Google spielt auf

Mit der Beta-Version von Googles neuem Musik-Streaming-Dienst Google Music kann man von überall auf der Welt auf seine Musiksammlung zugreifen kann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andrea Müller
Inhaltsverzeichnis

Auf der Konferenz Google I/O im Mai vorgestellt, öffnet der Streaming-Dienst Google Music nun seine Tore für immer mehr Nutzer. Er bietet in der Beta-Version kostenlos Speicherplatz für bis zu 20 000 Musikstücke, auf die der Nutzer via Browser zugreifen kann; für Android gibt es eine Version der Music-App, die nicht nur lokal gespeicherte Titel abspielt, sondern auch die online liegenden aus dem Internet streamt.

Darüber hinaus gehört ein Upload-Client zum Angebot, über den man seine Musiksammlung hochlädt. Zum Start des Dienstes gab es das Programm nur für Windows und Mac OS, eine Linux-Version ist inzwischen ebenfalls erhältlich.

Offiziell ist Google Music derzeit nur in den USA verfügbar, doch das gilt nur für die Anmeldung über music.google.com. Loggt man sich dort über einen US-Proxy ein und fordert eine Einladung an, lässt sich der Dienst nach deren Erhalt von jedem Ort der Welt aus nutzen. Ein wenig Geduld ist dabei nötig, denn Google braucht zwischen drei und sieben Tagen, um die Einladungen zu verschicken. Wesentlich schneller und ganz ohne Proxy ist man drin, wenn man sich von einem Bekannten einladen lässt, der bereits ein Google-Music-Konto hat: Jedem Nutzer stehen mehrere Einladungen zur Verfügung, die den Empfänger zum sofortigen Zugang berechtigen.

Nach dem Klick auf „Get started“ in der Einladungs-Mail und Annahme der Lizenzbedingungen kann man gleich loslegen. Für erste Tests bietet Google Music 284 Gratistitel aus mehreren Genres, darunter Country, Jazz, Rock und Pop sowie den Download des Music Manager an. Letzteres kann man bequem überspringen und später nachholen, zur Auswahl der Gratismusik hat man jedoch nur einmal Gelegenheit.

Das Web-Interface präsentiert sich zweigeteilt. Die linke Leiste enthält Sortiermöglichkeiten für die eigene Sammlung, etwa nach Titel, Interpret, Album oder Genre. Im Bereich darunter hat man Zugriff auf seine Playlists. Neben denen, die der Nutzer klassisch nach eigenem Gusto bestücken darf, offeriert Google Music noch „Auto Playlists“ mit Titeln, die man als besonders gut gekennzeichnet hat, den freien Songs sowie den kürzlich zur Sammlung hinzugefügten. Eine interessante Variante sind die „Instant Mixes“: Dabei muss man zunächst einen Song in der rechten Fensterhälfte markieren und Google Music versucht dann, 24 ähnliche Titel in der Sammlung zu finden, die es gemeinsam mit dem ausgewählten in eine Playlist packt.

Über den Browser greift man bei Google Music auf seine Musiksammlung zu. Für Android-Geräte gibt es einen speziellen Client, der einzelne Titel auch offline verfügbar macht.

In der rechten Fensterhälfte listet Google Music die Songs beziehungsweise Alben auf. Über ein Ausklappmenü kann man sie abspielen, zu einer Playlist hinzufügen oder löschen. Nicht zu viel versprechen sollte man sich von dem Menüeintrag „Shop this artist“ – man landet nicht etwa bei einem kommerziellen Musikanbieter, sondern erhält lediglich eine Google-Suche nach Shops mit entsprechenden Alben als Ergebnis. Beim Abspielen der Titel via Browser stört die Pause von mehreren Sekunden zwischen den Songs, davon abgesehen ist die Qualität gut.

Titel von der eigenen Festplatte finden ihren Weg über den Button „Upload Music“ zu Google Music. Sofern bereits installiert, startet ein Klick darauf den Music Manager, der automatisch die Standard-Verzeichnisse (unter Linux etwa „Musik“ im Home-Verzeichnis) nach Audio-Material abklappert. Die Windows- und Mac-OS-Versionen können außerdem auf eine vorhandene iTunes-Bibliothek zugreifen und deren Inhalt (leider nur komplett) hochladen. Alternativ akzeptiert der Music Manager auch ein beliebiges Verzeichnis mit Inhalten zum Upload.

Während die Windows- und die Mac-OS-Version des Music Manager nur MP3-, M4A- (nicht die MP4-Variante mit Kopierschutz) und Flac-Dateien übertragen, kommt die Linux-Variante des Programms auch mit Ogg-Dateien zurecht, sie werden allerdings beim Upload in MP3 konvertiert.

Für Android-Geräte bietet Google eine eigene Version der Music-App zum Streaming von Google Music an. Sofern diese Version noch nicht über Android-Updates auf dem Gerät gelandet ist, ist sie außerhalb der USA derzeit nicht über den Market erhältlich – die richtigen Suchbegriffe im XDA-Developer-Forum fördern jedoch schnell den Link zu einer geleakten APK-Datei der App zu Tage. Insgesamt kann man bis zu acht Mobilgeräte für die Nutzung eines Music-Accounts registrieren. Die Übersicht der für den Dienst freigeschalteten Geräte befindet sich im Dialog „Settings“ der Web-Oberfläche, wo man den Geräten den Zugriff auf den Music-Account auch wieder entziehen kann.

Über den Einrichtungsdialog verbindet man die Music-App mit dem Google-Music-Konto, woraufhin alle bei dem Online-Dienst gespeicherten Titel in der Übersicht erscheinen. Will man seinen UMTS-Tarif nicht belasten, beschränkt sich das Programm auf Wunsch auf das Streaming über WLAN. Praktisch ist die Möglichkeit, ausgewählte Titel auf Android-Geräten offline verfügbar zu machen. Die Musik-App speichert sie im Verzeichnis Android/data/com.google.android.music auf der SD-Karte. Das ist der einzige Weg, die hochgeladenen Titel wieder aus Google Music herauszubekommen – über den Browser klappt das nicht, sodass der Dienst sich nicht für Backups in der Cloud eignet.

Abgesehen von diesem Manko und der praktisch nicht vorhandenen Option, weitere Titel zu kaufen, macht Google Music schon einen sehr guten Eindruck. Einige Schwächen wie Anzeigefehler bei Alben-Covern oder auf einmal doppelt vorhandene Titel dürften typische Beta-Bugs sein und stören kaum. Noch ist allerdings nicht entschieden, ob und in welchem Umfang der Dienst kostenfrei bleiben wird. Auch fehlen noch Client-Apps für iOS & Co. (amu)