Vogonen, Oder: Warum es bei c't keine VDSL-Tests mehr gibt

Wie im Bermuda-Dreieck zwischen drei verschiedenen Bürokratien unser Test-Anschluss verschwunden ist.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Johannes Endres

Die Welt war schön, denn wir hatten einen VDSL-Anschluss von der Telekom in der Redaktion. Wenn wir ein VDSL-Gerät testen wollten, einen Praxis-Artikel zu diesem Anschluss schreiben oder etwas beim IP-TV-Angebot T-Entertain ausprobieren, alles kein Problem. Dann wurde die Welt noch schöner, denn die Redaktion zog in ein schöneres Gebäude um – und deshalb können wir jetzt leider keine VDSL-Tests mehr machen.

Aber der Reihe nach: Der Umzug lief reibungslos und auch unsere diversen Testanschlüsse funktionierten gleich wieder – bis auf das VDSL. Der zugehörige ISDN-Anschluss lief zwar auf Anhieb, aber kein VDSL-Modem wollte synchronisieren.

Kein Problem, unsere Netz-Admins (Danke!) meldeten eine Störung und schon am nächsten Tag kam der erste Anruf von der Telekom. Man könne keinen Fehler finden, ob wir denn unsere Gerätschaften überprüft hätten; sonst würde man jetzt einen Techniker in Marsch setzen. Hatten wir zwar, aber zur Sicherheit prüften wir alles nochmal, auch die nicht ganz normgerechte Verlängerung der Leitung ins Testlabor – alles OK.

Nun bestellten wir in einem halbstündigen Telefonat einen Techniker. Der konnte sich auch schon am nächsten (dem dritten) Tag kümmern. Er meldete sich telefonisch, sehr freundlich aber etwas verwirrt: Es gebe gar keinen VDSL-Anschluss, den er entstören könnte. Offenbar sei bei der Auftragsbearbeitung etwas schief gegangen, denn der VDSL-Port sei nicht umgezogen. Er leite das an die zuständige Abteilung weiter.

Einige Stunden später der nächste Anruf, diesmal von einer freundlichen, ebenfalls verwirrten Mitarbeiterin der Auftragsabwicklung: Es gebe laut ihren Unterlagen keinen VDSL-Port – und es könne ja auch gar keinen geben. Denn der Heise Zeitschriften Verlag sei ein Geschäftskunde und die bekommen auch für Geld und gute Worte weder T-Entertain noch VDSL; schließlich heiße das ja auch T-Home.

An dieser Stelle erinnerte sich ein Kollege, dass wir diesen Anschluss auch gar nicht regulär bestellt hatten. Vielmehr hatten wir ihn von der örtlichen Pressestelle der Telekom-Niederlassung Hannover auf dem kurzen Dienstweg bekommen – offenbar auf einem zu kurzen.

Denn inzwischen wurde die Niederlassung Hannover abgewickelt und mit ihr die Pressestelle. Unsere alte Kontakt-Telefonnummer läuft in irgendeiner anderen Telekom-Zentrale auf. (Falls dort mal jemand anruft, Achtung: Die Telefonistin spricht genauso überdeutlich und langsam wie ein automatisches Ansagesystem, ist aber echt. Und sie reagiert etwas genervt, wenn man mit ihr spricht wie mit einem Ansagesystem).

Die Aufgaben der ehemaligen örtlichen Pressestelle hat eine regionale für Norddeutschland übernommen. Die Pressesprecherin ruft sehr freundlich zurück, kann aber nicht weiterhelfen: "Als ich früher bei T-Online war, haben wir sowas immer irgendwie hinbekommen, aber jetzt müssen Sie sich bitte an die zentrale Pressestelle in Bonn wenden. Viel Erfolg."

Der dort für T-Entertain zuständige Sprecher ruft bald zurück und ist der erste Telekom-Mitarbeiter, der nicht verwirrt reagiert. Selbstverständlich könne man uns einen VDSL-Testanschluss zur Verfügung stellen, das sei üblich und sogar kostenlos.

Hoffnung keimt, doch nur, um gleich wieder zerstört zu werden. Es gebe einen kleinen Pferdefuß, sagt der T-Sprecher: Zum VDSL-Anschluss gehöre halt immer auch eine Telefonnummer. Und die Bundesnetzagentur verbiete es der Telekom, dauerhaft einen kostenlosen Telefonanschluss zur Verfügung zu stellen. Der Anschluss werde daher nach einem halben Jahr wieder abgeschaltet.

Das geht für unsere Tests leider gar nicht, denn wir brauchen den Anschluss ständig und auf Zuruf. Ich weise den Herren deshalb darauf hin, dass wir ja durchaus bereit sind, zu bezahlen, wenn die Telekom sich herablässt, unser Geld anzunehmen. "Kein Problem" kommt die Antwort "dann schicke ich Ihnen die Bestellunterlagen zu. Allerdings muss das eine Privatperson bestellen, weil es VDSL nicht für Geschäftskunden gibt."

Hier kommt nach der Telekom und der Bundesnetzagentur die dritte Bürokratie ins Spiel: Das Finanzamt. Damit dort alles seine amtliche Richtigkeit hat, braucht unsere Buchhaltung Rechnungen, die auf den "Heise Zeitschriften Verlag GmbH&Co. KG" ausgestellt sind. Wenn ein Redakteur den Anschluss privat bestellt, lautet die Rechnung aber auf seinen Namen.

Im Heise-Haus tut sich eine Lösung auf: Der Kollege bekommt einfach per Dauerauftrag immer den Preis des Anschlusses überwiesen. Doch halt, das geht auch nicht. Denn für das Finanzamt sieht das wie eine Leistung zum Gehalt aus, die der Kollege dann versteuern müsste.

Daher gibt es nur den anderen Weg: Der Kollege muss die VDSL-Rechnung ausdrucken, mit einem freundlichen Anschreiben versehen, es von zwei Vorgesetzten gegenzeichnen lassen und alles dann in die Buchhaltung tragen, um sich die VDSL-Gebühr erstatten zu lassen – jeden Monat wieder. Wahrscheinlich kostet allein die Arbeitszeit mehr als die 39,99€ für den Anschluss.

Außerdem traue ich mich nicht, die Bestellung über meinen Namen laufen zu lassen. Denn ich bin gerade dabei, T-Entertain-Kunde zu werden. Mit zwei von diesen Paketen auf einen Namen geht sicher was schief. Und es gibt keine separate Rechnung für eins der Pakete, was die Erstattung zusätzlich erschwert.

An dieser Stelle zeichnet sich eine geniale Idee ab: Wir bestellen den Anschluss einfach bei einem Telekom-Konkurrenten. Zum Beispiel bei Arcor (ach nee, Vodafone). Dort haben wir schon seit Jahren einen ADSL-Testanschluss. Diesen Typ bekommen zwar ausschließlich Privatkunden, aber Arcor hat das unbürokratisch möglich gemacht, obwohl wir Geschäftskunde sind.

Aber halt: Da sind ja die Kollegen aus dem Ressort Audio/Video. Die brauchen T-Entertain in HD-Qualität – und das gibt es nur über einen Telekom-VDSL-Anschluss.

Heute starte ich einen letzten Versuch: Ich melde einfach online einen Privatkunden an, der mit Vornamen "Heise" und mit Nachnamen "Zeitschriften Verlag GmbH&Co. KG" heißt. Wenn das geht, sollte es zu Rechnungen führen, die unsere Buchhaltung ohne Nachfragen bezahlt.

To be continued ... ()