Zweite Auflage des Eclipse Integrated Development Day

Eclipse-basierte Integrations- und Automatisierungslösungen mit industrieller Relevanz sind gefragter denn je. Das zumindest zeigte der zweite Eclipse Integrated Development Day des Kompetenzzentrums MOTION des Fraunhofer-Instituts FOKUS am 9. Mai in Berlin.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tom Ritter
  • Sabrina Waffenschmidt

Eclipse-basierte Integrations- und Automatisierungslösungen mit industrieller Relevanz sind gefragter denn je. Das zumindest zeigte der zweite Eclipse Integrated Development Day des Kompetenzzentrums MOTION des Fraunhofer-Instituts FOKUS am 9. Mai in Berlin. Rund 50 internationale Experten aus Industrie und Forschung tauschten sich dort über das Application Lifecycle Management (ALM) aus.

Nach der ersten Auflage des Eclipse Integrated Development Day im vergangenen Oktober war klar, dass bald eine Fortsetzung folgen würde. Die zweite Auflage sollte Entwicklern, Softwarearchitekten, Projektleitern und Studenten eine Plattform zum Austausch zu aktuellen Lösungen und Ansätzen im Umfeld der integrierten und automatisierten Entwicklungswerkzeuge bieten.

Ralph Müller, Europa-Repräsentant der Eclipse Foundation, erläuterte in der Eröffnung des Tages, warum sein Beruf bei der Open-Source-Organisation ein Traumjob sei. Ihm sei es wichtig, neue Dinge und interessante Menschen kennen zu lernen. In der Überleitung zum Status quo der Eclipse-Community wies er auf aktuelle Bemühungen wie den langfristigen Support und neue Eclipse-Techniken wie Orion hin, einen Editor, der die Softwareentwicklung im Browser ermöglichen soll. Orion soll die Basis für eine verbesserte Zusammenarbeit der Entwickler bilden. Sie sind dadurch nicht mehr auf die Client-Installation der Werkzeuge angewiesen, was die Handhabung der Werkzeuglandschaft vereinfacht.

Auch für Raphael Faudou von Atos Origin stand das Thema Integration von Werkzeuglandschaften im Mittelpunkt. Er präsentierte den aktuellen Stand der wichtigsten Komponenten der TOPCASED-Plattform und deren industriellen Nutzen. Die Langlebigkeit des Lebenszyklus von Produkten, wie sie in Luft- und Raumfahrt üblich ist, stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Er thematisierte auch die weitere Ausgestaltung des TOPCASED-Ökosystems. Das dafür zuständige Konsortium zielt darauf ab, TOPCASED außerhalb Frankreichs und ihrer Domäne bekannter und attraktiver zu machen (siehe auch hier). Dadurch soll eine breite Basis für die Wartung der TOPCASED-Plattform und für die Integration zusätzlicher Komponenten geschaffen werden.

Sebastien Gerard (CEA)

Papyrus, das Standard-UML-Werkzeug in Eclipse, wird nun das TOPCASED-Pendant ersetzen. Sebastien Gerard von der französischen Forschungsorganisation CEA leitet das Papyrus-Projekt bei der Eclipse Foundation. Er stellte die Möglichkeiten von Standard- und domänenspezifische Modellierung mit Papyrus vor. Dabei zeigte er die UML- sowie SysML-Editoren und führte neue Papyrus-Funktionen – darunter eingebettete Editoren und die leichte Anpassbarkeit des UML-Editors für eigene Zwecke – vor. Durch die einfache Definition und Einbindung von UML-Profilen lässt sich Papyrus unkompliziert in vielfältige Entwicklungsprozesse integrieren. Es war deutlich zu erkennen, dass die Papyrus-Entwickler ein besonderes Gewicht auf die Verbesserung der Bedienbarkeit legen.

Benjamin Muskalla (Tasktop Technologies)

Welche Bedeutung eine einheitliche Auffassung von Aufgaben in Entwicklungsprozessen hat, offenbarte Benjamin Muskalla von Tasktop Technologies. Bei seinem Einblick in das Open-Source-Projekt Mylyn zeigte er, wie Entwickler davon profitieren können und sich die Produktivität messbar steigern lässt. Schließlich wird die Arbeit eines Entwicklers am Wochenbeginn allzu häufig von neuen Aufträgen des Chefs oder Fehlermeldungen der Kunden unterbrochen. Mit der Nachverfolgung des Entwicklerkontexts könne man laut Muskalla dieses typische Montagmorgen-Problem besser bewältigen.

