Java SE 7 erhält Segen des Java Community Process

Die Mehrheit der Beteiligten des Standardisierungsorgans spart jedoch bei der Abstimmung für die Java-7-Spezifikation nicht mit Kritik an Oracles Java-Lizenzierungspolitik und Gebaren innerhalb des JCP.

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Von
  • Alexander Neumann

Der sogenannte Public Review Ballot für die Java Standard Edition 7 (Java SE) hat den Segen des JCP-Exekutivkomitees (Java Community Process) erhalten. Dabei hat jedoch die Mehrheit der Beteiligten des Standardisierungsorgans für Java nicht mit Kritik an Oracles Java-Lizenzierungspolitik und Gebaren innerhalb des JCP gespart. IBM, Red Hat, die brasilianische Java User Group SouJava, die London Java Community, Goldman Sachs und Fujitsu sprachen sich nur aufgrund der technischen Verdienste für den Vorschlag aus, kritisierten ansonsten aber Oracles Java-Strategie.

Google hat als einziges der 15  an der Wahl teilnehmenden Interessenvertreter dagegen gestimmt. Begründung: Der JCP habe in einer früheren Abstimmung dafür gestimmt, dass die Lizenzen für das TCK (Test Compatibility Kit), die Teil des Standards sind, nicht dazu verwendet werden sollten, mit dem Standard kompatible Implementierungen zu behindern. Gegenwärtig verbietet Oracle über das TCK den Einsatz von Java außerhalb von Universalrechnern; der neue Java-Statthalter erhebt wie zuvor schon Sun Gebühren für den Java-Einsatz bei anderen Zwecken. Das kommt derzeit vor allem bei Java auf mobilen Geräten zum Tragen. Zurzeit streiten Google und Oracle vor Gericht über Patent- und Urheberrechtsverletzungen über das in Googles mobilen Android-Betriebssystem verwendete Java. Mit seinem Einwurf ist Google nicht allein. Schon früher waren deswegen mit Doug Lea und der Apache Software Foundation langjährige Mitglieder des Exekutivkomitees aus dem JCP ausgetreten.

VMware, Eclipse Foundation, Intel, SAP, HP, Ericsson und Oracle haben sich für die vorliegende Spezifikation des Standard-Java ausgesprochen, ohne ihre Zustimmung zu kommentieren. Der Java-Entwickler Werner Keil hat sich der Stimme enthalten, aber seinen Schritt damit begründet, dass ein Sammel-JSR (Java Specification Request) wie der JSR 336 für Java SE 7 wenig transparent sei, da die darin zu findenden anderen JSRs alle der Kontrolle Oracles unterliegen würden.

Stephen Colebourne, der früher der Entwicklung des JSR 310 – Date and Time API – vorstand und schon öfter als Fürsprecher in Sachen freierem Java aufgetreten ist, bezeichnete in seinem Blog den JCP als "Zombie"-Organ, da Oracle schon früher angekündigt hatte, unabhängig davon, wie der JCP über Java-7-JSR abstimme, diese Sprachversion weiterzuentwickeln. Man könne nicht über eine offene Standardisierung sprechen, wenn keine Implementierungen der Spezifikation erlaubt seien, meinte Colebourne.

Oracle glaubt hingegen, mit dem kürzlich gestarteten JCP.next den Auftakt für Änderungen und Anpassungen der Prozesse innerhalb des Standardisierungsorgans gemacht zu haben. In diesem Prozess soll es um die Transparenz und Governance innerhalb des JCP gehen, und es mag auch sein, dass die Lizenzierung des TCK neu verhandelt wird. Bis zu einem Abschluss muss man sich aber wahrscheinlich noch mindestens ein halbes Jahr gedulden. (ane)