Microsoft und Macrovision wollen die "analoge Lücke" schließen

Der Softwarekonzern und der Kopierschutzspezialist haben eine Vereinbarung getroffen, um digitale Kopien selbst von analogen TV-Mitschnitten zu reglementieren.

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Von
  • Volker Zota

Microsoft und Kopierschutzspezialist Macrovision haben eine Übereinkunft getroffen, um analoge TV-Kopien zwischen Consumer-Geräten zu reglementieren. Demnach sollen kommende Versionen von Microsofts Windows Media Center Edition und der zugehörigen Windows-Media-Software auf Macrovision-Signale reagieren und nur temporäre Aufnahmen gestatten -- beispielsweise für Timeshifting (zeitversetztes Fernsehen). Wird eine mit Macrovision ausgestrahlte Sendung aufgezeichnet, sorgt Microsofts digitales Rechtemanagement (DRM) dafür, dass die Aufnahme nur innerhalb des als Timeshift-Puffers definierten Zeitintervalls abspielbar ist.

Der schon seit VHS-Zeiten bekannte analoge Macrovision-Schutz sendet in der Austastlücke hinter dem vertikalen Synchronisationsimpuls einen Störimpuls, der Videorecorder aus dem Tritt bringen soll. DVD-Player werden heutzutage über ein auf der DVD gespeichertes Macrovisions-Flag angewiesen, ein entsprechendes Signal zu generieren, um Analogkopien zu verhindern. Viele Consumer-Geräte reagieren auf das Signal und verweigern entsprechend die Aufnahme respektive Kopie derart geschützter Inhalte. Die meisten TV-Capture-Karten- und -Anwendungen (beispielsweise GDatas DaViDeo LegalCopy) ignorieren hingegen das Signal und gestatten so inzwischen recht hochwertige analoge Kopien Macrovision-geschützter Video-DVDs.

Um die bereits mit digitaler Rechteverwaltung Einzug haltende Nutzungskontrolle bei digitalen Medien (beispielsweise im Internet gekaufte Musik) auch auf die analoge Domäne auszuweiten, will Macrovision nun eine verfeinerte Version seines analogen Kopierschutzverfahrens auf den Markt bringen. Diese soll es den Inhalteanbietern erlauben, einen Zeitraum für die zulässige Speicherung vorzugeben -- etwa gar nicht, nur für Timeshifting oder für eine Woche. Das funktioniert freilich nur Hand in Hand mit den DRM-Anbietern.

Was zunächst nach einer Aufweichung des Macrovision-Konzepts klingt (immerhin sollte es früher gänzlich Kopien verhindern), zielt indes unmittelbar darauf ab, den Zuschauern selbst bei Analogempfang digitale Fesseln anzulegen. So ist wenig erstaunlich, dass die Filmstudios laut Macrovision bereits ihr Interesse an dem System bekundet haben. Ihnen schweben beispielweise flexiblere Pay-per-View-Angebote vor.

Laut US-amerikanischen Medienberichten will nicht nur Microsoft, sondern auch der Hersteller digitaler Videorecorder TiVo das verbesserte analoge Macrovision unterstützen. (vza)