Ömer Gürsoy (itemis)

Ömer Gürsoy vom strategischen Eclipse-Mitglied itemis sprach über das ReqIF (Requirements Interchange Format) der Object Management Group (OMG), das demnächst in einer ersten Version veröffentlicht werden soll. Für diese Spezifikation, die den Austausch von Anforderungsmodellen regelt, stellte er ein interessantes Tooling vor: Die Anforderungen lassen sich handhaben und gleichzeitig mit anderen Modellelementen aus anderen Entwicklungsphasen über ein Traceability-Konzept verlinken – Grundvoraussetzung für einen integrierten und automatisierten Entwicklungsprozess. Gürsoy veranschaulichte das integrierte Tooling anhand eines Fallschirmsicherungssystems.

Hans-Jürgen Kugler (Kugler Maag Cie)

Wie man Eclipse als Plattform für das Management funktionaler Sicherheit nutzt, erklärte Hans-Jürgen Kugler von Kugler Maag Cie. Erst kürzlich wurde die Eclipse Automotive Industry Working Group gegründet. Sie legen die Prozesse und Werkzeuge für die Fahrzeugindustrie fest, die als Bestandteil eines aufeinander abgestimmten Pakets an Entwicklungs- und Qualitätssicherungswerkzeugen dazu beitragen sollen, die spezifischen Anforderungen der Branche zu meistern. Der Vortrag ging auf viele Fragen ein und beleuchtete den Aspekt funktionaler Sicherheit auf ganz spezielle Weise. Wichtigste Erkenntnis: Gute und nachvollziehbare Dokumentation von Entscheidungsprozessen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für Sicherheit.

Mark Brörkens von OpenSynergy und Michael Rudorfer von BMW Car IT konzentrierten sich auf die Integration im Automotive-Bereich. Sie gaben eine kurze Übersicht über die Entwicklungsmethoden und Strategien der Artop-Plattform, einer Entwicklungsumgebung im AUTOSAR-Umfeld. Anschließend stellten sie die textuelle domänenspezifische Sprache ARText und das zugehörige Tooling vor. Die ARText-DSL zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich auf wesentliche Aspekte eines AUTOSAR-konformen Modells konzentriert und diese in lesbarer Form präsentiert. Durch Transformationen zum AUTOSAR-konformen Modell beziehungsweise AUTOSAR-XML wird Interoperabilität sichergestellt.

Marc-Florian Wendland von Fraunhofer FOKUS schloss den offiziellen Teil der Veranstaltung mit seinem Vortrag über modellbasierte Testautomatisierung mit Fokus!MBT ab. Anhand eines Entwurfs eines Mikrowellenofens demonstrierte er die automatisierte Ableitung von Testfällen und Testdaten sowie die automatisierte Testausführung und das anschließende Reporting. Hierbei brachte Wendland unterschiedliche Werkzeuge zum Einsatz, die mit Eclipse-Techniken und dem ModelBus-Framework ineinandergreifen können.

Demo innerhalb des Automotive Lab

Aufgelockert wurde der Tag durch zwei Demonstrationen im Automotive Lab und dem eHealth Lab der Veranstalter. Die Teilnehmer gewannen dadurch Einblick in die aktuelle Forschung und Entwicklung am Fraunhofer-Institut FOKUS. Gezeigt wurden etwa ein neuer Ansatz für Automotive Light Engineering des Projekts PROVALIDIS, die Integrations- und Automatisierungsplattform für Entwicklungsprozesse ModelBus und die automatisierten Integrationstests bei HL7-E-Health-Systemen.

Zum Ausklang des Tages luden die Organisatoren zum Plaudern und Kontakteknüpfen in die Strandbar um die Ecke ein. Auch nach dem offiziellen Teil gab es noch genügend Diskussionsbedarf rund um Vorträge und Demonstrationen der vergangenen Stunden. Fazit des Tages: Eclipse hat sich als Integrationsplattform etabliert, und Eclipse-Entwickler sein bleibt ein Traumjob.

Tom Ritter
ist Organisator des Eclipse Integrated Development Day am Fraunhofer FOKUS, stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums MOTION und Leiter des ModelBus-Team.

Sabrina Waffenschmidt
ist Marketing-Assistentin des Kompetenzzentrums Modellieren und Testen MOTION am Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) Berlin.
(ane)