Windows-Media-Dateien schmuggeln Werbung in den PC

Neue Tricks könnten der Saugergemeinde den Spaß an P2P-Netzen weiter verleiden.

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Von
  • Oliver Lau

Nach gefakten MP3s, die in Klang, Länge und Inhalt stark vom Originaltrack abweichen, bringt die Musikindustrie nun offenbar auch Musikstücke über Tauschbörsen in den Umlauf, die durch eine Hintertür im Windows Media Player Pop-ups im Internet Explorer öffnen und Ad-ware installieren können. Das berichtet die Zeitschrift PC World in ihrer Online-Ausgabe. Den Stein ins Rollen brachte dem Bericht zufolge eine Datei, die eigentlich ein Video des Titels "Fallin'" aus Alicia Keys Album "Songs In A Minor" enthalten sollte, dann aber den Windows Media Player dazu veranlasste, eine Seite des Software-Dienstleisters Overpeer abzurufen, die wiederum zahlreiche Fenster mit Werbeeinblendungen öffnete und sogar Ad-ware installieren wollte.

Die Firma Overpeer, eine Tochter des Online-Musikdienstleister Loudeye, ist den Tauschbörsianern schon länger ein Dorn im Auge. Nach eigenen Angaben vertreibt das US-Unternehmen "Anti-Piraterie-Lösungen", die sich nahtlos in die bekannten File-Sharing-Netze einklinken lassen, und den Overpeer-Kunden nicht nur einen Einblick in die Tauschaktivitäten der P2P-Nutzer gewähren, sondern auch die Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte verhindern können. Über 25 Milliarden illegaler Downloads will Overpeer nach eigenen Angaben auf diesem Wege Monat für Monat unterbinden. Über die Funktionsweise des Verfahrens schweigen sich die New Yorker allerdings aus. Ein Loudeye-Sprecher hat laut PC World unterdessen eingestanden, dass die betreffende WMA-Datei ihren Ursprung bei Loudeye genommen hat.

Auf Nachfrage von PC World wolle Microsofts Digital-Media-Abteilung nun prüfen, ob derlei Dateien im Einklang mit den Lizenzbestimmung des Windows Media Player stehen. Microsoft werde nichts billigen, was vorgibt ein bestimmter Inhalt zu sein, sich dann aber als etwas anderes entpuppt, zitiert das Magazin einen Microsoft-Sprecher. Die Hintertür solle dem Sprecher zufolge allerdings kein Bug, sondern ein Feature sein: Findet der Player beim Aufruf eines DRM-geschützten Songs oder Videos keine passende Lizenz auf dem Computer, informiere er darüber einen Windows Media DRM Server. Auf diesem Wege sei es unter anderem möglich, Dialogboxen darzustellen, die es dem Anwender gestatten, eine Webadresse anzusteuern und dort eine Abspiellizenz zu erwerben. Die Dialogbox sei allerdings nichts anderes als ein Fenster des Internet Explorer, so die Erläuterung des Sprechers weiter.

Update
Wer demnach auf Nummer sicher gehen und nicht in Overpeers Ad-ware-Fallen tappen möchte, verwendet zum Surfen einen anderen Standardbrowser, beispielsweise den beliebten und frei erhältlichen Firefox. Diesen benutzt dann auch der Media-Player für externe Links. Ob das auch verhindert, dass die Dialogbox mit dem Internet Explorer dargestellt wird, ist bisher nicht geklärt. Wer auf der sicheren Seite sein will, beschränkt beispielsweise über eine Personal Firewall die IP-Adressen, mit denen der Internet Explorer Kontakt aufnehmen darf, auf wenige ausgewählte wie die Windowsupdate-Seite -- oder verzichtet ganz auf den Einsatz von Microsofts Mediaplayer. (ola)