USA: Mehr als 200.000 BitTorrent-Abmahnungen in anderthalb Jahren

Die Abmahnung von Filesharern wird offenbar zunehmend zu einem lukrativen Nebengeschäft für einzelne Rechteinhaber. In Einzelfällen sollen die erwartbaren Einnahmen sogar die Einspielergebnisse in Kinos übersteigen.

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Von
  • Johannes Haupt

Seit Anfang 2010 wurden allein in den USA mehr als 200.000 Abmahnungen an Filesharer zugestellt, nahezu ausschließlich an Nutzer des P2P-Protokolls BitTorrent. Das geht aus einem von der Branchenseite Torrentfreak veröffentlichten Excel-Sheet hervor. Darin sind alle bekannten Informationen zu in den USA angestrengten Gerichtsverfahren gegen Filesharer zwischen Januar 2010 und Juli 2011 aufgeführt.

Der größte Einzelfall in diesem Zeitraum betrifft den Spielfilm "The Hurt Locker". Die unabhängige Produktionsfirma Voltage Pictures ließ im Mai 2011 fast 25.000 US-amerikanische BitTorrent-Nutzer abmahnen. Daneben wurde besonders häufig das unrechtmäßige Teilen von Erotikfilmen anwaltlich verfolgt. Auch ein prominenter deutscher Name findet sich in der Liste der abmahnenden Unternehmen. Die Achte/Neunte Boll Kino Beteiligungs GmbH & Co KG von Uwe Boll strengte zwischen Januar 2010 und Juli 2011 mindestens 16 Gerichtsverfahren gegen eine unbekannte Anzahl an Filesharern an, welche die Videospielverfilmung "Far Cry" weitergegeben haben sollen.

Keine der Rechtsstreitigkeiten mündete bislang in ein richterliches Urteil, Rechteinhaber und Filesharer vereinbaren in der Regel eine Ausgleichszahlung. Eine juristische Bestätigung für die Rechtmäßigkeit der Ansprüche steht damit noch aus. TorrentFreak weist darauf hin, dass Massenabmahnungen in den USA bisweilen einen wesentlichen Teil der Verwertungskette einer Filmproduktion ausmachen. Sollten sich etwa beim Fall "The Hurt Locker" nur 10.000 der abgemahnten 24.583 Nutzer auf eine Ausgleichszahlung von 2.000 US-Dollar einlassen, bedeutete das einen Umsatz von 20 Millionen US-Dollar. An den US-amerikanischen Kinokassen spielte der mit sechs Oscars ausgezeichnete Film dagegen "nur" 17 Millionen US-Dollar ein. (jh)