Gibt es ein Leben ohne E-Mails?

Es ist jetzt nicht so, dass ich mir das nicht vorstellen könnte. Dazu bin ich schon zu alt...

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jutta Eckstein

Ich hatte damals, als ich meine Diplomarbeit geschrieben habe (wen es interessiert: "Visualisierung von 2-D-Vektorgraphik mit Interviews" – wobei Interviews eine C++ Bibliothek ist/war) – noch nebenbei den Auftrag für die Firma, bei der ich die Diplomarbeit schrieb, E-Mail-Server und entsprechende Accounts einzurichten. Damals bot übrigens – außer der Universität Dortmund – kaum jemand ein Hosting an (selbst AOL war noch weit entfernt).

Also wie gesagt, ich kenne schon noch die Zeit ohne E-Mail und gelebt habe ich damals auch nicht schlecht. Aber dennoch bin ich jetzt etwas nachdenklich geworden. Ich hatte die glorreiche Idee, in meiner neuen Rolle als Technical Chair der OOP einen meiner Helden als Keynote Sprecher einzuladen: Donald. E. Knuth. Auch mit über 70 forscht dieser immer noch in Stanford. Nun ja, aber ihn einzuladen ist gar nicht mal so einfach. Wie er auf einer extra Info-Webseite erläutert, hat er E-Mail gänzlich entsagt. Und zwar nachdem er 15 Jahre E-Mails genutzt hatte. Wenn man ihn erreichen möchte, muss man ihm einen Brief schreiben. Ja genau, dieses Ding mit Umschlag (nein nicht der, der auf dem Bildschirm blinkt) und Briefmarke, und das man zur Post bringen muss.

Auf alle Fälle hat mich das tief beeindruckt, ist das doch eine ernstzunehmende Strategie gegen die ständige Erreichbarkeit. Noch großartiger finde ich jedoch seine Begründung:

"Email is a wonderful thing for people whose role in life is to be on top of things. But not for me; my role is to be on the bottom of things."

Was mich zugegebenermaßen dennoch verunsichert ist, ob die Kommunikation mittels traditioneller Post tatsächlich zeitnah erfolgen kann, wurde doch gerade erst eine Postkarte nach nur 30 Jahren zugestellt. ()