Kippen, drehen, spielen

Das Start-up Sifteo hat ein System aus kleinen, quadratischen Computerbausteinen entwickelt, die neue interaktive Programme und Spiele ermöglichen.

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Von
  • Erica Naone

Das Start-up Sifteo hat ein System aus kleinen, quadratischen Computerbausteinen entwickelt, die neue interaktive Programme und Spiele ermöglichen.

Ob Touchscreens oder Gestensteuerungen: Eine neue Generation von Benutzerschnittstellen verändert derzeit den Umgang mit Computern rasant. Sifteo, ein Start-up aus San Francisco, will diese Entwicklung nun mit einem System aus kleinen quadratischen Computerbausteinen bereichern, die neue interaktive Programme und Spiele ermöglichen.

Wenn Nutzer die Blöcke drehen, kippen, aneinanderlegen oder deren Displays berühren, erfassen diese die Aktion mittels eingebauter Sensoren. Zugleich wird immer auch die Gesamtanordnung aller Blöcke berücksichtigt. Eine Anwendung arbeitet dabei mit drei bis sechs der quadratischen Minirechner.

Die Steuersoftware „Siftrunner“, die auf Mac- und auf Windows-Rechnern laufen wird, steht mit den einzelnen Blöcken drahtlos über eine Sendeeinheit in einer USB-Schnittstelle in Verbindung. Anwendungen will Sifteo über einen eigenen App Store anbieten. Über die Steuersoftware können Nutzer sie dort direkt herunterladen.

Die ersten zehn Anwendungen hat Sifteo bereits selbst entwickelt. Ein einfaches Beispiel ist das Spiel „Word Play“, bei dem auf den Blöcken verschiedene Buchstaben angezeigt werden. Die lassen sich – wie beim Scrabble – zu Wörtern zusammenlegen. Das demonstriert zunächst nur das Potenzial des Systems – für ein wirklich interessantes Spiel wären zahlreiche Blöcke nötig.

Weiter gediehen ist da schon „Chroma Shuffle“, das ein wenig an bekannte Computerspiele wie „Tetris“ oder „Collapse“ erinnert. Hierbei muss ein Nutzer farbige Symbole auf den verschiedenen Blöcken löschen, indem er sie in bestimmte Positionen zueinander bringt. Ist der Bildschirm geleert, müssen die Blöcke einmal über Kopf gewendet werden, um die nächste Spielrunde zu laden, die mit der Zeit anspruchsvoller wird. Entwickler Josh Lee hat dabei die Sensorik der Blöcke bewusst mit einbezogen: Um Farbsymbole zu löschen, muss man den Block mitunter genau in die richtige Lage kippen.

Die Interaktion mit den Blöcken läuft schon erstaunlich reibungslos, wie Technology Review in einem Test feststellen konnte. Nur ganz selten reagieren die Displays mit einer leichten Verzögerung auf die Aktion eines Nutzers. Allerdings verbrauchen die Blöcke noch ordentlich Strom: Nach zwei Stunden waren die Akkus fast leer.

Entstanden ist das Konzept von Sifteo ursprünglich am MIT Media Lab. Während dessen Blöcke einander noch mit Infrarot-Detektoren wahrnehmen, setzt Sifteo auf elektromagnetische Sensoren. Beim Verkaufsstart, der noch in diesem Jahr erfolgen soll, wird das Start-up ein Dreier-Set für 149 Dollar anbieten. Jeder weitere Block soll 45 Dollar kosten (die am Media Lab entwickelten Blöcke kosten noch 200 Dollar pro Stück). Die Software kann derzeit maximal sechs Blöcke koordinieren. Zwei Nutzer können dabei auch ihre Dreier-Sets zu einem Spiel zusammenfügen.

Das Konzept sei sehr interessant, aber auch sehr anspruchsvoll für Entwickler, sagt Andrew Rollings, der selbst Spiele entwickelt und auch theoretisch am Game Design arbeitet. Rollings hat bereits eine Wunschliste für weitere Eigenschaften. So sollte eine kommende Version von Sifteo-Blöcken nicht nur Lage und Neigung wahrnehmen, sondern auch berührempfindlich sein.

Displays an weiteren Seiten könnten die Geräte noch spannender machen, findet Rollings, vorausgesetzt, dass dies die Herstellungskosten nicht explodieren lässt. Auf jeden Fall sollten sich mehr als sechs Blöcke in einer Anwendung nutzen lassen. Sifteo will demnächst ein Software-Kit veröffentlichen, um andere Entwickler mit dem neuen Konzept experimentieren zu lassen. (nbo)