USA wollen Debatte über Cyber-Angriffe

Die USA plädieren für eine internationale Debatte über Agriffe auf Computer. Das Pentagon stuft Hacker-Angriffe mittlerweile sogar als Kriegshandlung ein und droht mit realen Vergeltungsschlägen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die USA plädieren für eine internationale Debatte über Angriffe auf Computer. Dabei sollten Regeln aufgestellt werden, um Konflikte über solche Cyber-Attacken unter Kontrolle zu halten, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates bei einer Sicherheitskonferenz in Singapur. "Wir nehmen die Cyber-Bedrohung sehr ernst", sagte Gates. Dass diese Bedrohung als Teil der Verteidigungspolitik gesehen werden müsse, werde noch nicht überall so gesehen.

"Ich glaube, wir könnten in Zukunft einige ernste Spannungen vermeiden, wenn wir so früh wie möglich einige Regeln aufstellen, was akzeptabel ist oder nicht und welche Handlungsweisen faktisch ein Kriegsakt sein könnten", sagte Gates. Die USA seien "dauernd" Gegenstand von Cyber-Attacken. Sie kämen von den verschiedensten Quellen, nicht nur dem einen oder anderen Land, sagte der US-Verteidigungsminister, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Das Pentagon stuft Hacker-Angriffe mittlerweile sogar als Kriegshandlung ein und droht mit realen Vergeltungsschlägen. Robert Gates stellte laut Süddeutscher Zeitung klar, dass sich Amerika vorbehält, künftig Vergeltung für Cyber-Attacken zu üben, die von ihrer Wirkung her einem Angriff mit konventionellen Waffen gleichkommen – entweder mit eigenen Cyber-Waffen oder mit kruder, altmodischer Militärgewalt. Das Pentagon will demnächst eine Cyber-Verteidigungsstrategie veröffentlichen, in der solche Reaktionen vorgesehen sein sollen.

In den USA war wiederholt der Vorwurf erhoben worden, einige Cyber-Attacken seien aus China heraus betrieben worden. Zuletzt waren Nutzer des Google-E-Mail-Dienstes Gmail betroffen, darunter auch Mitarbeiter der US-Regierung. US-Außenministerin Hillary Clinton äußerte sich "sehr besorgt", nachdem Google den Angriff öffentlich angeprangert hatte. Zu den Geschädigten gehören demnach neben ranghohen US-Regierungsmitarbeitern auch chinesische Regimegegner, Journalisten, Militärs sowie Amtsträger aus Asien und hier vor allem aus Südkorea. Google unterband den Angriff und konnte die Spur bis nach China zurückverfolgen.

Die chinesische Regierung stritt allerdings jedwede Beteiligung vehement ab. "Es ist absolut inakzeptabel, China die Schuld für diese Probleme zuzuschieben", sagte Außenministeriums-Sprecher Hong Lei. "China ist schon immer gegen Internetkriminalität vorgegangen, auch gegen Hacker-Angriffe, und wird weiterhin mit aller Entschlossenheit durchgreifen."

Nach Angaben von US-Regierungssprecher Jay Carney sind zwar keine Regierungsmails direkt betroffen. Allerdings, so gab das "Wall Street Journal" zu bedenken, neigten einige Regierungsmitarbeiter verbotenerweise dazu, ihre privaten E-Mails für berufliche Zwecke zu nutzen. Dadurch wollten sie verhindern, dass ihr Schriftverkehr am Ende vor Untersuchungsausschüssen oder in Archiven lande. (Mit Material von dpa) / (jk)