Berufsunfähigkeit: Das Risiko wird unterschätzt

Wer jung ist, denkt an seine Karriere und nicht an eine mögliche Berufsunfähigkeit. Die Statistiken der Versicherer zeigen: das ist ein Fehler.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Das Risiko, berufsunfähig zu werden, wird von vielen unterschätzt. Tatsächlich ist es höher, als die meisten von uns glauben. So zeigt eine Analyse der Versicherungsmathematiker der Deutschen Aktuarvereinigung, dass fast jeder Zweite, der heute 20 ist, bis zum Rentenbeginn berufsunfähig sein wird. Schon jetzt treffe es bei den unter 50-Jährigen jeden Dritten. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung haben allerdings nur 21 Prozent der Männer und 18,5 Prozent der Frauen, so ein weiteres Ergebnis der Analyse.

Die Zahlen zeigen allerdings auch, dass das Risiko offenbar gestiegen ist. Die Experten führen das unter anderem auf den Anstieg von sitzenden Berufen zurück, die Rückenbeschwerden, Herz-Kreislauferkrankungen und Gelenkkrankheiten nach sich ziehen. Die sind es auch, unter denen viele Berufsunfähige so stark leiden, dass sie ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können. Die absolute Hauptursache für Berufsunfähigkeit ist inzwischen der Bereich der seelischen Erkrankungen. Ein Drittel der Betroffenen leidet laut Statistik an Burn-out und ist deshalb nicht mehr in der Lage, seinen bisherigen Job auszuüben.

Auch eine Continentale-Studie zur Berufsunfähigkeit zeigt: Die Bevölkerung unterschätzt das eigene Risiko und ist erschreckend schlecht über das Thema informiert. So glauben nur 13 Prozent der Berufstätigen, das sie gefährdet sind,berufsunfähig zu werden. Laut dieser Statistik sind aber durchschnittlich 20 Prozent der Arbeitnehmer betroffen, Tendenz steigend.

Interessant: 37 Prozent der Befragten denken an Unfälle als Ursache, 43 Prozent an Rückenleiden. Tatsächlich sind es nur in 17 Prozent der Fälle Rückenprobleme und in fünf Prozent der Fälle Unfälle. Mit einem Anteil von 33 Prozent werden auch hier seelische Erkrankungen als Hauptursache für Berufsunfähigkeit genannt.

Als geeignete Vorsorgemaßnahmen nennen 65 Prozent eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Unfallversicherung. 68 Prozent halten "Sparen" für eine geeignete Vorsorgeform, 64 Prozent den Erwerb von Immobilien, 54 Prozent den Abschluss einer Lebensversicherung und 45 Prozent den Abschluss einer Krankenzusatzversicherung.

Die Berufstätigen, die keinen Versicherungsschutz haben, wurden gefragt, wieso sie sich nicht gegen Berufsunfähigkeit abgesichert haben. 27 Prozent geben Informationsmangel als Grund an, 19 Prozent sagen, sie hätten noch keine ausreichende Beratung gehabt. 41 Prozent der Berufstätigen sind der Ansicht, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahle nicht bei selbstverschuldeten Unfällen. 35 Prozent sagen, private und gesetzliche Leistungen würden miteinander verrechnet. Beide Aussagen sind falsch. 35 Prozent glauben, dass die Versicherung zu teuer für sie ist. (masi)