FAQ: HTML5

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Herbert Braun
Inhaltsverzeichnis

„HTML 5“ oder „HTML5“?

Anders als bei früheren Versionen von HTML verzichtet die offizielle Schreibweise auf das Leerzeichen vor der Versionsnummer, also „HTML5“.

Muss ich meine Website in HTML5 umschreiben?

Nein. HTML5 ist zu nahezu 100 Prozent abwärtskompatibel – wenn Sie sich an die Webstandards gehalten haben, müssen Sie also nichts befürchten.

Kann man HTML5 heute überhaupt schon benutzen? Ich habe gehört, dass es erst in zehn Jahren fertig sein soll.

HTML5 und verwandte Webstandards sind noch keine „Empfehlungen“ des Standardisierungsgremiums W3C. Allerdings steht dieser Schritt erst am Ende eines sehr langen Verfahrens, das unter anderem die Implementierung des Standards voraussetzt.

Weite Teile von HTML5 sind bereits heute ausreichend stabil und verbreitet für die Erfordernisse der Praxis. Auf einigen Gebieten gibt es allerdings auch Inkompatibilitäten oder experimentelle Implementierungen der Browser-Hersteller. Details dazu finden Sie über den c’t-Link unten.

Wer denkt sich die HTML5-Neuerungen aus und entscheidet, was standardisiert wird?

Ursprünglich taten sich Vertreter von Mozilla, Opera und WebKit/Apple zusammen, um neue Ideen ins Web zu bringen. Das Standardisierungsgremium W3C, an dem alle Browser-Hersteller mitarbeiten, griff diese Konzepte nach langem Zögern auf. Federführender Autor ist der für Google arbeitende Ian Hickson; auch Microsoft ist auf den HTML5-Zug aufgesprungen. Im Unterschied zu anderen W3C-Spezifikationen ziehen also die Firmen die Fäden, welche die Spezifikation auch implementieren müssen.

Da die beteiligten Firmen alle miteinander konkurrieren, ist die Weiterentwicklung der Standards ein spannungsreicher Prozess zwischen individuellen Vorstößen und Konsens im Gremium. Daher kommt es auch immer wieder zu Inkompatibilitäten und zur Einstellung von Projekten.

Warum gibt es keine einheitlichen Audio- und Video-Codecs in HTML5?

Ursprünglich sollte die Unterstützung der freien Codecs Vorbis und Theora in der Spezifikation vorgeschrieben werden, doch scheiterte dies am Widerstand Microsofts und Apples. Diese wiederum bevorzugen das lizenzrechtlich geschützte und auch in Flash verwendete H.264, mit dem sich Mozilla und Opera nicht anfreunden können. Eine Lösung könnte der leistungsfähige VP8-Codec bringen, den Google unter eine Open-Source-Lizenz gestellt hat. Bisher ist VP8 jedoch noch nicht weit verbreitet.

Was ist eigentlich mit XHTML – ist es durch HTML5 überflüssig geworden?

HTML bis einschließlich Version 4 setzt auf der sehr alten Syntax SGML auf. XHTML war der Versuch, eine vereinfachte Schreibweise für HTML auf Grundlage von XML ohne obskure Altlasten zu finden und die Erweiterung durch andere Dokumentenformate zu ermöglichen. Wirklich durchgesetzt hat sich das nie, nicht zuletzt weil der Internet Explorer Webseiten lange nicht als XML-MIME-Typ akzeptierte.

HTML5 führt einen neuen Dokumenttyp ein, der sowohl die üblichen HTML- als auch die XHTML-Schreibweisen akzeptiert; auch SVG- und MathML-Code innerhalb eines HTML5-Dokuments ist zulässig. Zusätzlich entsteht eine XML-Variante namens XHTML5, die aber wenig gebräuchlich ist.

Kann HTML5 alles, wozu man früher Flash gebraucht hat? Wird Flash verschwinden?

Nach wie vor stehen Flash und das konkurrierende Format Silverlight auf einer breiteren technischen Basis als HTML5. Sub-Pixel-Rendering, 3D-Grafiken, Streaming und Zugriff auf Eingabegeräte sind nur einige Punkte, in denen die Plug-in-Formate noch großen Vorsprung gegenüber HTML5 haben – nicht zu reden von den überlegenen Entwicklerwerkzeugen.

Andererseits benötigen die wenigsten Webanwendungen diese Features. Auf vielen Gebieten haben sich HTML5 und verwandte Techniken als brauchbare technische Plattform erwiesen, die wegen ihrer Offenheit rasch expandiert. Es ist also durchaus möglich, dass Flash und Silverlight in einigen Jahren verschwinden werden, aber im Augenblick gibt es noch Gründe für ihren Einsatz.

Welcher Browser beherrscht HTML5 und welcher nicht?

Mozilla, Google, Apple, Opera und Microsoft arbeiten zusammen an der Spezifikation und implementieren sie Schritt für Schritt in ihren Browsern. Sehr schnell setzt in der Regel Google neue Features um, während Microsoft etwas zögerlicher ist; dabei prescht jeder Hersteller gelegentlich mit eigenen Ideen vor, die in keinem anderen Browser laufen. Dennoch funktionieren viele HTML5-Neuerungen in allen aktuellen Browsern.

Es ist immer die Rede von HTML5, aber geht es nicht eigentlich eher um JavaScript? Was hat das mit HTML zu tun?

HTML5 baut auf HTML 4 auf und fügt der Sprache neue Elemente und neue Attribute hinzu. Der Umfang von HTML5 geht aber über den der Vorgängerversion hinaus: Die Sprache enthält auch eine Beschreibung der Schnittstellen, mit denen Skripte auf den Dokumentenbaum zugreifen können, und geht auf einige CSS-Fragen ein.

Einige Teile der ursprünglichen Spezifikation wurden ausgelagert, weil sie zu wenig mit HTML zu tun haben – etwa lokale Datenspeicherung. Andere Techniken wie Geolokalisierung, Schnittstellen zum Dateisystem oder SVG-Vektorgrafiken waren nie Teil von HTML5, gehören aber zur gleichen Erneuerungswelle und werden oft mit HTML5 in einen Topf geworfen.

www.ct.de/1117160 (heb)