oder flüssig erreichen, hat das Surface Science Package (SSP) noch maximal eine halbe Stunde Zeit die Oberfläche zu analysieren, bevor die Batterien schlapp machen und Cassini aus dem Funkbereich verschwindet. Besonders gemütlich wird es Huygens dort nicht haben, denn der Titan ist mit -180 °C nicht sehr einladend. Leben erwarten die Wissenschaftler bei diesen Bedingungen nicht, aber Vorstufen dazu, höherwertige organische Verbindungen. Der ungewöhnlich hohe Methan-Gehalt in der Atmosphäre lässt sie hoffen.

Siehe dazu in Telepolis: (as)