Verstoßen Android-Geräte gegen die GPL?

Der Patent-Blogger Florian Müller will ein neues Lizenzproblem in Android entdeckt haben: Nach seiner Ansicht könnten Tausende von Entwicklern des Linux-Kernels den Vertrieb von Android-Geräten verbieten lassen.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Der Patent-Blogger Florian Müller will ein neues Lizenzproblem in Android entdeckt haben. Müller argumentiert in seinem jüngsten Blog-Eintrag, die meisten Hersteller von Android-Geräten hätten irgendwann einmal gegen die GPL verstoßen, indem sie ihre Geräte vertrieben haben, ohne den Quellcode des Linux-Kernels bereitzustellen. Das gelte vor allem für die Anbieter von Tablets mit Android 3.0 (Honeycomb), dessen Quelltexte Google zunächst zurückgehalten hatte – auch, als schon erste Honeycomb-Tablets auf dem Markt waren.

Die GPLv2, unter der der Linux-Kernel von Android steht, sieht bei einem Lizenzverstoß das Erlöschen der Lizenz vor, schreibt Müller weiter. Um den Linux-Kernel wieder legal vertreiben zu dürfen, reiche es nicht, die Bedingungen nachträglich zu erfüllen; die GPLv2 verlange ausdrücklich, dass man von jedem Copyright-Halter, dessen Rechte verletzt wurden, eine neue Nutzungserlaubnis einhole. Bei den Tausenden von Entwicklern, die zum Linux-Kernel beigetragen haben, sei das praktisch kaum durchzuführen. Nach Ansicht von Müller könne sich sich daher jeder Kernel-Entwickler mit einem Anwalt verbünden und gegen Hersteller von Android-Geräten vorgehen.

Müller belegt allerdings nicht, dass Google jemals Quelltexte des Android-Kernels zurückgehalten hat. In einem Interview mit der österreichischen News-Site "Der Standard" erklärte Chris DiBona, Googles Open-Source-Verantwortlicher, Google habe den Code des Linux-Kernels immer sofort veröffentlicht. Zurückgehalten habe man lediglich die Quelltexte der Honeycomb-Plattform und -Anwendungen. Laut DiBona ist das unproblematisch, da Android mit Ausnahme des Kernels unter der Apache-Lizenz steht, die keine Veröffentlichungspflicht für die Quelltexte vorsieht. Google, meinte DiBona, habe die Pflichten, die sich aus GPL und LGPL ergeben, immer respektiert. (odi)